Vermutlich ist nicht allen Mitlesenden bewusst, wie uralt ich bin: Diese Woche bin ich 70 geworden – und wegen dieser runden Zahl gehen mir so allerlei Gedanken durch den Kopf! Keine Sorge, ich bin nicht etwa totkrank, falls das jemand aufgrund der Überschrift denkt. Nein, ganz im Gegenteil, gefühlt bin ich sogar ganz gut erhalten: Bisschen Bluthochdruck, ein Auge mag nicht mehr so richtig, aber sonst ist nix, was Grund zu akuter Sorge abgeben könnte. Ich bin recht beweglich, mache seit 30 Jahren einmal wöchentlich Yoga, gehe auch sommers gelegentlich zum Kraftsport ins Fitnesscenter – allerdings nicht mehr so oft, denn Gartenarbeit ist ja auch noch!
Genug der Vorrede, ich komme zum Punkt: SIEBZIG! Nie hätte ich gedacht, dass ich mich mit 70 so fühlen und befinden werde, wie ich mich jetzt befinde! Lange dachte ich: 70-Jährige sind so Tattergreisinnen mit Rollator und künstlich gelockter Mutti-Frisur, um die schütter werdenden Haare zu verbergen, an vielerlei Krankheiten Leidende, die kein anderes Thema mehr haben als das eigene Befinden und die Zumutungen des Alterns. Aber dem ist nicht so, ein Glück! Nach wie vor interessiert mich das – derzeit besonders spannende – Weltgeschehen mehr als die eigenen Zipperlein, die es natürlich gibt. Aber warum sollte ich meine Restlebenszeit damit verschwenden, über Befindlichkeiten zu klagen, die mir – so im Vergleich – immer noch recht marginal vorkommen?
Und doch: Getriggert vom 70. Geburtstag, geben sich zwei Gedankenspiele über meine persönliche Zukunft die Klinke in die Hand:
- Wie wäre es, wenn ich mich wirklich einlassen würde auf „gesund leben“? Nicht nur so ein bisschen, sondern wirklich engagiert: Zuvorderst natürlich nicht mehr rauchen, morgens aufstehen und erstmal ein paar Fitness-Übungen machen, mich ganztags ausschließlich wirklich GESUND ernähren – also ohne diese häufigen Ausnahmen mit gerne mal ein Eis, süße Stückchen oder sonstige Ernährungssünden. Das könnte doch glatt ein Lebensinhalt werden in den späten Jahren – und vermutlich würde es auch wirklich etwas bringen, so in Sachen „länger leben“ ohne an Alterskrankheiten zu sehr zu leiden.
- Auf den Tod vorbereiten: Statistisch verlieren Rauchende 13 Lebensjahre. Demnach wäre ich bald tot! Also stünde es vielleicht an, das eigene Ableben besser vorzubereiten! Einiges hab‘ ich ja getan: Patientenverfügung, Vollmachten für den Fall, dass ich nichts mehr checke, Testament – aber alles ist lange nicht so perfekt vorbereitet, dass es mein Nachlassverwalter (= mein 15 Jahre jüngerer Liebster) wirklich super einfach abwickeln könnte. Aber: Es ist nicht nur diese Sorge, die mich umtreibt! Nie war ich eine ordentliche putzfreudige Hausfrau, die in all ihren Sachen überschaubare Ordnung hält. In meiner Wohnung gibt es vieles, was ich tun sollte, um „klar Schiff“ zu machen! Statt dessen „verschwende“ ich meine Restlebenszeit mit Online-Aktivitäten (auch immer noch auf X!) und auf dem Sofa vor dem internetfähigen TV: Youtube, Mediatheken etc.
Im Grunde könnte ich beides machen, aber Fakt ist: Ich mache es nicht, jedenfalls bis jetzt nicht ausreichend! Vielleicht wird die Motivation ja besser, indem ich drüber schreibe! Hier im Digital Diary, das mein höchst persönliches Blog ist, hab‘ ich mich in Sachen Alter immer eher bedeckt gehalten – wohl aus der Angst heraus: Wenn die alle wüssten, wie uralt ich bin, nehmen sie mich nicht mehr ernst! Also hab‘ ich einst das Blog „Kunst des Alterns“ errichtet, aber schon bald bemerkt, dass es mich nicht motiviert, dieses sehr persönliche Thema in ein Extra-Blog auszulagern. Was mich bewegt, muss HIER besprochen werden, egal was irgendwer für Schlüsse daraus zieht.
Businessmäßig kann ich mir das jetzt leisten: Ich lebe von 550 Euro Rente und verdiene Artikel-schreibend ca. 1200,- dazu. Meine beiden langjährigen Auftraggeber wissen, was sie an mir haben: Ihr Geschäft kenne ich seit vielen Jahren in allen Details, kann es in jedem Aritikel gut supporten, ohne dass sie mir irgendwelche Anleitungen geben müssten. Deshalb bin nicht so leicht ersetzbar, auch jetzt nicht, seit es KI gibt (die ich gerne nutze, aber eben aus Erfahrung weiß, wann sie „halluziniert“).
Klar, ich könnte damit aufhören und Grundsicherung beantragen. Aber dazu hab‘ ich nicht die geringste Lust: Ist doch super, wenn ich mein KnowHow noch nützlich anbringen kann und dafür auch gewertschätzt werde. Zudem wäre mir die Grundsicherung zu wenig: Ich genieße durchaus den „Luxus“ beim Einkauf von Lebensmitteln nicht auf den Euro achten zu müssen. Ansonsten hab‘ ich wenig Ausgaben, denn es zieht mich nicht zu „Events“ und alledem, was mittlerweile recht teuer ist. Es erweist sich als Vorteil, im ganzen bisherigen Leben nie mehr als mal ein paar Monate „besser verdienend“ gewesen zu sein. Mir fehlt nichts!
Was in diesem Blogpost aber noch fehlt, ist das Philosophische und Spirituelle, zu dem ich immer schon einen Draht hatte, ohne mich einer bestimmten Lehre zu verschreiben. Immerhin hab‘ ich den Eindruck, sie alle zu kennen, ihre echten Benefits, aber ebenso ihre Schwachstellen, die es nicht wünschenswert erscheinen lassen, dass „alle so“ leben. Letztendlich ist es die eigene Lebenserfahrung und die Reflexion darüber, die mir eine gewisse Gelassenheit vermittelt hat. Ich hoffe, sie bleibt mir erhalten, auch wenn es dann spürbar auf den Tod zugeht!
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28 Kommentare zu „Auf den Tod vorbereiten – oder grad das Gegenteil?“.