Selten hat ein Demo-Termin so gut gepasst: gerade wurde bekannt, dass sogar SSL-Verschlüsselungen (also die Verfahren, die etwa beim Online-Banking und Online-Einkauf unsere Daten sichern sollen) von der NSA korrumpiert-gehackt-geknackt wurden.
Der unentschiedene Dreifachbegriff erklärt sich daraus, dass nicht “entschlüsselt” wird, sondern – viel einfacher, hinterhältiger und gemeiner – Hintertüren in die entsprechende Software eingebaut werden. Dafür betreibt die NSA ein Programm namens “Bullrun”, über das die ZEIT schreibt:
Ziel des Programmes Bullrun sei es, “in kommerzielle Verschlüsselungssysteme Hintertüren einzubauen”. Doch gehen die Dienste noch weiter. Offenbar ist es ihnen gelungen, auf das Design von Verschlüsselungstechniken Zugriff zu bekommen. Sie hätten inzwischen Einfluss auf die internationalen Standards, nach denen solche Sicherheitsprogramme entwickelt werden, was die “versteckte Beeinflussung” von Programmentwicklungen erlaube.
Der Angriff zielte damit nicht in erster Linie auf die mathematischen Verfahren, mit denen Daten verschlüsselt werden. Die Dienste nutzten ihre Macht, um von den Anbietern deren Schlüssel zu erpressen. Die Geheimdienste haben damit die grundlegende Sicherung zerstört, die Menschen im Netz vor Überwachung, vor allem aber vor Kriminellen schützt – das Vertrauen in die Zertifizierungsstellen verschlüsselter Kommunikation.
Was wir bisher schon wissen:
NSA und GCHQ (britischer Geheimdienst) lesen per PRISM unsere Kommunikation in den großen Netzwerken mit und zapfen per TEMPORA an den Internetknoten und transatlantischen Kabeln nahezu den gesamten Datenverkehr ab.
Mit XKEYSCORE steht für all die Datenmassen der NSA eine bequeme Abfrage-Oberfläche zur Verfügung, mit der man die gesamte Kommunikation einer Einzelperson nach Belieben anzeigen lassen kann. Auch der BND hat es “im Testbetrieb” – und im übrigen bekommt der BND natürlich vom Datenschatz des großen Bruder bei Bedarf etwas ab, ungeachtet der Tatsache, dass die flächendeckende Ausspionierung nach deutschem Recht illegal ist.
Aber damit nicht genug: mit dem GENIE-Programm schleust die NSA Viren und Trojaner auf zigtausende Computer und spricht verharmlosend von Implantaten (“implants”) auf fremden Rechnern. Die NSA-Software kontrolliert dann die befallenen Systeme unbemerkt und nimmt Kommandos entgegen.
Und noch immer nicht genug: da ja nie alle Computer infiziert werden können, gibt es z.B. in Windows Hintertüren, so dass sogar IT-Experten der Bundesregierung vor dem Einsatz von Windows 8 warnen.
Nun also BULLRUN. Ende der letzten vermeintlichen Sicherheit für wichtige Daten!
Ich denke: ES REICHT.
Es sollte zumindest DAFÜR REICHEN, morgen massenweise gegen die totale Überwachung zu demonstrieren! Um unseren Regierenden und aller Welt zu zeigen, dass es nicht reicht, schulterzuckend NICHTS zu tun und sich mit ein paar hohlen Sprüchen von Seiten der “Dienste” abspeisen zu lassen. Sie partizipieren von der Überwachung, haben im Grunde nichts dagegen und verschleiern das im Wahlkampf nur mühsam.
Zimmermann, der Erfinder der PGP-Verschlüsselung empfiehlt in einem ZEIT-Inverwiew, auch das Wahlverhalten zu überdenken:
Die Bevölkerung muss erkennen, dass diese Themen wichtig sind. So wichtig, dass sie auch ihr Wahlverhalten danach ausrichten. Die Menschen können wählen und Politiker ins Amt bringen, die dafür sorgen, Überwachung einzudämmen. Sie können auch vor Gericht ziehen und gegen staatliche Überwachung klagen. Wir brauchen Demonstrationen, eine nationale Debatte. Wir müssen alle zur Verfügung stehenden demokratischen Mittel nutzen, um die Lage zu verändern. Die großen Aufgaben liegen in der Politik, nicht bei der Technik.
Alsdenn:
FREIHEIT STATT ANGST – 7.9.2013 – 13 Uhr Alexanderplatz
Hier gehts zum Demoaufruf.
Und so verläuft die DEMO-Route.
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Erstveröffentlichung auf meinem eher schlecht gepflegten Berlin-Blog, zu Zwecken der Dokumentation nun auch hier (scheiß auf „Duplicate Content“!).
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3 Kommentare zu „Samstag, 13 Uhr, Alexanderplatz – Demo gegen die totale Überwachung“.