Bisher kannte man fortgeschrittene ChatBots (LLMs) wie ChatGPT, Claude und Gemini ausschließlich von US-amerikanischen Big Playern wie OpenAI, Google und Anthropic. Mit DeepSeek ist nun eine chinesische KI erschienen, die den Platzhirschen das Wasser reichen kann. Für die US-Firmen ist das die erste echte Konkurrenz auf dem hart umkämpften Feld einer Zukunftstechnologie, deren Bedeutung kaum zu überschätzen ist.
Im Video „Chinas Antwort auf ChatGPT: Besser als o1 und kostenlos – Chinas Nummer 1 KI-Modell DeepSeek R1 schlägt ChatGPT im Test“ beschreiben die Digitalen Profis das neue chinesische Chat-Wunder. Es ist nicht nur gleichauf zu den altbekannten Varianten, sondern zählt zur neuen Generation, die schwierige Fragen besser beantworten kann und dazu einen „Denkweg“ beschreitet:
„OpenAI, der Konzern hinter ChatGPT hat ja im September mit den o1-Modellen die ersten Sprachmodelle einer “neuen Generation” vorgestellt. Mit diesen sogenannten “Reasoning-Modellen” sollen in vielen Fällen, gerade in den Bereichen Mathe oder logisches Denken noch bessere Ergebnisse möglich sein, da die KI hier quasi “nachdenkt” bevor einfach eine Antwort generiert wird.
Aber obwohl diese Modelle sich in der Praxis zu bewähren scheinen, gab es lange keine direkte Konkurrenz. Seit kurzem hat aber ausgerechnet ein chinesischer Anbieter mit dem Unternehmen High-Flyer ein eigenes Reasoning-Modell an den Start gebracht, das auf den Namen DeepSeek R1 hört. Und nicht nur das: Aktuell kann man dieses neue Modell komplett kostenlos und ohne Abo nutzen – bei ChatGPT braucht man für die Reasoningmodelle einen Plus-Plan.“
Ich habe die China-KI heute getestet und bin verblüfft, wie superschnell lange Antworten generiert werden. Dabei bildet DeepSeek die einzelnen Denkschritte ganz offen Schritt für Schritt ab, anders als ChatGPTO1 (hier eine Beschreibung), das den Denkweg zunächst versteckt und auch auf Anforderung („aus Wettbewerbsgründen“) nicht den tatsächlichen Prozess anzeigt. Wie Hannes Ruof (Digitale Profis) berichtet, schlägt DeepSeek in einigen gängigen Tests (Benchmarks) aktuelle LLMs und hat in eigenen Tests gute bis sehr gute Antworten gegeben.
Wie von einer KI aus China zu erwarten, kennt das Modell unliebsame historische Ereignisse nicht, kann z.B. keine Auskunft geben, was auf dem Platz des Himmlischen Friedens geschehen ist und hält sich auch beim Thema Taiwan eher bedeckt. Dafür ist es kostenlos: Bis zu 50 Anfragen kann man täglich bearbeiten lassen, wogegen die (immer noch beschränkte) Nutzung des entsprechenden OpenAI-Modells 20 Dollar im Monat kostet.
Risiko Open Source
Dass die China-KI als Open Source zur Verfügung stehen wird, ist zwar erst angekündigt, wird aber wohl kommen:
Eric Schmidt – ehemaliger CEO und Vorsitzender von Google – ist besorgt angesichts dieser Entwicklung (übersetzt von Google):
„Natürlich sind Sie und ich nicht in China und ich weiß nicht, warum China sich entschieden hat, sie [=die KI-Systeme] freizugeben, aber sicherlich werden böse Gruppen und so weiter diese jetzt nutzen… Vielleicht unterschätzen die Chinesen einfach das Risiko, aber es besteht eine echte Gefahr, dass Systeme in den Händen von Terroristen sind. Die Verbreitung wird nicht durch den Missbrauch von Microsoft oder Google oder was auch immer erfolgen. Sie wird geschehen, indem sie ihre eigenen Server im Darknet einrichten…. Wir haben keine Theorie, was wir tun könnten, wenn das passiert.“
Video-Quelle: Eric Schmidt DROPS BOMBSHELL: China DOMINATES AI! Dieses Video ist auch ansonsten interessant, denn man erfährt, wie kreativ die Chinesen mit den US-amerikanischen Restriktionen im Prozessorgeschäft umgehen. Es ist ihnen sogar gelungen, einen KI-Chip zu entwickeln, der es mit dem Flaggschiff von Nvidia aufnehmen kann (siehe This NEW Huawei AI Chip Is SCARING Nvidia!).
Kurzum: Im Kampf um die Weltherrschaft in Sachen KI holt China auf – etwas, das die USA unbedingt verhindern wollen. Wie die EU mit ihren Regulierungen (AI Act) zwischen diesen Giganten bestehen kann, wird sich zeigen.
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Zur Info: Was es mit dem „Reasoning“, diesem (vermeintlichen) Nachdenken einer KI auf sich hat, habe ich Perplexity erläutern lassen. Der erste Teil bezieht sich auf alle KI-Varianten, der zweite Teil auf die Implementierung in den großen LLMs, deren Fähigkeiten im „Reasoning“ noch bei weitem nicht an echtes Nachdenken heranreichen!
Auch interessant:
- Streit um KI-Technologie Schweizer Unternehmen im neusten Handelsstreit USA-China
„Am Montag verschärften die USA die Exportbeschränkungen für KI-Chips nach China…..Schweizer Branchenvertreter, die nicht mit Namen genannt werden wollen, bestätigen, dass Schweizer Unternehmen momentan ihre Lieferungen nach China gründlich überprüfen. Die Frage ist, ob Komponenten aus der Schweiz auch US-amerikanische Technik drin haben und inwiefern die neue Exportbeschränkung im jeweiligen Fall greift.“ - Handelskonflikt zwischen USA und China spitzt sich zu
„China hat den Export von kritischen Rohstoffen wie Gallium, Germanium und Antimon an die USA untersagt. Damit reagiert die Staatsführung auf die erweiterten Exportbeschränkungen der US-Regierung für Hightech-Produkte wie Chips für Künstliche Intelligenz (KI), die am Montag angekündigt worden waren.“
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10 Kommentare zu „China-KI: DeepSeek schockt ChatGPT, ist Open Source und kostenlos für alle“.