Die Bewegungen verlangsamen sich ganz automatisch, wenn die Tagestemperaturen 34 Grad erreichen – immerhin schon 5 Grad mehr als bei meiner Ankunft in Phnom Penh. Und doch hilft das nicht viel, auch ohne mich zu rühren läuft mir der Schweiß in Rinnsalen über die Haut. In manchen Lokalen wird jetzt Wassernebel versprüht, denn auch die Khmer schwitzen jetzt, was mich fast ein wenig erstaunt hat.
Fünf Tage Vietnam liegen hinter mir: ein Kurztrip nach Saigon bzw. „HCMC“ (Ho-Chi-Minh-City), von dort aus ein Ausflug nach Vung Tau, eine Halbinsel am chinesischen Meer, die den Einwohnern der engen und heißen 8-Millionen-Stadt als Naherholungsziel dient. Die kühlere Seeluft tat wirklich gut!
Da störte so manche Hotelburg von ausnehmender Hässlichkeit nicht im geringsten. Genächtigt hab‘ ich lieber in einem der kleinen „Zimmerstapel“, wie ich die extrem schmalen, doch manchmal bis zu sieben Stockwerken hohen Häuser nenne, die vielleicht grade mal drei Meter breit sind. Vom Hörensagen weiß ich, dass sich diese Tradition einer Steuergesetzgebung verdankt, die die Höhe der Steuer nach der Breite des Hauses bemisst. Sowohl in Kambodscha als auch in Vietnam sah ich diese „Stapelhäuser“ auch häufig einzeln in der Landschaft stehen, was dann wirklich seltsam aussieht! Im oberen Bild sieht man eine typische Straßenansicht im zentralen Viertel Saigons: ein Riegel klebt am anderen, ab und an öffnet sich eine winzige, oft nicht mal zwei Meter breite Gasse für den Zugang der tiefer im Block stehenden Häuserreihen – alles in allem eine recht klaustrophobische Erfahrung!
Wie schön, dann mal am Meer zu sein, in die Ferne zu schauen und die Fischerboote und das vietnamesische Strandleben zu beobachten.
Genau wie die Khmer in Kambodscha baden auch die Vietnamesen nicht etwa in Bade-Anzügen oder gar Bikinis! Züchtig verhüllt stürzt man sich ins lutschwarme Nass, die Männer mit knielangen Freizeithosen über der Unterhose (!), die Frauen im T-Shirt oder Kurzkleid. Auch ich hab‘ das Hemd also lieber angelassen, das in der hohen Luftfeuchtigkeit dann trotz Wind und Sonne stundenlang zum Trocknen brauchte.
Überhaupt wirkte das asiatische Strandleben auf mich regelrecht „desexualisiert“: kein Flirten, flanieren, Körper vorzeigen, wie man es aus Europa kennt. Ein besoffener Vietnamese platzierte sich neben mich und ließ sich unter Gejohle der ebensowenig nüchternen Kumpane mit der Fremden ablichten, doch nicht etwa als Form der Anmache: hier bin ich halt ein schwer exotischer Freak, habe weiße Haut und bin mit meinen 165 immer noch deutlich größer als die meisten Männer.
Trotz der Hitze laufen viele schwer verhüllt und sogar mit Gesichtsmaske herum: man möchte nicht noch brauner werden, Hellhäutigkeit gilt als erstrebenswert. Nicht nur am Strand, auch überall in den Städten und auf dem Land sieht man Männer und Frauen mit diesen Masken, die es in vielen Farben und Designs zu kaufen gibt. (Mal angenommen, diese Mode würde nach Deutschland schwappen, würde sie gewiss gleich verboten, denn die allgegenwärtige Video-Überwachung öffentlicher Räume liefe ja ins Leere, wenn alle so vermummt herum laufen würden!).
Schaut man in ein Verkaufsregal mit Kosmetika, finden sich viele „Whitening-Cremes“ bzw. Tagescremes und Sonnenschutzmittel mit Whitening-Faktor. Mir fallen da gleich die entsprechenden Regale mit Bräunungscremes bei uns ein – der Mensch will ganz offensichtlich immer das, was er nicht hat.
Ich hätte noch so viel zu erzählen, doch nun wird es schon wieder heißer und es warten noch ein paar „Brotarbeiten“, die erledigt sein wollen. Vermutlich werde ich erst in Berlin wieder zu den tiefer schürfenden und weiter ausholenden Artikeln kommen, wenn das kühle Schmuddelwetter nicht nach draußen lockt und meine Tage in gewohnter Gleichförmigkeit verlaufen.
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8 Kommentare zu „Kurztrip nach Saigon“.