…neige ich zum Verstummen. Ereignisse wie die krass rechtswidrige Einkesselung hunderter Menschen über neun Stunden zwecks Stoppen der #Blockupy-Demo in Frankfurt empören mich derart, dass mir ein weiteres Blogposting zum Thema als Reaktion einfach nicht reicht. Die mangelnde Einsicht der Verantwortlichen „danach“ ist nicht viel besser als die Reaktion Erdogans auf die ebenfalls in übelster Polizeistaatsmanier bekämpften Proteste in der Türkei (#occuypgezi).
Über all das zu bloggen, während große Teile Deutschlands im Hochwasser versinken und alle Aufmerksamkeit auf Pegelstände und Sandsackgebirge gerichtet ist, erscheint dann auch wieder unangemessen – so als würde ich das Leid, das die Fluten unzähligen Menschen bringt, ignorieren. Schon gar nicht mag ich fragen, warum man bei all den Renovierungen und Neubauten nach der Flut 2002 die Dinge nicht ein wenig „Hochwasser-kompatibler“ eingerichtet hat, zumindest da, wo das möglich gewesen wäre.
Und währenddessen: Yes, we scan! Der totale Überwachungsstaat ist in den USA Realität geworden, ausgerechnet unter Obama, der so schöne Reden über Bürgerrechte geschwungen hat. Die nun erst richtig bekannt gewordene Praxis der Geheimdienste, ganz direkt auf User-Daten von Google, Facebook u.a. zuzugreifen, schlägt sogar im „Land of the Free“ ein bisschen Welle, während die komplette Video-Überwachung von Arbeitnehmern und die Überwachung ihrer Computer-Aktivitäten per Schnüffelsoftware bereits als „ganz normal“ gilt.
Vom Status der Finanz- und Schuldenkrise will ich eigentlich gar nicht erst anfangen. Und doch wundere ich mich, wie wenig öffentliche Debatte es zur vertrackten Lage gibt, in die sich die Akteure manövriert haben: Extrem billiges Geld per Niedrigzinspolitik für die Banken, die mittels Ankauf der Anleihen all der massiv überschuldeten Staaten deren Finanzierung (noch) gewährleisten – und damit so etwas wie „Markt“ im Finanzgeschehen komplett konterkarieren. Ein Aktienmarkt, der sich von sämtlichen (weltweit zunehmend miesen) Wirtschaftsdaten abgekoppelt hat und dabei ist, eine Mega-Blase aufzublähen, einfach weil das Kapital anderswo keine „ordentlichen“ Renditen mehr findet, sondern „in Sachwerte flieht“. Was nicht nur die Reichen angeht, sondern auch sämtliche Sparer und jegliche auf Kapital-Verzinsung basierende Altersvorsorge. Dass auch der Sachwert Immobilie sehr begehrt ist, merken wir an den drastisch steigenden Mieten und am vielfachen Bau von Luxuswohnungen. Eine Wohnung wie meine würde ich im Umzugsfall nicht mehr bekommen, schon gar nicht im Wohnblock, der ein paar Meter weiter hochgezogen wird: alles ÖKO, aber sauteuer…
Ach ja, da ist noch der Euro: das Gezerre der „Rettungspolitik“, das die Südstaaten in Arbeitslosigkeit und Verelendung treibt, dazu die immer sichtbarer werdenden totalitären Tendenzen der undurchsichtigen EU-Bürokratie, die offenbar alles daran setzt, auch kleinste Details des Alltagslebens (Olivenöl-Fläschchen!) quer durch Europa in die Gleichförmigkeit zu zwingen: es macht mich traurig und wütend, wie all das die Idee EUROPA kaputt macht, Ressentiments der Bevölkerungen gegeneinander gebiert und mittlerweile sogar die gelebten Errungenschaften (Reisefreiheit! Offene Grenzen) wieder abzubauen beginnt. Letzteres auf Wunsch Deutschlands, wen wunderts!
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Hat man keinen Bock auf all diese deprimierenden Mega-Themen, kann man heute auch eine Blogger-Auseinandersetzung zum Thema „Mobbing“ mitlesen. Robert Basic kokettiert in einem Posting damit, dass er selbst (na klar!) einst ein Mobber war und fordert Blogger dazu auf, auch ihre dunklen Seiten zu zeigen – der Vollständigkeit und Authentizität wegen. In to be an arschloch or not to be an arschloch äußert sich Felix Schwenzel (wirres.net) dazu, wenigstens ETWAS ernsthafter. Richtig zur Sache kommt allerdings erst der Beitrag von Kiki Thaerigen, die beschreibt, wie es ist, das Opfer zu sein – lesenswert!
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12 Kommentare zu „Wenn allzuviel passiert…“.