Eine Woche gefastet, drei Kilo abgenommen, raus aus den achtlosen Gewohnheiten beiläufiger Völlerei. Es war gut, aber für dieses Mal hat es mir gereicht. Fastend erlebe ich eine Verlangsamung, eine „meditative Verinnerung“, die mich psychisch und geistig vom Alltag abzieht. Sie lenkt den Blick auf das Wesentliche, stellt alles in Frage, lässt mich immer wieder inne halten – ein Zustand, den ich am Fasten eigentlich schätze, doch diesmal spürte ich, dass ich ihn nicht verlängern oder vertiefen will. Hätte ich eine Arbeit, die mehr Routine beinhaltet, wäre es vielleicht anders. So aber kehre ich gerne in die „Welt der Essenden“ zurück.
Trotz der Kürze hat mich das Fasten inspiriert: ich verfolge eine neue Idee, die den bisherigen Rahmen meiner Netz-Publikationen erweitern und bereichern wird. Ja, für „etwas Neues“ in 1000 Gestalten ist Fasten genau richtig, es untergräbt die verfestigten Denk- und Fühlweisen des Gewohnten und öffnet für neue Möglichkeiten. Mich dann aber tatsächlich aufraffen, neben dem Alltäglichen auch das Neue umsetzen (und endlich mal meinen aufgelaufenen Verwaltungskram abarbeiten), dazu brauch‘ ich Kraft, Willen, Konzentration.
Ich stellte fest, dass mir fastend das Gefühl der „Kraft“ nicht mehr so ohne Weiteres zur Verfügung stand. Als hätte ich eine Rüstung abgelegt, die ich für den alltäglichen „Kampf uns Dasein“ und auch fürs kreative Spielen brauche. Aus früheren Fastenzeiten weiß ich, dass dieses Empfinden nicht physisch bedingt ist, sondern auf Gedanken beruht. Es schlägt bei längerem Fasten wieder um in andere Formen von „Stärke“. Doch darauf zu warten hatte ich keine Geduld: zu drängend erscheinen mir die Dinge, die ich abarbeiten und angehen muss. Mir fehlt die „äußere Ruhe“, um mich intensiver aufs Fasten einzulassen.
Beeindruckt hat mich auch die soziale Bedeutung des Essens, die erst richtig bewusst wird, wenn ich es mal ein paar Tage weglasse. Was tut man mit einem oder mehreren anderen Menschen, wenn „nichts Besonderes“ anliegt? Man geht essen. Irgendwie reicht es nicht, einfach da zu sitzen und zu reden, es fehlt das gemeinsame Erleben von etwas „Drittem“. Gemeinsam speisen ist das Simpelste, ohne Anstrengungen und Irritationen zu verwirklichen. Alle tun es, es bedarf keiner Begründung. Wogegen fast alle anderen physischen Aktivitäten (laufen, tanzen, Sex, massieren, singen…) eine spezielle Beziehung oder besondere Vorbereitungen und Umgebungen benötigen. „In Bewegung kommen“ ist deshalb erst mal ein einsames Unterfangen, gesellschaftlich kaum unterstützt.
Jetzt werde ich frühstücken. Ein bisschen Obst reicht mir für den Anfang.
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