„Selbst nachdem der junge Mann zu Boden gegangen war, attackierten ihn die Angreifer und trafen dabei auch den Kopf des Opfers..“
Meldungen wie diese sind nicht gerade selten. Dass die Täter oft im rechtsradikalen Milieu zugange sind, trägt zu meiner Fragestellung nichts bei. Gerade WEIL grenzenlose Brutalität heute als Feature zeitgemäßer Männlichkeit durchgeht, ja gefeiert wird, haben die entsprechend aktiven Gruppen ihren Zulauf.
Wie ist es dazu gekommen? Pop-kultureller Transmissionsriemen waren für mich Rapper, deren Texte Gewalt verherrlichen – und zwar auf eben jene neue rücksichtslose Art, die ich hier anprangere. Ihnen alleine die Schuld für die Verrohung zu geben, wäre allerdings falsch. Es muss ja Gründe geben, dass „sowas“ bei nicht wenigen Jugendlichen ankommt, bzw. dass es niemanden gibt, der sie von dieser Art, sich besonders „männlich“ zu geben, abbringt.
Vielleicht liegt es an den abwesenden Vätern? Das sag ich nicht, um mal wieder Männer für alles Übel der Welt verantwortlich zu machen, sondern aus gutem Grund: Frauen als Mütter mögen vieles vermitteln können – aber eine „Ethik des Kämpfens“ sicher nicht! Mütter machen sich eher Sorgen um ihre Söhne und möchten sie am liebsten vor jeglichen Kämpfen beschützen – wie könnten sie da ein „HowTo“ lehren? Nö, da sind die Väter gefragt, das kann ihnen niemand abnehmen.
Eine Ethik des Kämpfens hat es unter Männern immer gegeben. Jeder Junge lernte, dass man „nicht nachtritt“, dass das unfair ist und man einen Kampf beendet, wenn der Gegner am Boden liegt. Das war sogar im römischen Kolloseum üblich: Lag der Gegner am Boden, triumphierte der Sieger und fragte den Kaiser bzw. die Zuschauer, ob er den Verlierer töten sollte. Keinesfalls hat er ihn in Fortsetzung der Kampfhandlungen einfach mal so nieder gemacht.
Auch das Rittertum begründete kriegerisch-ethische Traditionen, es klingt noch heute im Wort „Ritterlichkeit“ an. Man versteht die Wortbedeutung wohl allgemein noch, aber junge Männer finden dieses Feature offenbar nicht attraktiv genug.
Auch die asiatischen „Martial Arts“ wurden ursprünglich immer zusammen mit einer Ethik des Kämpfens vermittelt – was daraus geworden ist, sieht man in einschlägigen Action-Filmen.
Nun können auch anwesende Väter schlecht etwas vermitteln, woran sie selber nicht (mehr) glauben. Im modernen Krieg gibt es keine „soldatische Ethik“ mehr, Soldaten sind Menschenmaterial, Rädchen im Getriebe – und wo es geht, werden sie durch Programme und Maschinen ersetzt. Krieg „von unten“ in Gestalt von Terrorismus kennt ebenfalls keine humanitären Hemmungen mehr: einzig die Aufmerksamkeit ist wichtig, egal wie viele Unbeteiligte da sterben, und wie.
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7 Kommentare zu „Wie kommts, dass Männer ihre Kämpfer-Ethik verloren haben?“.