Wenn ich halbwegs ausgewogene Nachrichten und Einschätzungen sehen will, ist PHOENIX eine unverzichtbare Quelle. Das Folgende stammt aus der Nachrichtensendung DER TAG vom 18.7.2014.
Ab Minute 3.20 sehr hörenswertes Interview mit Bernhard Lichte, Korrespondent in Moskau, das ich für Euch transkribiert habe.
Klaus Pömpers leitet das Gespräch mit einem Verweis auf die Situation in der laufenden Sitzung des UN-Sicherheitsrat ein, in der Russland doch ziemlich isoliert dort stehe. Es gäbe zwar ein gewisses Verständnis für die historische Situation, das vom chinesischen Präsidenten Lio ausgedrückt wurde, aber sonst… und fragt, ob und wie dieser „Druck“ in Moskau ankommt bzw. welche Folgen er haben könne.
Lichte: „…Was man hier allerdings jetzt schon feststellen kann, ist dass es andere Töne gibt. Putin hat – heute war ein Treffen bei der orthodoxen Kirche. es gibt einen hohen Feiertag heute hier – hat er noch einmal einen Waffenstillstand gefordert. Er hat dieses soweit ich mich erinnere zum ersten mal getan ohne dass er daran Vorbedingungen geknüpft hat. Und ich kann mir vorstellen, dass es da ein gewisses Umdenken bereits gegeben hat, dass man diese Seperatisten ja wie soll ich jetzt sagen loswerden möchte … Putin hat sie aus der Flasche gelassen und er kann sie jetzt nicht mehr kontrollieren. Diese Raketen, die da im Einsatz waren gestern, die dieses Flugzeug abgeschossen haben, sind wohl der letzte Beweis dafür, dass hier sich etwas verselbständigt hat, was man nicht oder nur schwer wieder unter Kontrolle bringen kann. Und Putin wird es wahrscheinlich nur können, indem er die Seperatisten förmlich fallen lässt.
Auf der anderen Seite kommt hier natürlich nicht besonders positiv an, dass schon wieder alle Urteile festzustehen scheinen. Egal wer sagt, „die Russen stecken hinter allem!“
Die Beweise dafür, dass Waffen über die Grenze gekommen sind, hab ich bis heute nicht gesehen, es wird immer nur behauptet, auch was jetzt diese eingesetzten Raketen angeht. Natürlich sind sie russischen Ursprungs, weil Russland in dieser Region eben den Waffenmarkt dominiert. Sie können aber genausogut aus Raubzügen auf ukrainische Kasernen kommen und die Seperatisten haben sie sich angeeignet. Sie erinnern sich vielleicht auch, dass es immer diese Erfolgsmeldungen gegeben hat, dass so viele Soldaten übergelaufen seien zu den Seperatisten. Da wird der eine oder andere dabei gewesen sein, der diese so hochkomplexen Waffensysteme bedienen kann. Und ich glaube, es wäre wirklich zielführender, wenn man versuchen würde, Putin einzubinden, anstatt ihn weiter zu isolieren.“
Frage: „Aber ist nicht genau das geschehen schon vor dem Abschuss oder Absturz der Maschine, mit diesem massiven Druck, der vom Geldmarkt ausgegangen ist, auf die russischen Unternehmen von den neuen Sanktionen – ist da nicht ein doppelter Druck Richtung Moskau, der im Zweifel auch zuviel Druck auf Putin ausübt?“
Lichte: „Ja aber es ist doch – verzeihen Sie mir jetzt diesen Vergleich – in weiten Teil der hohen Politik ist es doch wie im Kindergarten: Druck erzeugt eine Trotzreaktion und dann hat man wirklich eine lange Strecke zu überbrücken bis man wieder die Möglichkeit hat, miteinander zu reden. Ich fürchte fast, dass hier das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird, dass man sich selber unter Zugzwang setzt. Es gibt diesen Katalog mit Sanktionsstufen 1 2 und 3, dann gibt es diese Gipfeltreffen, auf denen dann die Presse lamentiert, dass „wieder mal nicht konsequent weiter gegangen“ wird von der einen Stufe in die nächste, so dass da von der anderen Seite ein doppelter Druck aufgebaut wird. Man müsste vielleicht mal einen Strich ziehen, alles auf Null stellen und neu beginnen.“
Frage: „Haben Sie den Eindruck, dass es entweder durch diesen Absturzt/Abschuss der Maschiene jetzt zu einer möglichen doch baldigen Lösung kommt oder doch eben zu einer Verschärfung der Lage?“
Lichte: „Also gegenwärtig ist beides möglich. Wenn man Putin so in die Enge treibt, dass er die Seperatisten eben NICHT fallen lässt, dann riskiert man, dass es wieder zu einen neuen kalten Krieg kommt. Wenn man ihm hilft, sich von den Seperatisten zu lösen, dann wird er vielleicht auch einfacher leichter und schneller vor allem in die Weltgemeinschaft, in die Arme derselben zurückkommen. Das ist das was ich mir vorstellen kan. Er hat ja auch heute Abend schon gesagt, er sei bereits in direktem Kontakt mit dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko. Wrum will man so etwas nicht unterstützen statt jetzt wieder nur zu sagen „du musst jetzt
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7 Kommentare zu „Wie kommt der Druck in Moskau an? Korrespondenten-Interview auf PHOENIX – transkribiert“.