Claudia am 22. April 2014 —

Im Clash der Subkulturen für den Frieden

Irgendwie war abzusehen, dass das kommen musste: Sobald tatsächlich mal wieder „auf die Straße gegangen“ wird, trifft man sich da halt auch! Ganz ohne die Möglichkeit, die Anderen einfach wegzuklicken, wenn sie Stuss reden, falsch denken, nichts begreifen, weiter schlafen oder zweifelhaften Rednern lauschen. Ohne schützende Filterblasen begegnen sich bei den „Montagsdemos“ Menschen mit höchst unterschiedlichen Weltsichten, vorsichtig gesagt. Menschen, die sich weder in der Analyse, noch im Weg, noch in den Zielen einig sind, demonstrieren gemeinsam für den Frieden.

Besorgt angesichts dessen, was sich rund um die Ukraine-Krise zusammen braut, und verärgert über die zunächst tatsächlich ziemlich „gleichgeschaltet“ wirkende Berichterstattung hatte ich mir eine neue Friedensbewegung heftig gewünscht. Jetzt gibt es sie, allerdings anders, als man sich das so vorgestellt hat. („Man“ und nicht „ich“, denn ich hatte mir dazu noch gar nichts vorgestellt).
Dass das Spektrum der Akteure von linksaussen bis rechtsaussen reicht, multipliziert mit den vielen, die sich in solche „Schubladen“ nicht mehr einsortieren lassen wollen, macht die Sache nicht eben einfach.

Den Ostermontag hab‘ ich damit zugebracht, verschiedene Diskussionen, Stellungnahmen und Artikel zur „neuen Friedensbewegung“ zu lesen, die ich hier einfach mal aufliste. Meine Meinungsbildung zu alledem ist bei weitem nicht abgeschlossen, sondern derzeit erst im Werden. Dass es keine „Schubladen“ mehr geben soll, sehe ich allerdings kritisch und hab‘ dagegen angeredet.

Alsdenn:

Zu den – für Neulinge oft gewöhnungsbedürftigen – Inhalten der Proteste hat Michael Freitag einen verdienstvollen Vierteiler verfasst, der auf die einzelnen Themen der neuen Bewegung eingeht. Gut geeignet für die schnelle, aber dennoch nicht nur oberflächliche Orientierung:

Mein eigener Einstieg ins Thema geschah über eine Diskussion auf Google+, die wiederum Stefan Münz angestoßen hatte. Auch er sucht nach Orientierung inmitten des Info-Ozeans unterschiedlichster Interessen und fragte nach der Bewertung des „alternativen“ Newsportals „News23“. „Sicher wieder so ein rechter Kanal“ ist eine gängige Schnell-Bewertung, doch Stefan wollte wissen, worin sich konkret das „rechte Denken“ zeigt. Eine gute Frage, die auch die „neue Friedensbewegung“ wird beantworten müssen, will sie nicht als von NPDlern mitgetragene „Querfront“ und „völkische Friedensbewegung“ im braunen Sumpf ersticken.

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Diskussion

Kommentare abonnieren (RSS)
6 Kommentare zu „Im Clash der Subkulturen für den Frieden“.

  1. ahem,

    ich glaube, ich habe hier vor wochen mal in einem kommentar gesagt, daß ich beim besten willen nicht wüsste, bei wem ich da demonstrierend mitlaufen sollte ;-)

    wenn ich deine kleine linkliste mit einem hinweis auf das, was klaus oder der herr karl gerade thematisieren erweitern dürfte.

    nicht nur ich bemerke da eine komplette geistige verwirrung eines teiles dessen, was man mal als „links“ verstanden hat, der, auch mein jammerns seit jahr und tag, längst das ganze geschmodder aus den kommentaren der leidmedien absorbiert und längst zum teil seiner populistischen attitüde gemacht hat.

    es ist halt das eine, das geschwätz von der „öffentlich rechtlichen verdummung“ wohlfeil zu schlucken und über die da oben, dieses ganze EUDSSR zeugs, das indifferente geschwurbel über DIE amerikaner auf plakaten herumzutragen und das andere, in dem moment zu verstehen, daß längst antisemiten und verschwörungshirnis auf dieser welle mitsurfen und sich noch größere teile des (angeblich) „aufgeklärten“ publikums gleich mit einverleiben.

    die „friedensbewegung“ als verstärker rechtsradikalen mülls, aber naja, zu der deutschen friedensbewegung habe ich schon seit ex-jugoslawien und dem ersten irakkrieg ein sehr entfremetes verhältnis und halte sowohl die bombardierung der serben und das vertreiben husseins aus kuweit immer noch für „richtig“ – auch angesichts all der als lügen ausgemachten propaganda.

    beidem gemein ist: es wird etwas angeprangert … aber es fehlt überall eine konsistente _alternative_. es ist das eine „gegen“ etwas zu sein und etwas ganz anderes, eine alternative anzubieten – und da sehe ich im moment nur einen planlosen haufen.

  2. Es gibt nicht DIE Friedensbewegung, sondern immer dann, wenn viele Menschen Kriegsgefahr bzw. deren Verschärfung sehen, geht man auch irgendwann mal „auf die Straße“. Was für Label und Fahnen da dann nach einiger Zeit getragen werden, ist im Wandel begriffen und konfiguriert sich immer mal wieder neu – wie jetzt.

    Wobei es eben nicht damit getan ist, sich zu distanzieren und zu betonen, dass man mit Spinnern und Rechten nicht in einen Topf will, bzw. darüber zu klagen, dass die alle nicht mehr wissen, was verschiedene Begriffe bedeuten.

    Was, wenn sich die Kriegsgefahr verschärft? Es geht doch nicht um „die paar Spinner“, sondern um das große Potenzial der Montagsdemos: Leute, die nicht wissen, wie ihnen geschieht, wenn ihre Demo jetzt als „rechts“ gebasht wird – und all die vielen, die noch gar nicht hingehen, aber das durchaus tun würden, wären da nicht diese Spinner…

    Man wird sich also die Mühe machen müssen, die Begriffe erneut mit Inhalt zu füllen, also das eigene Verständnis zu kommunizieren, damit die Anderen merken, was konkret gemeint ist – und erst an den Konkretisierungen kann man ja feststellen, „wohin man gehört“.

    Im politischen Kampf sind im übrigen Pauschalisierungen unvermeidlich. Ich hätte immer noch gerne ein Atomwaffen-freies Land und fände es gut, wenn „die Amis“ ihren Drohnen-Einsatz-Stützpunkt Rammstein wegverlagern, am besten aufgeben würden.

    Auch die Geldkritik ist eine ernsthafte Diskussion wert – ich empfand es immer als großen Fehler der Leitmedien, das Thema praktisch zu ignorieren, anstatt die Vertreter der „herrschenden Lehre“ zu Stellungnahmen zu bewegen. Was eigentlich ihre journalistische Aufgabe im Dienst der demokratischen Willensbildung wäre, spätestens seit 2008. Dafür hätte ich sogar GEZAHLT!!

    Auch „EUDSSR“ kann man selbstverständlich argumentativ behandeln, wobei sich immer beide „Wahrheiten“ bestätigen werden: das Leiden am „Großregeln“ quer über viele Länder und der Nutzen, den das bringt.

    Anerkanntermaßen hat die EU tatsächlich ein Demokratie-Defizit – aber auch das kann man argumentativ verständlich machen, denn die Widersprüchlichkeit im Zusammen- und Gegeneinander-Agieren der Institutionen EU-Parlament und Kommission ENTSPRICHT ja tatsächlich der inneren Zerrissenheit vieler Europäer, die

    -> einerseits gerne selber mitbestimmen würden, wo es in Europa lang geht (=Parlament),

    -> andrerseits es aber gar nicht mögen, wenn ANDERE bestimmen, was im eigenen Staat passiert (=Kommission als Veto-Ebene).

    Es liegt auf der Hand, dass man dann auch zur Frage kommt, ob ein Rückzug ins Nationale irgendwas bringen könnte, was ja „Rechte“ offenbar glauben. Ich glaube das nicht, meine aber auch, dass nicht jede Gurkengröße europaweit geregelt werden muss – wobei sowas ja nicht vom bösen machtgeilen EU-Apparat kommt, sondern hier „nur“ ein Interesse des Handels umgesetzt wurde (man hat die Gurkenregel ja fallen lassen, dennoch sind alle Gurken im Supermarkt gerade – es geht auch ohne…).

    „beidem gemein ist: es wird etwas angeprangert … aber es fehlt überall eine konsistente _alternative_“

    Es fehlt die Bereitschaft und die Zeit, sich mit den komplexen Angelegenheiten in Detail zu befassen – und natürlich auch an Strukturen für mehr Transparenz und Teilhabe. Die aber muss man gemeinsam ausdenken und einfordern – ein langer Weg!

    In Sachen Ukraine hätte es für die EU / den Westen durchaus Alternativen in der Herangehensweise gegeben – aber das schenke ich mir jetzt, ist eh schon zu lang.

  3. claudia,

    [..] Wobei es eben nicht damit getan ist, sich
    [..] zu distanzieren und zu betonen, dass man
    [..] mit Spinnern und Rechten nicht in einen Topf will

    wie gesagt, es gibt das nicht, „DIE“ friedensbwegung, wie wir das vielleicht mal anfang der 80er verstanden haben und „da draussen“ ist – jedenfalls in meiner wahrnehmung – _nichts_, womit ich in einen topf will, geschweige denn mich engagieren. weil ich dummerweise weiß, was dabei herauskommen wird.

    ein blick auf die piraten sollte reichen, das poblemlos zu verstehen: konfusion & „derailing“.

    auch das habe ich schon gesagt, mit „DER“ friedensbewegung (dorry, claudia, wie sagst du selbst „Im politischen Kampf sind im übrigen Pauschalisierungen unvermeidlich“) habe ich schon seit anfang der 90er rein gar nichts mehr am hut, weil ich mit dieser „friedensbewegung ist nur gut, wenn’s gegen ‚die amis‘ geht“ nummer rein gar nichts mehr am hut habe und das für eine selbstgefällige schauveranstaltung halte.

    [..] das kann man argumentativ verständlich machen

    das, claudia, kann man leider nicht mehr.

    es wäre schön, die dinge wären noch so einfach, weil es so etwas wie eine gemeinsame grundhaltung derer, mit denen zu argumentieren wäre, nicht mehr gibt. es gibt nur noch einen „state of confusion“ und vor allem eine ungehemmte neigung, recht behalten zu wollen in der analyse. das war „früher“ leichter, als die dinge noch schön schwarz-weiss waren.

    „wir gut, die anderen böse“. heute müsste ich mich fragen, ob die „unseren“ nicht schon böse sind und ich nur den verstärker für eine agenda mache, die nicht die meine ist.

    ich beobachte da vielleicht wirklich andere dinge als du und deshalb habe ich meine bemerkung, daß ich ja gar nicht wüsste, wo ich mitmachen möchte, schon vor wochen – also lange bevor die widersprüche offenbar wurden – gemacht habe: wenn es in „unserer generation“ noch eine ausgesprochene bereitschaft gab, für _eine_ sache aufzutreten, bist du heute, wenn du dich an „so was“ beteiligst, das opfer einer unüberschaubaren konvoluts an komplett divergierenden absichten.

    was hat der kampf gegen die EUDSSR oder gegen das geldsystem bitte mit „friedensbewegung“ zu tun? wenn ich mich auf die strasse stelle und für frieden demonstriere, möchte ich nicht als verstärker von rechtspipulistischen spinnern dienen. genau das ist aber der fall.

    so wie die piraten von allen möglichen interessensgruppen, die ihre eigene agenda für wichtiger halten als „die sache“, gehighjacked wurden, so passiert das vor deinen augen auch mit dem verrotteten kadaver friedensbewegung.

    das ist – auch wenn du das vielleicht denkst – nicht die blasierte haltung eines älteren herren, der sich von den mainstreammedien die sache vermiesen läßt – es ist der nüchterne blick, auf das, was ich erlebe. gestern noch habe ich jemandem, den ich für halbwegs „reif“ hielt, vor’s schienbein treten müssen, weil er einen anderen, den ich auch für halbwegs „reif“ halte, „du faschistoider schwachkopf“ nennen muss

    eine friedensbewegung, in der nicht selbst schon frieden herrscht oder doch die absicht dazu, ist die zeit nicht wert, die man daran verschleudern könnte …

    [..] jede Gurkengröße

    claudia, args …

    also, die EU hat die eingeführt, weil der handel hier danach geschrieen hat. dann hat die EU diese regelung wieder abgeschafft. der handel hält sich aber weiter dran …

    [..] Was, wenn sich die Kriegsgefahr verschärft?

    dann, lass mich das deutlich sagen, sind wir gef****t.

    im moment tue ich das, was ich tun kann: ein bißchen bei den leuten, die ich kenne, dämpfend einzuwirken und zur not, auch mal den „feind“ besuchen ;-)

    frieden, claudia, fängt immer damit an, daß man mit den anderen redet statt über sie zu urteilen.

  4. „frieden, claudia, fängt immer damit an, daß man mit den anderen redet statt über sie zu urteilen.“

    genau das ist ja mein Anliegen. Deshalb bin ich es auch müde, aufgrund bloßer „Labels“ und irgendwelcher Stichworte Leute abzuqualifizieren. Ich bin es auch leid, immer nur „geht nicht, weil… “ zu hören und zu lesen.

    Die „Montagsdemos“ sind (noch) eine offene Struktur. Aufgrund ihrer Historie und ganz verschiedenen Veranstaltern, sowie einer zunehmenden (!) Menge „ganz normaler Leute“, die aus aktueller Besorgnis kommen, sind sie bei weitem noch nicht festgelegt. Sie „gehören“ niemandem, wer und was dort dominiert, ist im Fluss. Die meisten Treffen haben „offene Mikros“, jeder darf reden…

    Es ist noch nicht entschieden, was daraus wird. Warum nicht massenweise hingehen und das Mikro in die Hand nehmen, wenn einer „was zu Rechtslastiges“ sagt?

    Dass wir hierzulande unsere westlichen Politiker und „Verbündeten“ kritisieren, weil wir ja schließlich selber „Westler“ sind und von ihnen „vertreten“ werden, ist für mich selbstverständlich. AUF SIE haben wir (in der Masse..) ja potenziell Einfluss, also ist doch klar, dass man DA ansetzt mit dem „Nein“ zu Eskalationen. Ich frag mich wirklich, was denn die Alterntive wäre? Soll man, wenn „der Westen“ im Zuge eines ungeschickt und ignorant angegangenen EU- und Nato-Erweiterungsversuchs, der nun komplett aus dem Ruder gelaufen ist, dabei stehen und applaudieren, wenn Militär gen Osten verlegt und „starke Reden“ geschwungen werden? Das hat doch dann gar nichts mehr mit der eigenen Besorgnis zu tun…

    http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/4606754/deutschland-schickt-eurofighter-in-den-osten.html

    Was im übrigen „rechts“ bzw. „links“ ist, scheint lange nicht mehr klar zu sein. Deshalb find ich es z.B. gut, dass Stefan Münz immer mal wieder versucht, zu klären, was genau welchen Demo-Aktivisten ganz konkret als „rechts“ vorgeworfen werden kann – über bloßes „Labeling“ hinaus. Ditfurth redet jedenfalls Stuss, wenn sie meint, die Kritik an der Fed sei ein Synonym für das „Finanzjudentum“ oder sowas. Damit zeigt sie nur, dass sie die Geldsystem-Kritik seit 2008 nicht mitgelesen hat. Das ist lange nicht so spinnert wie „Chemtrails“ und selbst wenn: zu „rechts“ bzw. gar „rechtsradikal“ sehe ich da keine Links.

    Na, ich lasse es jetzt mal gut sein. Vielleicht raffe ich mich eines Montags auf und geh mal gucken!

  5. ich verstehe die aufregung und die panik, ich begreife sie eher als ein soziologisches phänomen, die stampede, die masse gerät in bewegung und das erste, was niedergetrampelt wird, ist die vernunft.

    wir sind das einfach nicht mehr gewohnt, in eine solche lage zu geraten, für uns ist frieden etwas selbstverständliches geworden und jetzt zeichnet sich ab, daß wir am ende vielleicht selbst in äußerst unangenehme dinge hineingezogen werden könnten.

    „vernünftig“ wäre, daß man da erst mal seine gedanken ordnet, keine vorschnellen schlüsse zieht und die dinge erst einmal ein bißchen beobachtet und dann entscheidet, ob und welche position man bezieht. „unvernünftig“ ist es, eine meinung zu haben und sofort zu wissen, was „richtig“ ist.

    ich weiss das zb. immer noch nicht. ich habe bis zu einem gewissen grad verständnis für putin, auf der anderen seite ist „sein russland“ überhaupt nicht mein fall, weil ich eher fan von pussy riot bin.

    aber ich lebe damit, daß er „den laden da drüben zusammenhält“ und sein bonus bei mir war der, daß ich mir gesagt habe: wenn solche leute wie putin erst mal weg sind, werden wir sie vermissen, weil sie für die nötige „ruhe“ sorgen, die die gefahr von kriegen gering hält.

    dummerweise hat er gerade diesen „bonus“ bei mir eingebüsst. ich bin also gerade im grunde eher damit befasst, mir jetzt anzugucken, warum irgendwer gerade in dem eine hoffnung auf frieden sieht. gleichzeitig beobachte ich eine rasante radikalisierung. dieses „du faschistoider schwachkopf“ wird ja zwischen leuten ausgetauscht, die man früher noch „auf einer seite“ vermutet hätte.

    aber, als wenn das alles nicht schon schlimm genug wäre: denken wir die sache doch mal durch und nehmen das schlimmste an – putin ist nicht, wie ich immer noch vermute, das krokodil, das sich halt eben mal ein hühn geschnappt hat, sondern ein vollidiot, der sich hineinsteigert, weil er sich „in die enge getrieben“ fühlt.

    was dann?

    appeasement? „frieden in unserer zeit“? ich denke, es war noch nicht mal ein jahr zwischen chamberlains frohlocken und dem deutschen einmarsch in alles, was es schon immer für deutsch hielt.

    sieh hier mal dem unerfreulichsten gedanken in’s auge: wenn es denn ein „wir“ gibt, dann können „wir“ dem das „nicht durchgehen“ lassen. so oder so, mit der gemütlichkeit wäre es dann zuende. frieden funktioniert nur so lange, wie sich alle bemühen, gravierende erschütterungen zu unterlassen, weil sie _ängste_ schüren. im moment gibt es mehr leute, die zurecht angst vor putin haben. ich kann ganz gut nachvollziehen, daß die polen, litauer etc. gerade zittern.

    versteh‘ mich richtig: ich versuche zu verdeutlichen, wie kompliziert die dinge wirklich sind, ohne daß ich auch noch den ganzen teil denken muss, wie wir und warum wir so reagieren. wie sich das, wie wir reagieren auswirkt.

    ich denke, daß alle im spiel verblendet sind und „unvernünftig“ reagieren, aber ich lebe mal damit, daß es jeder auf seine art „gut“ meint und am ende das falsche tut.

    [..] Deshalb bin ich es auch müde, aufgrund
    [..] bloßer “Labels” und irgendwelcher Stichworte
    [..] Leute abzuqualifizieren. Ich bin es auch leid,
    [..] immer nur “geht nicht, weil… ” zu hören und
    [..] zu lesen.

    ich glaube nicht, daß es mir um „labels“ geht, ich will auch keine leute abqualifizieren … ich lese sie und sie disqualifizieren sich selbst. weniger durch das, was sie schreiben, eher durch den ton, mit dem sie die jeweils „anderen“ niederknüppeln wollen.

    es herrscht so eine furchtbare verwirrung, die aus der angst kommt, und weil ich das irgendwie ein bißchen stampede mäßig wahrnehme, sich stetig steigernd, seit ich es mir angucke, kann ich dir da gerade von dieser seite der wirklichkeit nichts aufmunterndes anbieten.

    an dem punkt, an dem die leute nötiger denn je sich um lebenswichtige fragen kümmern sollten, kloppen die sich wie die kesselflicker.

    [..] Soll man, wenn “der Westen” im Zuge eines
    [..] ungeschickt und ignorant angegangenen EU- und
    [..] Nato-Erweiterungsversuchs, der nun komplett
    [..] aus dem Ruder gelaufen ist, dabei stehen und
    [..] applaudieren, wenn Militär gen Osten verlegt
    [..] und “starke Reden” geschwungen werden?

    guck, ich sehe das mit dem „westen“ und dem „ungeschickt“ durchaus genau so. den zweiten teil sehe ich anders, weil hier dinge passieren, deren bewertung sich dummerweise erst in der rückschau auf die ereignisse ergeben wird.

    weder du noch ich _wissen_, wie sich die dinge entwickeln werden. wir denken uns das, wir hätten gerne, daß sie so und so von statten gehen, aber dummerweise wissen wir es nicht

    was im moment passiert, basiert für alle auf historischen erfahrungen, die meisten auf „unserer“ seite sind kein bißchen an irgendwelchen kriegerischen aktionen interessiert, g*ttbewahre. sie sind halt in ein ritual verstrickt, einer art „tanz“, sieht gerade alles ziemlich seltsam aus, macht aber „sinn“.

    die „müssen so“. aber die sind nicht _bescheuert_.

    für mich besteht eher die gefahr darin, daß putin sein spiel überreizt, als daß „der westen“ das tut. aber wir wissen halt nicht, ob nicht mittendrin einer der tänzer gegen einen anderen kracht …

    [..] montagsdemo

    versteh mich bitte auch hier nicht falsch: ich will dich nicht davon abhalten, da hin zu gehen. meine letzte demo war 1989, trier, anlass war das massaker auf dem platz des himmlischen friedens. ich habe ich vor anderthalb wochen mit einer jungen chinesin darüber geredet, warum ich das im nachhinein für eine blöde idee halte. das hat sie so irritiert, wie die vorstellung, daß wir hier in den 70ern mao ccol fanden und ich noch eine waschechte maobibel im archiv habe.

    an der stelle sage ich meinen kids eigentlich immer, daß ihr dad „genug revolution“ gemacht hat und sie jetzt mal dran sind mit revolutionieren und die welt verändern. zumal ich mit menschenmengen jenseits von 5, 6 personen eh so meine probleme hätte. ich wäre aber sicher gänzlich ungeeignet für eine demo oder eine wie auch immer geartete vereinigung zur verbesserung der welt ;-)

    aber – hey, nur daß ich das nicht mehr tue, damit ich mir in 20 jahren nicht noch einen fehler vorwerfen muss (platzfürnememgemoticons) – heisst nicht, daß du nicht die gelegenheit ergreifen solltest, ein paar nette leute kennen zu lernen und mich hinterher eines besseren belehren kannst, weil du die bösen geister ausgetrieben hast ;-)

    [..] Ditfurth redet jedenfalls Stuss

    guck, die ditfurth redet schon immer stuss, das ist halt ihre art, was soll ich da groß entgegnen? daß ich es irritierend finde, daß ich ihr jetzt irgendwie zustimmen möchte und – schockmeineslebens – der frau hecht-galinski, die ich doch sonst so mag widersprechen? finstere zeiten …

  6. ach ja, kleiner bonus: veränderungen beim „russischen facebook“