Eines werde er ihnen (Trump,MAGA,Reps) nie verzeihen, rief Kamalas Vize Tim Walz in die Menge, nämlich, „dass sie versuchen, den USA die Freude zu stehlen! Aber wisst Ihr was? Unser nächster Präsident BRINGT die Freude, Kamala Harris strahlt die Freude aus / erzeugt Freude… „. Frenetischer Applaus.
Ich stehe sicher nicht allein mit der Beobachtung, dass seit der Intronisierung von Kamala Harris als Kandidatin der Dems das Gefühl in den Kampagnen eine Riesenrolle spielt, für viele vielleicht die Hauptrolle. Dazu passt auch die Euphorisierung vieler junger Menschen, die sich nun „voll begeistert“ in den Kampf gegen das Böse einbringen. Es sind aber nicht nur sie, sondern auch ehemalige Trump-Wähler, alte weiße Männer, die z.B. sagen: „Normale Amerikaner wollen nicht ständig nur Hass, Ärger, Angst, Hetze! Deshalb hab ich mich rausgehalten, aber jetzt mal Kamala zugehört: Da gehts anders zu, sie verbreitet Optimismus – und deshalb werde ich sie wählen!“.
(Hier das Video, startend bei der Walz-Aussage).
Ich bin gespannt, wie lange es gelingen wird, weiter auf der positiv-gefühligen Welle zu surfen – vielleicht bis zum Wahlsieg?
Im Krieg der Stimmungen hat Trump auf einmal starke Handycaps: Was immer er gegen Kamala anbringt, wirkt immer nur wie mehr vom Gleichen: Hass, Lügen, Selbstbeweihräucherungen, ärgerliches Beleidigtsein und Schüren der Angst vor einem Wahlsieg der Demokraten, unverhüllte Drohungen – das alles macht schlechte Stimmung! Und dann kommt Kamala, ganz anders, voller Freude und Optimismus, beregnet mit Wahlkampfgeld auch von den vielen neuen Fans, die keine Lust mehr auf schlechte Stimmung haben. Wie wird das ausgehen?
Ich weiß es nicht, das Rennen ist offen, heißt es – und es kann noch viel passieren. Gefühle und Stimmungen sind flüchtig wie das Kapital. Aber man kann sie halten und erneuern, z.B. durch Gemeinschaftserlebnisse, Rituale, Vernetzung, Konzentration und Aktivismus.
Haben wir nicht immer nach einem „anderen Narrativ“ gesucht, dass man den Rechtsaußen und anderen Rückwärtsgewandten entgegen halten könnte? Und dabei nicht daran gedacht, dass es kein Gerede und keine Erzählung, keine Debatte und keine Analyse sein wird, die etwas verändert – sondern ein Gefühl, das punktgenau viele ergreift, so dass es zu einer „Bewegung“ wird („movement for democracy“).
Mich erinnert das an den Spruch aus bewegter Jugendzeit: „Unser Lachen wird euch begraben!“ Schön, wenn es beim Lachen bleibt.
Als Deutsche haben wir verständlicherweise ein kritisches Verhältnis zu euphorischen Begeisterungen im politischen Kontext – das heißt aber nicht, dass „Freude und Optimismus verbreiten“ per se schlecht sein muss. :-) Ich wünsche Frau Harris und ihren Unterstützern jedenfalls gutes Gelingen – und es tut auch gut, mitzubekommen, wie genervt Trump ist.
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Videos:
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14 Kommentare zu „Wahlkampf der Gefühle“.