Italien ist mein Lieblings-Urlaubsland, aber nach Neapel oder Pozzuoli würde ich eher nicht fahren. Das ist zwar eine ziemlich irreale Angst, denn niemand weiß, ob und wann ein Vulkanausbruch in den Phlegräischen Feldern tatsächlich stattfindet. Zudem würden wir auch in Berlin nicht von den Auswirkungen verschont, wenn es dort zum maximalen Szenario kommen würde, aber immerhin noch am Leben bleiben.
Das „maximale Szenario“ zeigt eine schweizer TV-Doku in drastischen Bildern. Man sieht wie Neapel und Pozzuoli binnen kürzester Zeit vernichtet werden, unterlegt von dramatischer Musik. Der Schweizer Tagesanzeiger schreibt dazu:
Es kommt selten vor, dass ein Schweizer Fernsehdokumentarfilm in der italienischen Öffentlichkeit Aufregung und Proteste heraufbeschwört. Die französische Filmemacherin Clara Losi hat dies mit einem 40-minütigen, für das Tessiner Fernsehen realisierten Beitrag geschafft.
Im Tessin wurde er bereits vor zwei Wochen ausgestrahlt, die Reaktion in Italien hat also etwas zeitverzögert eingesetzt. Dafür umso heftiger. Zeitungen schreiben von einer «Schweizer Schock-Reportage», vier süditalienische Bürgermeister – unter ihnen der neapolitanische – haben gemeinsam eine Protestnote aufgesetzt; es empören sich auch Vertreter von Tourismus- und Hotelverbänden («ein effekthascherischer Film») sowie Wissenschaftler des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie.
Wer dem Link folgt, bekommt allerdings nur diese Meldung zu sehen:
Na endlich mal eine Gelegenheit, mein VPN zu nutzen! Habe also einen Schweizer Server ausgewählt und mir die Doku angesehen. Die katastrophalen Bilder machen nur einen kleinen Teil der Sendezeit aus, aber ich kann mir schon vorstellen, dass sie nicht gerade Tourismus-fördernd wirken. Ich wundere mich sowieso, dass die direkten Anwohner (3 Millionen!) nicht schon längst das Weite gesucht haben, denn immer wieder gibt es kleine Erdbeben, in letzter Zeit wieder vermehrt. Auch hebt sich der Boden an, so dass es hier und da Risse an den alten Häusern gibt – alles Zeichen, dass sich im Untergrund etwas tut.
In der Doku wird wissenschaftlich nichts Falsches behauptet und sogar abgewiegelt:
„Zwar wird im Film auch erwähnt, dass die vulkanischen Aktivitäten in den Phlegräischen Feldern mit modernsten Mitteln überwacht werden und es Evakuierungspläne gibt. Donovan sagt auch den Satz: «Die Wahrscheinlichkeit, dass in naher Zukunft etwas passiert, ist gering.» Die Dokumentation lässt das Schreckensszenario dennoch anschauliche Realität werden und angesehene Expertinnen und Experten dessen verheerende Auswirkungen schildern. So entsteht ein Apokalypsenfilm mit wissenschaftlichem Anspruch und faktenbasiertem Lustgrusel-Effekt.“
„Lustgruseln“ ist für viele Filmschaffende ein Geschäftsmodell. Zwar haben wir hierzulande keine Phlegräischen Felder oder so sichtbare Vulkane wie den Vesuv. Macht nix, dafür stellt Terra Xplore (ZDF) die drängende Frage: „Laacher See: Leben wir auf einem Pulverfass?“ und Quarks zeigt „Wie ein Vulkan die Eifel bedroht“ – auch mit realistisch anmutenden Katastrophenbildern. Nun ist die Eifel nicht unbedingt ein touristischer HotSpot und es gibt meines Wissens auch nicht ständig kleine Erdbeben. Aber egal, fürs Lustgruseln reicht es allemal!
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9 Kommentare zu „Schweizer Schock-Reportage zeigt möglichen Vulkanausbruch in Neapel“.