Mittlerweile sind Details über die Vita des Attentäters Taleb Al-Abdulmohsen und früheres „auffällig werden“ bekannt geworden, die vor allem eines zeigen: Niemand hat sich so richtig drum gekümmert, obwohl seine Gewaltandrohungen offen auf X standen und auch gemeldet wurden! Wie der SPIEGEL berichtet, ist der Täter bereits einmal wegen „Störung des öffentlichen Friedens“ verurteilt worden, weil der die Ärztekammer 2013 bedrohte, weil es Probleme bei der Anerkennung seiner Prüfungsleistungen gab:
„Er habe Handlungen angedroht, die international Beachtung finden würden und auf den Anschlag auf den Marathon in Boston vom 15. April 2013 verwiesen – die Drohung erfolgte nur zwei Tage nach dem dortigen Anschlag……..Im Januar 2014 soll er auf dem Amt in Stralsund erschienen sein und um finanzielle Unterstützung gebeten haben. Er soll dort ebenfalls mit einer Tat gedroht haben, an die man sich lange erinnern werde; außerdem soll er mit Suizid gedroht haben….. Im September 2015 soll er zudem im Kanzleramt angerufen und sich über das Rostocker Urteil beschwert haben. Er soll die Richter als Rassisten bezeichnet und gesagt haben, er werde sich eine Pistole besorgen. Laut Landesinnenminister Christian Pegel (SPD) wurde Taleb Al-Abdulmohsen nicht als Gefährder geführt.“
Immerhin: Im Zuge der Ermittlungen vor dem Rostocker Urteil wurde seine Wohnung durchsucht, es gab keine Anzeichen für konkrete Anschlagspläne. Nach der nächsten Drohung gab es eine „Gefährderansprache“ durch die Polizei. Wie kann es also sein, dass er NICHT „als Gefährder geführt“ wurde?
Dem BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) wurden von einer aufmerksamen US-amerikanischen Leserin 2023 die Gewaltandrohungen des Täters gemeldet. Doch das Amt sah sich als „unzuständig“:
„Das Bundesamt hat im Spätsommer letzten Jahres einen Hinweis über seine Social-Media-Kanäle zu der mutmaßlich für den Anschlag in Magdeburg verantwortlichen Person erhalten. Dieser wurde, wie jeder andere der zahlreichen Hinweise auch, ernst genommen. Da das Bundesamt keine Ermittlungsbehörde ist, wurde die hinweisgebende Person, wie in solchen Fällen üblich, direkt an die verantwortlichen Behörden verwiesen.“
Warum hat das Amt die Meldung nicht selbst an die Ermittlungsbehörden weitergeleitet? Klar, es ist bequemer, die weitere Verfolgung der Angelegenheit der aufmerksamen Leserin (aus den USA!) zu überlassen! Wie ein Screenshot zeigt, hat sie explizit darum gebeten, an die Polizei weiterzuleiten, da sie kein Deutsch könne. Eine E-Mail habe sie jedoch gesendet, aber keinerlei Antwort erhalten (die Belege hängen an diesem Threat).
Dann das „Sicherheitskonzept“ in Magdeburg: Dazu sagt ein Sprecher der Stadt, es habe sich „über Jahre bewährt“ und was der Täter jetzt ausgenutzt habe, seien die Rettungsgassen und Fluchtwege. Um übrigen sei das Konzept mit allen abgestimmt gewesen, man habe mit so etwas „in dieser Dimension“ nicht rechnen können, vielleicht wäre es einfach nicht zu verhindern gewesen. Seltsame Aussagen, denn der ganz ähnliche Terrorakt gegen einen Weihnachtsmarkt in Berlin hat doch gezeigt, womit zu rechnen ist!
Wozu aber Poller, wenn es offene Stellen gibt, über die Autos einfach rein fahren können? Ein Terror-Experte meint dazu:
„Poller und Absperrungen auf Weihnachtsmärkten helfen nur dann, wenn sie keine Lücken lassen. Ansonsten kann man sich alle Poller sparen. Es gibt Berichte, dass nicht überall Poller aufgestellt wurden, weil eine Straßenbahn in der Nähe des Marktes fährt. Sollte dem so sein, hätte die Stadt zwei Möglichkeiten gehabt: Entweder hätte die Straßenbahn während des Marktes nicht fahren dürfen oder der Markt hätte an einen Platz verlegt werden müssen, der vollständig abgesperrt werden kann.“
Ich füge hinzu: Man kann auch das tun, was jetzt vielerorts getan wird: Feuerwehrlaster vor den Lücken parken – und diese wegfahren, wenn Krankenwagen oder Polizei durch müssen! Aber der Stadtsprecher hält das Konzept nach wie vor für gut, „weil es abgestimmt war“.
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Ganz furchtbar das alles! Auch die Folgen, die jetzt schon das „Debattenklima“ bestimmen, die Instrumentalisierungen, die Attacken gegen migrantisch aussehende Personen in Magdeburg, rechtsextremistische Demos und entgegentretende Demos gegen rechts – von „öffentlichem Frieden“ kann jedenfalls nicht mehr die Rede sein. Aber immerhin: Die Weihnachtsmärkte sind nach wie vor gut besucht!
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