„Schlimmer als ACTA“ nennt Stefan Krempel auf Heise.de das derzeit auf EU-Ebene verhandelte transatlantische Freihandelsabkommen mit den USA. Angeblich soll der Freihandel ja den allgemeinen Wohlstand heben, doch enthält das Vorhaben Bestimmungen, die allzu deutlich lediglich den Wohlstand der Konzerne im Blick haben.
Man glaubt es kaum: in einem sogenannten „Streitbeilegungsverfahren“ (Investor-State Dispute Settlement / ISDS), das bereits jetzt aufgrund von Beschlüssen der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) in großen Teilen der Welt genutzt werden kann, können „Investoren“ auf Schadenersatz wegen entgangener Gewinne klagen, wenn Gesetze oder Gerichte ihre wirtschaftlichen Umtriebe beschränken. Krempel berichtet:
„Darauf basierende Klagen gebe es bereits gegen Warnungen auf Zigarettenpackungen in Australien, die Energiewende hierzulande oder das Frackingverbot in Kanada. Der US-Pharmariese Eli Lilly fordere via ISDS sogar 500 Millionen US-Dollar von Kanada, nachdem dortige Gerichte zwei dessen Patente für ungültig erklärt hätten. Das Unternehmen argumentiere damit, dass seine künftigen Profiterwartungen durchkreuzt und es quasi enteignet worden sei.“
Das „Gericht“, dass diese Klagen entscheidet, besteht aus drei Personen, die im Geheimen tagen und gegen deren Entscheid es keine Berufung gibt. Auch die Summe der Schadenersatzforderungen ist nicht beschränkt, 70% der Klagen haben „Erfolg“ im Sinne der klagenden Konzerne.
Geld regiert die Welt: nun ganz legal!
Und genau dieses „Streitschlichtungsverfahren“ soll nun im Rahmen des Freihandelsabkommens auch für die EU verpflichtend werden. So bekommt der alte Spruch „Geld regiert die Welt“ eine ganz neue Bedeutung. Nationale Parlamente und Gemeinderäte werden sich nicht mehr trauen dürfen, beschränkende Vorschriften zu beschließen.
Ihr wollt weniger Massentierhaltung? Mehr Platz und bessere Behandlung für die Tiere? Geht nicht mehr, sorry, denn damit würden ja die Gewinne geschmälert und die Steuerzahler müssten die Investoren entschädigen!
Weniger schädliche Stoffe im Spielzeug? Kennzeichnung gentechnisch veränderter Nahrungsmitteln? Umweltauflagen für Schadstoff-emittierende Betriebe? Beschränkung von Software-Patenten?, „Fair Use“ im Urheberrecht? Gar ein Fracking-Verbot? Kann man alles vergessen, denn es schmälert die potenziellen (!) Gewinne der Unternehmen, die von diesen Vorschriften „betroffen“ wären.
Die EU hat sich bereits DAFÜR ausgesprochen, dieses „Schlichtungsverfahren“ ins Freihandelsabkommen einzubinden. WER ist hier „die EU“ frag ich mich, die schon zum Start der Verhandlungen (die derzeit wegen „ShutDown“ unterbrochen sind) genau weiß, was heraus kommen soll?
#NotMyEU – !
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14 Kommentare zu „Freihandelsabkommen: Alle Macht den Konzernen! #NotMyEU“.