Warum bekommen Frauen in Business-Netzwerken dreimal weniger Job-Angebote als Männer? Dieser Frage widmet sich heute das Magazin deutsche-startups.de und hat auch gleich ein paar gute Ratschläge parat, nämlich Tipps, wie sich Frauen in sozialen Netzwerken noch besser präsentieren.
Was machen Frauen demnach falsch? Des öfteren zieren keine Fotos ihre Profile, was natürlich für den ersten Eindruck ganz schlecht ist – soweit gehe ich noch mit! Dann aber wird gerügt, dass Frauen mehr ihre sozialen Kompetenzen wie Kommunikationsstärke, Organisationstalent etc. auflisten – und nicht ihre technischen Fähigkeiten im Umgang mit „bestimmten Softwareprogrammen“. Das interessiere die Personaler nicht, denn die wollten harte Fakten. Pech für die Personaler und die Unternehmen, denke ich mir dazu, denn Programme kann man erlernen, Organisationstalent eher weniger.
Sammle Kontakte, vor allem VIELE!
Kritikwürdig findet Christina Cassala, die Autorin der „Tipps“ Peer Bieber, „Experte für innovative Recruiting-Möglichkeiten“, auch das Vernetzungsverhalten der Frauen: Sie wählen ihre Kontakte „mit Bedacht“ aus, was insgesamt weniger Kontakte auf weiblichen Profilen ergibt. Dadurch wirkten diese „ungepflegt“ und eine Kontaktaufnahme nicht „lohnenswert“.
Ganz schlimm auch: der Lebenslauf zeigt oft Lücken bei den Arbeitgebern, es fehlen konkrete Datums-Angaben. Tja, woran das wohl liegen mag? Arbeitslosigkeit, Familienphase – welche Frau hat schon einen durchgängig stromlinienförmigen und ununterbrochenen Berufsweg? Egal, im Profil muss ein „konsistenter Lebenslauf“ stehen, tunlichst auch mit Nennung der jeweiligen Arbeitgeber.
Interessen: Vergiss Yoga! Werde SERIÖS!!
Ganz krass wird es bei den Interessen, die man außerhalb der Arbeit noch so hat, bzw. haben darf. Hier lasse ich den Originaltext sprechen:
Die Darstellung der Interessen driftet meist in klischeehaft weibliche Freizeit-Interessen ab, wie Tanzen und Yoga. Damit zeichnen Frauen ein wenig professionelles Bild von sich selbst.
Aha! Auch Freizeitaktivitäten müssen also „professionell“ sein. Der zugehörige Tipp empfiehlt dann dem entsprechend:
Sie bewegen sich in einem Business-Netzwerk. Daher gilt auch bei der Wahl der Interessen ein gewisser Grad an Professionalität. An Rad fahren und Lesen ist nichts auszusetzen. Aber eine Kombination aus Yoga und Reiten wird schnell belächelt. Politik und Reisen machen an dieser Stelle einen seriöseren Eindruck.
Mal davon abgesehen, dass Lesen plus Politik gewiss eine schlechtere, weil weniger ausgleichende Work-Life-Balance ergibt als Yoga, Tanzen oder Reiten, wird hier ganz offen geraten, nicht die wahren Interessen anzugeben, sondern diese „passend zur Umgebung“ aus dem Fundus potenziell „seriöser“ Möglichkeiten zu wählen.
Klar, wer einen Arbeitsplatz sucht, muss bereit sein, sich zu verbiegen, zu verbergen, zu verstellen! Das finden heute auch Frauen zunehmend normal, bzw. wenn sie erfolgreich sein wollen, müssen sie entsprechend handeln – so der Tenor des Artikels.
Der Gipfel des Absurden erreicht dann allerdings Tipp 4:
„Bleiben Sie bei allem, was Sie angeben ehrlich. Wenn Sie auf Ihrem Profil falsche Tatsachen vortäuschen, kommt dies spätestens beim Vorstellungsgespräch raus und bereitet Ihnen eine sehr unangenehme Situation. „
Ja was denn nun?
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Update: Eine weitere, weit umfangreichere Resonanz:
Tipps, wie sich Berater nicht zum Affen machen von Kiki Thaerigen
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9 Kommentare zu „Frau, zeig dich wie ein Mann, aber bleib ehrlich!“.