Claudia am 16. April 2025 — 7 Kommentare

Was Positives: mein neuer Kokosteppich und die Recherche bis zum Kauf

Zum Thema Konsum gibts in diesem Blog nur wenig und wenn, dann ist der Beitrag eher kritisch. Insofern ist dieser Blogpost eine Ausnahme, nämlich ein Loblied auf den neuen Kokosteppich, der jetzt mein Wohn-Arbeitszimmer ziert. Und weil man es heutzutage wohl dazu sagen muss: Das ist KEINE „Kooperation“, also keine bezahlte Werbung. Erst nach dem Auslegen des Teppichs hab‘ ich beim Hersteller angefragt, ob ich dieses Foto nutzen darf:

Webstuhl

Das ist ein mechanischer Webstuhl der Kokosweberei Schär, die in 4.Generation Kokosmatten und Teppiche herstellt, darunter auch die „roten Teppiche“ für den Staatsempfang in vielen Staaten. Nur bei Schär in Eisenschmitt (Rheinland Pfalz) gibt es noch solche Webstühle! Dazu heißt es auf der Homepage des Unternehmens:

„Immer wieder verschobene Modernisierung bringt der Firma nun Top-Aktualität. In einer Zeit, in der umweltschonende Produktionsverfahren und Naturprodukte ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt sind, erfreut sich das Unternehmen seiner alten Maschinen.“

So kann es also auch gehen, Gratulation! Und jetzt liegt er da, der neue Teppich:

Kokosteppich

Ich bin wirklich begeistert über das dichte, feste Material und die schöne Optik! Zuvor hatte ich mir auch von einer anderen Firma ein Materialmuster senden lassen, das irgendwie lockerer gewebt war, jedenfalls standen da zu viele Fasern unverbunden in die Luft – unschön! Was auf dem Foto zu sehen ist, ist übrigens noch die „Rückseite“, weil ich ihn zunächst entgegen der Rollbiegung ausgelegt habe, damit er sich entspannt und glatt liegt. Naja, und noch bin ich nicht dazu gekommen, ihn zu wenden… :-)

Die lange Suche nach dem richtigen Teppich

Größeren Anschaffungen geht bei mir immer eine längere Recherche voraus. Klar war, dass es wieder ein Kokosteppich sein sollte, genauso groß wie der vorherige (2 x 3 m), der nach 22 Jahren (!) verschlissen war. An einigen stark belaufenen Stellen löste er sich tendenziell auf und die Umnähung der Ränder mit einer Baumwollborte war schon lange kaputt. Der neue Teppich ist deshalb mit einer farblich passenden Gummikante versehen – ein Aufpreis, der seine Berechtigung hat.

Die Suche nach dem neuen Kokosteppich brachte zunächst die Erkenntnis, dass Kokosteppiche eher selten angeboten werden. Viel häufiger sind Sisal-Teppiche, die jedoch bei weitem nicht so haltbar sind wie solche aus Kokosfasern. Und bei Kokos gibt es verschiedene Webvarianten: Was ihr seht, ist die „Panamabindung“, die wiederum seltener angeboten wird als die Fischgrat-Muster. Mein alter Teppich war Panama, aber ich bin ja durchaus offen für Varianten, schließlich sieht „Fischgrat“ schon irgendwie hübscher aus.

Kokos Fischgrat und Panama

Also ließ ich Perplexity die verschiedenen Webarten in Bezug auf die Haltbarkeit und empfohlene Nutzungen vergleichen: der Sieger war eindeutig Panama! („sehr widerstandsfähig, für besonders hohe Beanspruchung empfohlen“).

Nächste Frage: Soll es ein Kokosteppich mit oder ohne Latex-Rücken werden? Mein alter Teppich war natur pur, ohne Latexrücken. Weil ich weiß, dass Latex riecht, fragte ich nochmal Perplexity, wie sich das bei einem Kokosteppich verhält. Und ja „in den den ersten Wochen verströmt der Latexrücken einen Geruch, der von einigen Käufern als unangenehm empfunden wird“. Also kein Rücken, der alte latexfreie Teppich ist auf den Holzdielen sowieso nie verrutscht, es blieb bei Kokos pur.

Den Kokosteppich kaufen – aber wo?

Bei der Recherche stellte ich fest, dass die Kokosteppiche der Fa. Schär von verschiedenen Shops angeboten werden, zu durchaus unterschiedlichen Preisen. Dort, wo es „die guten Dinge“ noch gibt, war es am teuersten. Ein regionaler Anbieter in Berlin wäre preislich ok gewesen, hatte aber kein „Panama“ und auch keine freie Wahl des Kantenmaterials.

Ein anderer Hersteller aus Frankreich bot seine Teppiche (vor zwei Monaten) über Kaufland zum Schnäppchenpreis an, allerdings MIT Rücken und Fischgrät-Muster. Der Preis war aber schon heiß, allerdings reagierte der Anbieter ZWEIMAL nicht auf eine Mail-Anfrage, obwohl ich die – von Google übersetzt – auch auf Französisch sendete! Gar nicht gut, der wird gewiss auch nicht reagieren, wenn mit dem Teppich etwas nicht in Ordnung ist. Und sowieso: meine Recherchen vor dem Kauf eines größeren Gegenstands ziehen sich meist länger hin. Ein paar Wochen später war der Preis um über 25 Prozent gestiegen!

Also wurde es doch Schär, weil deutscher Hersteller mit Tradition und gutem Ruf, mit eigenem Shop und größter Auswahl. Ich bestellte den Teppich als 2 x 3 m großen Kokosläufer beim Mattenwerk, er wurde pünktlich geliefert und ich bin mehr als zufrieden!  Warum als Läufer? Mein Teppich sollte nur zwei Meter breit sein, im Schär-Angebot ist das die maximale Breite für „Läufer“. Diese haben nur Einfassungen an den zwei Schnittkanten, was völlig ausreicht. Die als „Teppich“ vermarkteten Kokosteppiche sind rundum „ummantelt“ und deutlich teurer.

Buyers Regret? Kenn‘ ich nicht…

Immer wenn ein größerer Einkauf ansteht, lasse ich mir gut Zeit. Der lange Vorlauf mit intensiver Recherche führt eigentlich immer zu einem Kauf, mit dem ich dann auch komplett zufrieden bin. Es soll Menschen geben, die nach dem Kauf weiter recherchieren, ob es nicht doch noch etwas Besseres gegeben hätte – und wenn ja, bereuen sie ihre Entscheidung. Man nennt es Nachkaufdissonanz (buyer’s remorse, postdecisional regret), eine Methode, sich unglücklich zu machen, die mir glücklicherweise fremd ist!

Und Ihr? Kauft Ihr eher spontan oder nach längerer Recherche? Und bereut Ihr auch mal einen Kauf?

 

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Diskussion

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7 Kommentare zu „Was Positives: mein neuer Kokosteppich und die Recherche bis zum Kauf“.

  1. Okay, auch ein Thema in das ich tiefer einsteigen sollte wenn hier doch mal ein Teppich rein soll. Interessant!

    Bedauern nach einem Kauf ist mir nicht fremd und auch nicht immer rational erklärbar. Manchmal schon, kürzlich lag es am Blog: Beim nachträglichen Zusammenfassen der Rechercheergebnisse wurde mir klar, dass ich für wenig mehr mit dem neueren Modell ein wesentliches Upgrade bekommen hätte. Wenigstens nicht ganz eindeutig, das neue Modell könnte auch neue undokumentierte Probleme haben. Der Versuch der Beruhigung.

  2. Tendenziell kaufe(n) wir/ich eher überlegt und nach Bedarf. Solange etwas funktioniert oder zu reparieren ist, wird sowieso nichts angeschafft.

    Als typischer(?) Wendebürger saßen wir anfangs auch oft der überbordenden Werbung auf, um dann zu merken, dass hinter dem viel bunt viel Schund war. Ergo hat sich das mit der Zeit schnell gelegt und Anschaffungen wurden wieder geplanter.

    Allerdings bin ich jetzt auch wieder nicht so derjenige, der das ewig hinhält, weil bei manchen Sachen ja doch der Bauch längst abgestimmt hat, bevor der Kopf das ok dazu gibt. Irgendwann muss man ja auch zu Potte kommen und meist wird ein Kauf sogar wieder „falscher“, je länger er hinausgezögert wird und dann tritt vermutlich auch das besagte Gefühl der Reue darüber auf.

    Vielleicht ist es auch so, dass mit dem Alter und dem mehr oder wniger ausreichend ausgestattet Sein dieses must-have etwas abklingt, welches durch den spontanen Kauf kurzzeitig Glücksgefühle verschafft. Auf jeden Fall sind da Jüngere vermutlich empfänglicher auf dieser Welle.

    Viele Grüße
    Thomas

  3. Ich mag ja das „Fußgefühl“ (sagt man das so???) auf Kokosteppichen sehr. Und wenn man viel barfuß drauf läuft, ist es umso schöner zu wissen, dass man da was Natürliches und Hochwertiges unter den Sohlen hat. Ich bin ja eher eine schnellentschlossene Käuferin – ganz im Gegensatz zu meinem Mann. Der hätte das genauso recherchiert. Wobei das auch nicht immer vor Fehlkäufen schützt. Wir hatten ja früher Sisalteppiche – es gab einfach nicht die passende Farbe – und die finden es auch nicht so lustig, wenn man da tagtäglich mit dem Bürostuhl drauf rumkurvt. Heute mit Vinylboden ist das Haus teppichfrei. Für Sockenträger zwar gefährlicher weil rutschig aber dafür auch sehr pflegeleicht.
    Liebe Grüße!

  4. Herzlichen Dank für Eure Kommentare zu diesem Alltagsthema! Mir fällt es nicht ganz leicht, in diesen Tagen etwas über einen schönen Teppich zu schreiben – es hat dann aber doch gut getan!

    @onli: kann ich nachvollziehen! Gute Beruhigungsmethode, die vielleicht sogar wahr ist!

    @Thomas: Dass sich „hinter dem viel bunt viel Schund“ verbergeh kann, hätte (neben vielem Anderen!)) in einem umfangreichen „Handbuch zum Westen“ stehen müssen, auszuhändigen an alle neuen Mitbürger aus der DDR spätestens am Tag der Deutschen Einheit!

    @Queen All: Schön, dass du das mit dem „guten Fußgefühl“ ergänzt hast – das hatte ich nämlich vergessen! Es ist wie eine sanfte Fußmassage, wenn man wie ich zuhause auf Strümpfen herumläuft!

  5. Hallo Claudia,
    hui – mir war nicht bewusst, was es für unterschiedliche Teppiche da gibt. Bin nicht so der Teppich-Fan oder nicht so tief in der Materie verwurzelt. Aber durch deinen Beitrag nun ist mir bewusst geworden, dass es einen unterschiedliche Webvarianten gibt.

    Spannend finde ich, dass du mithilfe von KI eine Kaufentscheidung hinzugezogen hast. Eventuell wäre das ja was für Onlineshops oder die Hersteller statt einem typischen Onlineshop auch nach den Wünschen von Kund*innen zu fragen. Denn dahin wird die digitale Reise gehen.

    Sollte ich demnächst mal einen Teppich – genauer gesagt einen Kokosteppich sehen – werde ich an Deinen Blogbeitrag denken.

    Jetzt wo ich diese Zeilen schreibe – möchte ich schon gerne wissen, wie sich das anfühlt… ;-)

  6. @Alex: Ich hatte auch keine Ahnung von diesen Teppichen, bevor ich nach einem Ersatz für meinen alten suchte! Jetzt ist das unnützes Wissen, dass ich wieder vergessen kann, denn dass ich weitere 20 Jahre lebe, ist eher unwahrscheinlich.
    Deine Frage: Es fühlt sich an wie eine sanfte Fußmassage, wenn man drüber läuft.

  7. Ehrlich, ich habe mich noch nie mit den verschiedenen Teppicharten befasst. Früher ™ gabs ja Teppichboden, der fest verlegt wurde. Seit über 30 Jahren leben wir in einer Wohnung mit Keramikfliesen. In zwei Zimmern haben wir Laminatböden und sind damit ganz happy. Verkauft haben wir uns einmal – wenn ich mich richtig entsinne. Das war am Anfang unserer Ehe (also vor ca. 50 Jahren). Wir haben einen Schrank gekauft, den wir wenige Monate später in exakter gleicher Ausführung deutlich günstiger gesehen haben. Ärgerlich. Das ist uns allerdings danach nicht mehr passiert.

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