Claudia am 19. Januar 2024 —

Das müsst Ihr sehen: „Correctiv enthüllt“ als szenische Lesung

Eigentlich wollte ich nur kurz reinsehen, aber dann bin ich dran hängen geblieben, schwer fasziniert:

Correctiv enthüllt: Rechtsextremer Geheimplan gegen Deutschland | Szenische Lesung aus dem Berliner Ensemble

Correctiv enthüllt als szenische Lesung

Die „szenische Lesung“ der Enthüllungen bietet weit mehr Hintergrundinfos und auch noch nicht veröffentlichte Details zum „Düsseldorfer Forum“ („Geheimtreffen“ aktiver Rechtsradikaler und Nazis, unter Beteiligung von fünf AFD-Funktionsträgern und zwei Mitgliedern der „Werteunion“). Es wird berichtet, wie man Linke verfolgt, und Verfahren besprochen, wie der demokratische Staat z.B. durch massenhafte Einsprüche gegen Wahlergebnisse ins Zwielicht gesetzt werden kann (weil Trump damit so erfolgreich war).

Der „Masterplan“ wird erläutert und diskutiert, wie z.B. die 13% Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund vertrieben werden könnten. Kampagnenvorschläge und aktuelle Vorhaben der AFD sind auch Thema. Zu guter Letzt erfährt man auch, wie es Correctiv gelungen ist, all das auf dem „Forum“ auszuspähen – mit einem lustigen Seitenhieb auf den Verfassungsschutz am Ende der Lesung.

Insgesamt ist das alles garnicht lustig! „Anfänge“ sind das schon lange nicht mehr…. Das weiß auch Correctiv und so heißt es am Ende:

„Vielleicht wird dieser Abend auch der Anfang einer neuen Erzählung, die damit beginnt, dass wir uns gegen die faschistischen Kräfte wehren. Es könnte eine Erzählung sein, die zeigt, dass wir viele sind, dass wir laut sind, dass wir als Zivilgeschellschaft nicht pennen, sondern dass wir hellwach sind, und dass wir uns unsere Demokratie nicht kaputt machen lassen.“

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Diskussion

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13 Kommentare zu „Das müsst Ihr sehen: „Correctiv enthüllt“ als szenische Lesung“.

  1. Den Kommentar von Burks dazu kennst Du schon?

  2. Mich erstaunt und erfreut dabei, dass ausgerechnet diese Nummer die Menschen in relativ hoher Zahl auf die Straße bringt, wo bisher eher Lethargie und Schulterzucken normal war.

    Es ist ja nicht so, dass nicht von Beginn an klar war, wie z.B. eine AfD tickt und auch andere Rechte, egal ob der Verein jetzt die Identitären sind oder der Dritte Weg heisst. Ob angesichts der allgemeinen Umstände und bei weiteren „Ideen“ und deren teils unausgegorenem Umsetzen durch die Regierung das auf Dauer so bleibt, gilt es abzuwarten.

    Das dabei Rechte weiter jede Nische nutzen werden, u Zwist und Neid zu schüren wie jetzt bei den Bauernprotesten, ist klar. Wobei sie auch da vielleicht doch nicht so auf das Vehikel aufsteigen konnten, wie sie sich gedacht haben.

    @ Juri Nello

    Burks Meinung ist halt Burks Meinung genauso wie die eines jeden Anderen oder diese hier die Sicht Claudias ist.

    Burks triggert auch gerne und klar kann man es blöd finden, wenn sich Correctiv damit so in Szene setzt. Machen andere aber genau so. Da wird Rechten und ihrer Ideologie in anderen Formaten teils deutlich mehr Bühne geboten auch in den ÖR und wenn es danach geht, verbieten wir gleich wieder alles, wo irgendein Bezug zu Nazis besteht? Dann wären solche Sender wie n-tv oder Welt etc. tot;-)

  3. Mich haben dabei eher die Worte ’schlecht recherchiert“ getriggert. Als erfahrener Journalist wird er dazu etwas in der Hinterhand haben.

  4. @Juri: Die Kommentarfunktion in diesem Blog bietet die Möglichkeit, einen Link zu setzen! So musste ich auf Burks Blog erstmal die Suchfunktion bemühen, um überhaupt etwas zu finden, das sich auf „Correctiv“ bezieht! Und dann finde ich genau vier (Sätze), mit denen er die Correctiv-Aktion in die Tonne klopfen will – auch mit einem in diesem Kontext absolut lächerlichen Vergleich:

    „Demnächst dann in diesem oder einem anderen Theater:
    „Correctiv-enthüllt-T-Shirts“, „Correctiv-enthüllt-Kaffeetassen“ und schließlich: „Correctiv enthüllt – der Film“. (Sorry, Correctiv. Aber so verdienstvoll eure Recherche war, so murks ist das. (Deniz Yücel)“

    Die Suche nach Yücel/Correctiv ergibt dann einen Verweis auf einen X-Post, der auf einen Welt-Artikel hinter Zahlschranke verweist!
    Und DAS bewegt dich, diese Meinungsäußerung als relevant für das großartige Geschehen anzusehen, das derzeit (endlich!) stattfindet? Und du VERMUTEST ohne konkrete Belege, dass die Recherche nicht ok war?
    Das kann ich mir nur mit einem seltsamen Hang zum Negativen erklären! Warum nur? Ich freue mich sehr darüber, dass ein jurnalistischer Akt endlich mal die üblicherweise eher „stille“ Mehrheit bewegt, auf die Straße zu gehen! Und ja: Mittels der „szenischen Lesung“ geht das Ganze viel mehr unter die Haut als wenn man nur einen langen Artikel liest (und wer macht das schon noch gerne?). Zudem wird in dem Stück gleich vom Start weg das Spannungsfeld zwischen den konkreten Ergebnissen der Recherche und der theatralischen Aufbereitung thematisiert – sogar immer wieder, damit es auch niemand vergisst!
    Mit lediglich sachlich-nüchternen Berichten wird man gegen die Kampagnen der Rechtsextremen nicht ankommen, denn die Gegenseite nutzt alle Mittel zur Emotionalisierung, auf allen Kanälen!

  5. @Juri Nello

    Von schlecht recherchiert steht da aber nichts. Burks kritisiert das Vermarkten des Ganzen durch diese Lesung und frotzelt dann fiktiv und ironisch mit Yüzels Zitat (welches auch wieder nur Meinung eines Dritten ist), dass es demnächst noch den ganzen Merch-Kram dazu gibt.

    Wie wäre es eigentlich, wenn man mal auf den Kanälen der Rechten so forsten würde und deren Bullshit zerlegte, weil das meiste ja nur aufgeblähtes Gaga und Falschaussagen sind? Da käme man aus schlechten „Recherchen“ gar nicht mehr heraus.

    Da ist er eher an seinen eigenen journalistischen Kriterien gescheitert;-)

  6. @Thomas (Siewurdengelesen): Ich habe ein paarmal versucht, auf Tychis Einblick Widerreden zu posten, sachlich, mit Argumenten und Belegen – die wurden nie frei geschaltet!

  7. Man kann ja so eine „szenische Lesung“ machen. Wem sich dadurch die ganze Thematik besser als über einen langen Artikel entschließt, ja, bitteschön.

    Ich persönlich empfand die Lesung nur als aufgewärmte Suppe allseits Bekanntem, die weiter am kochen gehalten werden muss, so nach dem Motto: Man muss die Suppe essen, so lange sie heiß ist. Meine Kritik: Plump, peinlich, trash. Die allerdings, – logisch und konsequent -, dem Ofarim, Precht, SZ-Aiwanger Trend folgt, nämlich, erst mal was raus hau`n, alles andere wird man schon sehen. Richtig dabei erkannt: Antisemitismus. Läuft, wie geschnitten Brot.

  8. @Claudia

    Auf diesen Portalen würde ich um´s Verrecken nichts posten, weil es sowieso brotlose Kunst ist bei der Klientel dort. Das kann man teils schon nur mit ganz spitzen Fingern anfassen beim Lesen und muss aufpassen, dass man keinen Würgreiz bekommt. Auch dort findet sich ja in der Sprache wieder, dass teils unverhohlen Ressentiments und Straftaten in Hülsen euphemisiert werden.

    Das kritische Beiträge dort nicht freigegeben werden, kann ich mir gut vorstellen. Kritik passt so gar nicht in´s Weltbild und dann zerstörte es womöglich noch die Argumentation durch Fakten und das Bild des unwidersprochenen Zustimmens auf diesen Seiten.

    Mit der Aussage meinte ich ja eher, dass z.B. ein Burks sich mit der gleichen Verve mal an solchen Seiten und deren „Aufführungen“ abarbeitete wie z.B. die Lachnummer mit Weidels Bedrohen, während die Dame auf Malle war oder die „Stichverletzung“ Chrupallas während des Wahlkampfs. Alles erstunken und erlogen. Bei anderen Politikern wäre das nur noch peinlich, aber beim Aufmerksamkeitslimbo sind sie halt Spitze.

    Viele Grüße
    Thomas

  9. @Siewurdengelesen: Dem Steckenpferd, auf solchen Portalen zu lesen und zwangsläufig abweichende Ansichten zu posten, ist auch bei mir (fast) immer gescheitert. Meine Haltung dazu: Ich wollte wissen, wie diese Leute wirklich ticken. Es war vergebene Liebesmüh. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass mir ähnliches auch auf linken Seiten passiert. Das spricht (leider) dafür, dass wir in unseren Blasen festhängen und nicht einmal mehr miteinander sprechen können. Wohin das führt, weiß wohl keiner. Es ist für unsere Demokratie vermutlich nicht gut, wenn wir uns einander keinem Dialog mehr stellen und das dazu auch noch aus festester Überzeugung tun. Die einen sind die Ideologen, die anderen die Leichtgläubigen, die mehr auf emotionale Überzeugungen als auf Fakten setzen.

    Mir hat die „szenische Lesung“ aus einem bestimmten Grund nicht zugesagt. Vielleicht bin ich da bei Burks? Den Linken waren dialektische Grundsatzdebatten wichtiger als ein Verständnis für Probleme, die die Menschen beschäftigen. Wie oft habe ich inzwischen von Journalisten nach der Correctiv-Recherche schon gehört, dass all dies längst schon bekannt gewesen sei. All die Demonstrationen bekommen so einen abwertenden Touch verpasst, den sie nun wahrlich nicht verdient haben.

  10. @Horst Schulte

    +1

    Da ist durchaus etwas Wahres dran und ich sehe da immer Das Leben des Brian vor mir;-)

    Selber streite ich mich ja auch gerne spitz auf Knopf, wenn es sein muss und bei „Linken“ ist es ja meist dieses Debattieren bis auf´s letzte µ, das immer so belächelt wird. Andererseits ist die Kritik und die Kritik der Kritik ja das, was weiterbringen soll und das ständige Überprüfen der Prozess, der die Gesellschaft treibt. Genau das Unterlassen und Akzeptieren der Fehler war ja letztendlich das, was neben ein paar anderen Punkten eine DDR und den ersten Sozialismus an sich hat scheitern lassen. Das genau aufzutriefeln, gehört nicht hierher und ist tl;dr.

    Rechte dagegen haben ein Dogma und wollen sich Kritik weder stellen noch diese akzeptieren. Das ist auch ein Grund, warum es witzlos ist, dort etwas zu debattieren – never discuss with an idiot…

    Das Phänomen, eigenen Ansichten unkritischer gegenüber zu stehen, ist bekannt und logisch.

    Der Punkt bei Correctiv an sich:

    Es mag sein, dass die Form des Vermarktens dieser Erkenntnisse eine bescheidene ist, um vielleicht darüber mehr Reichweite zu erzielen. Andererseits wurde damit erreicht, dass darüber tatsächlich mal mehr als die üblichen Verdächtigen den Arsch hochbekommen haben und sich endlich gegen diese braune Pest auf die Straße begeben. Und genau diese Straße war ja der Teil wo sich über Querfront, Pegida, Covid-Proteste usw. die Rechten etabliert haben, weil links einfach keine eventuell auch polemischen Antworten hat. Und auf einmal geht das!

    Und genau dafür muss man Correctiv Respekt zollen – Lesung als „Kitsch“ hin oder her. Ob das bestand hat, ob angesichts zunehmender sozialer Probleme und verhärteter gesellschaftlicher Bedingungen und der Armenhatz der Regierenden und auch solcher Themen wie Klima et al das Bestand haben wird, wird man sehen. Zur Zeit zeigt es, dass die meisten Menschen solchen Plänen eben doch nicht zustimmen und nicht nur vom Hass auf irgendwen Anderen zerfressen sind. Vielleicht ist es sogar gut, dass es nicht explizit aus der linken Ecke kommt, sondern tatsächlich der „Mitte“ der Gesellschaft, wo auch immer die sich befindet.

  11. Stimmt. Da war ich beim Lesen wohl zu oberflächlich. Ich gelobe Besserung.

  12. Ich denke eher, diese Art des Öffentlichmachens geht nach hinten los. Eine szenische Lesung in Form eines Theaterstücks könnte die eigene Recherche karikieren. Die Rechten brauchen da gar nicht viel machen, sie werden vermutlich genau das mit der Argumentation eine linken Kasperltheaters nutzen; und zwar in genau die andere Richtung.

    Der Schrecken über die „Konferenz des Bösen“ könnte durch die Aufführung einer Art von verharmlosenden Sicht weichen.

    Die Rechten könnten das glaubhaft kolportieren, unter anderen auch damit, das Rechereergebnisse zwecks Unterhaltung des Publikums ergänzend dargestellt worden sind. Persönlich halte ich die Vorgehensweise eher für unklug; Theater ist eine Kunstform und sollte keinsfalls mit Journalismus vermengt werden, vor allem dann nicht, wenn es um eine ernste Sache geht.

  13. @Menachem: Wo bitte war die „Lesung“ antisemitisch?
    Dass Du sie insgesamt so anders empfunden hast als ich, mag an der unterschiedlichen Kenntnis der Vorgeschichten (der Beteiligten) und Fakten liegen, die hier in einer Weise zusammengefasst wurden, dass sich – für mich – doch recht viel neue Infos enthielt. In dem Punkt, dass die offensichtliche Wirkung erheblich ist und diese Darstellung dann auch rechtfertigt, sind wir immerhin einer Meinung.

    @alle: in nahezu jeder Nachricht zu den Demos wird als Auslöser das „geheime Treffen“ und seine Intention genannt. Egal wie viel Vorwissen Einzelne gehabt haben mögen, so war und ist es offenbar die Veröffentlichung von Correctiv, die das Fass zum Überlaufen gebracht hat, bzw. endlich mal richtig was bewegt hat. Leider wissen wir nicht, wie viele die Lesung gesehen haben und wie viele „nur“ die schriftliche Ausarbeitung – das wäre mal wirklich interessant. Die schriftliche Form ist im übrigen ja sehr nahe an der „szenischen Lesung“, also ganz ebenso in Akte und Szenen aufgeteilt. Nur wirkt das Ganze – auf mich – in Schriftform eher etwas langatmig, was man vom Theaterstück nicht sagen kann.

    @Juri: Ziehe den Hut!