Hier hat es eine ungebührlich lange Blogpause gegeben, unabsichtlich. Dabei passiert ständig so viel, überall, auf vielen Ebenen – und EIGENTLICH hätte ich zu vielen dieser Aktualitäten durchaus etwas zu sagen. Warum also mache ich es nicht?
Warum blogge ich nicht über „Trump ante Portas“, über den Wahlkampf mit all seinen Unsäglichkeiten, über die plötzlich sooo arme deutsche Wirtschaft, über Migration, Sozialstaat und Gesundheitssystem, natürlich auch über Ukraine/Russland, Israel/Gaza, USA/China/EU oder zumindest über allzu mächtige Milliardäre? („Klimakrise“ drängt sich nicht in diese Liste, merke ich gerade. Passt zum Zeitgeist!)
Es ist einfach zu viel! Und es schreiben und posten auch ständig „gefühlt alle“ über diese Themen, mehrheitlich nicht sachlich und tiefer schürfend, sondern im Kampfmodus für oder gegen irgendwas oder jemanden. In der Folge fühle mich entsprechend gefordert, Stellung zu beziehen, denn ich muss ja davon ausgehen, dass hier Mitlesende in etwa den Stand der Auseinandersetzungen kennen könnten. Und damit wird das Bloggen rund um das in Betracht gekommene Thema zur Pflichtübung, zum bürgerlichen Engagement für die gute Sache – und schon verliere ich Lust, wirklich anzufangen! Denn ich würde dann auch nur das schreiben, was gewiss schon irgendwo irgendwer gesagt, geschrieben, gepostet, verlautbart hat. Da muss ich nicht dabei sein und auch noch drüber bloggen, dafür reicht das Reposten und Liken vernünftiger Artikel und Meinungen auf X oder Bluesky.
Aber täglich schaue ich in meine Blogbibliothek, um zu sehen, wie ob und wie andere Blogger/innen mit der Themenflut umgehen. Und heute lese ich bei TippingPoint die denkwürdige Headline: „Das wird man doch wohl noch schweigen dürfen!„. Sehr inspirierend!
Ich hoffe, der (anonym bloggende) Autor hat nichts gegen ein Langzitat:
„Ich denke, man muss nicht zu allem eine Meinung haben. Ich will spätabends in der Kneipe keinen Standpunkt im Nah-Ost-Konflikt herleiten müssen, nicht mal am Tage. Ich muss auch nicht in Außenwirtschaft und Ein/Ausfuhrbeschränkungen abtauchen, damit ich die Zoll-Drohungen des orangen Mannes in Florida diskutieren kann. Es muss auch okay sein, bei heißen Themen wie z.B. Gentechnik, Tierversuche, Energiewende, E-Mobilität, Staatsfinanzen, Ukraine, Kryptowährung (noch) keine Meinung gebildet zu haben.
Und selbst wenn man dann eine Meinung entwickelt hat (herzlichen Glückwunsch), dann heißt das noch lange nicht, dass man sie überall herumposaunen muss.
Es täte uns manchmal gut, wenn Hinz und Kunz, und auch Alice und Elon, nicht jederzeit, zu jedem Thema ihre Meinung kundtun würden. Wo führt das sonst hin? Zu riesigen Meinungs-Datenbanken auf gigantischen Meinungs-Servern? Und was ist danach dann anders … geschweige besser? Nichts. Irgendwann gehen sich alle an die Gurgel.“
So wahr! Und doch: Es will gebloggt werden – nur halt grade nicht so! Nicht so politisch, nicht so aktuell, nicht so viel „Weltgeschehen“ – das Weltgeschehen ist länger schon die meistbediente Kategorie im Digital Diary. Es gibt da auch noch „gesund leben„, „Alltag„, „Lebenskunst/Philosophisches, gar ein „Konsum-Blog“ – warum sind das so vernachlässigte Themenbereiche?
Weil das Weltgeschehen doch SO VIEL WICHTIGER ist! Es kommt mir vermessen, ignorant und egoistisch vor, z.B. über meine Bemühungen ums gesündere Leben zu schreiben, wenn grade so vieles im Argen liegt. Über das „Arge“ mag ich wiederum nicht bloggen, weil es mir grade zu viel ist, siehe oben. Dabei ist das hier ganz offiziell ein Mischthemenblog, also strukturell ungeeignet und ohne Absicht geführt, eine Special-Interest-Gruppe anzusprechen. Ich muss mir einfach wieder erlauben, über vergleichsweise unwichtige Dinge zu schreiben – es wird schließlich niemand gezwungen, meine Texte zu lesen! :-)
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2 Kommentare zu „Mein aktuelles Problem mit dem Bloggen: Keine Lust? Doch, aber…“.