Claudia am 13. September 2014 —

Mega-Trend: Überwachung statt Selbstvertrauen

Angesichts mancher gesellschaftlicher Entwicklungen bin ich ganz froh, nicht „ewig“ zu leben. Schließlich macht es irgendwann keine Freude mehr, nurmehr Menschen von einem „neueren Typus“ vorzufinden, deren Blick auf das Leben und was man damit anfangen könnte, ein ganz anderer ist. Deren Selbstverständnis nicht mehr von innen, aus der Intuition, den Gefühlen, den Verkettungen und Prägungen individueller Lebenserfahrung im Unbewussten entsteht, sondern über technische Geräte und durch Bewertungen eines Publikums zustande kommt.

Die Frage „wer bin ich?“ werden sich diese Post-Humanen nicht mehr stellen, sondern die Antworten „in Echtzeit“ von Geräten ablesen, die über den eigenen Status informieren – über die gesellschaftliche Akzeptanz bei den jeweils relevanten Gruppen, die aktuelle Performance auf unterschiedlichen Leistungsfeldern bis in die Details der eigenen Körperlichkeit hinein. Angereichert mit einer Menge hilfreicher Anweisungen, wie das so festgestellte Selbst in allen erdenklichen Formen zu optimieren sei.

Zum Erscheinen der neuen iWatch von Apple, die einen weiteren Pflock in Sachen Selbstüberwachung einschlägt, schreibt „Time“, man werde mit ihr „slightly posthuman“ und fragt dann:

Was könnte dieses „post-human“ bedeuten? Das Paradoxe an so einem tragbaren Gerät ist, dass es zur gleichen Zeit sowohl Kontrolle gibt und nimmt. Etwa die Fitness-Anwendungen der Uhr: Sie erfasst alle Daten, die Ihr Körper erzeugt, Ihr Herz, ihre Aktivität und so weiter. Sie sammelt und speichert die Daten und gibt sie Ihnen in einer Form, die Sie verwenden können. Wenn erst die Entwickler-Community dafür Apps entwickelt, ist gar nicht mehr abzusehen, was sie sonst noch alles sammeln wird. Das wird Ihre Erfahrung des Körpers verändern. Nicht zu wissen, wie spät es ist, erscheint seit Erfindung der Armbanduhr absurd. In fünf Jahren könnte es absurd wirken, nicht zu wissen, wie viele Kalorien Sie heute verspeist haben oder die eigene Ruhe-Herzfrequenz nicht zu kennen.
Aber Wearables fordern auch die Aufgabe von Kontrolle. Das Telefon wird Ihnen sagen, was Sie essen sollten und was nicht und wie weit Sie laufen sollten. Es wird sich zwischen Sie und Ihren Körper drängelnd und ihre Beziehung zum ihm vermitteln. Wearables werden Ihr körperliches Selbst in Form von Informationen, in Gestalt eines unauslöschlichen digitalen Körper-Abdrucks in der virtuellen Welt sichtbar machen. Diese Information wird sich verhalten wie jede andere Information sich dieser Tage verhält. Sie wird kopiert und weiterverbreitet werden, sie geht an Orte, die Sie nicht erwarten. Die Menschen werden diese Informationen verwenden, um Sie zu tracken und zu vermarkten. Sie wird gekauft, verkauft und geleakt werden – stellen Sie sich ein Daten-Leck vor ähnlich dem letzten iCloud-Leck, jedoch mit Apple-Uhr-Daten anstelle nackter Selfies!
– (via MartinGiesler, übersetzt von Google und mir)

Jonny Häusler schreibt auf Spreeblick dazu: „Pulsschläge und Mini-Scribbles statt SMS werden Menschen auf eine neue Art kommunizieren lassen. Meine Prognose: Wir werden die Dinger lieben, Stars und Sternchen werden nicht mehr ohne gehen.“ Und regt sich ansonsten nur über die „Grenzüberschreitung“ auf, die Apple begehe, indem ein kostenloses Album der Gruppe U2 „automatisch“ auf die iWatches der Kunden gespielt werde.

Nur ein irrelevantes Gadget mehr?

Das könnte man denken, umso mehr, als die iWatch erstmal nur mit einem iPhone funktionieren soll. Aber mir geht es gar nicht speziell um diese „Mehr-als-Uhr“, sondern um den gesamten Trend in Richtung totaler Überwachung. Wir regen uns seit Snowden über die bekannt gewordene Abschnorchelei von allem und jedem durch die Geheimdienste auf, auch das User-Tracking, der Datenhandel, das punktgenaue Marketing ist vielen ein Dorn in Auge. Kaum problematisiert wird jedoch das eigene Verlangen nach Überwachung – nach Selbstüberwachung ebenso wie nach Überwachung Anderer.

  • Die „Fitness-Anwendungen“ werden ja lange schon genutzt, man traut nicht mehr dem eigenen Gespür und Befinden, sondern erhebt Daten und gibt diese in ein Programm ein, das die eigene Leistung bewertet. Und teilt sie auch schon mal mit Anderen in irgendwelchen Fitness-Communities.
  • Hunger kennen wir nicht mehr und dem eigenen Appetit vertrauen wir nicht. Statt dessen soll man genau festhalten, was, wieviel und wann man isst. Dabei auf „ausgewogene Nährstoffzufuhr“, wichtige Spurenelemente und einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt achten. Und weil das niemand perfekt schafft, helfen Analyseprogramme, und Nahrungsergänzungsmittel sollen alle Stoffe zuführen, die dem „Reagenzglas Mensch“ evtl. doch noch fehlen könnten.
  • Eine Frau, die schwanger wird, ist heute nicht mehr „guter Hoffnung“, sondern wird durch vielerlei Untersuchungen genauestens überwacht. Um auch nichts zu verpassen, hilft der „Vorsorgeplaner“. Daneben liest sie einen Stapel Bücher, besucht Kurse und bekommt unverlangt Tipps oder gar empörte Blicke, wenn sie sich nicht so verhält, wie es Dritte von einer Schwangeren erwarten.
  • Kinder haben heute praktisch keine unüberwachten Freiräume mehr. Sogar zur Schule werden sie gefahren und wieder abgeholt, was mancherorts zum Problem wird.
  • Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – das scheint in modernen Beziehungen tatsächlich ein Feld der Auseinandersetzung zu sein. Im Web kursieren Tipps, wie man das Handy des Partners manipulieren kann, um fortan die totale Kontrolle über dessen Aufenthalt und Kommunikation zu haben. Zumindest der Blick auf die Anrufliste in unbeobachteten Momenten scheint keine Seltenheit zu sein.
  • Überwachungskameras sind gesellschaftlich weitgehend akzeptiert, der private Einsatz boomt. Es gibt sie jetzt bei LIDL und sie sind schnell ausverkauft.
  • Überwachungsszenarios sind erfolgreiche TV-Formate: Wer zahlt, darf bei Events wie „PromiBigBrother“ rund um die Uhr die Leute beobachten, die – hoffentlich! – ihr Beobachtet-werden im Lauf der Zeit vergessen.

Ich könnte noch mehr Beispiele bringen, belasse es aber dabei. Was wir erleben, ist nicht nur der Verlust von Privatsphäre, sondern der Verlust dessen, was dieses „Private“ einmal meinte. Messen und Sichten, speichern und analysieren wird auch der normale Umgang „mit sich selbst“ werden. Befindlichkeiten, Bewegungen, Verhalten und Kommunikation – alles wird zu Daten, die von Programmen aufbereitet und jenen zur Verfügung gestellt werden, die Zugang dazu haben oder ihn sich erschleichen. SICHERHEIT ist „Supergrundrecht“ – nicht weil ein Minister das sagt, sondern weil sie für viele zum obersten Wert geworden ist.

Denn all das passiert nicht, weil eine böse Herrscher-Riege uns das auferlegt oder die Werbung es aufzwingt, sondern weil es die Menschen mehrheitlich so wollen. Die Unsicherheit einer eigenen Einschätzung mag man nicht mehr aushalten, nicht in Bezug auf sich selbst, nicht auf die Mitmenschen und nicht aufs große „Draußen“ in der Welt. Zu einer eigenen Meinung fühlt man sich erst dann wirklich berechtigt, wenn sie von Experten bestätigt und mit Studien belegt ist. Was im Gange ist, ist die totale Verkopfung des Menschen, der Siegeszug des „rechnenden Denkens, das alles zum Bestand stellt“. So etwas wie ein Subjekt als „das sich selbst gewisse und sich selbst bestimmende Ich-Bewusstsein“ bleibt da nirgends mehr übrig. Man ist höchstens noch zu wenig analysiert und diagnostiziert – und entsprechend „verunsichert“ über den eigenen jeweiligen Status.

***

So angeln wir nun also mit blechernen Schiebern im Brötchenknast mit Zurücklege-Hindernis nach dem täglichen Brot, das ganz SICHER niemand zuvor berührt hat (es wäre sonst Müll). Doch so sehr wir uns auch absichern und alles überwachen: eines Tages sind wir trotzdem tot. Glücklich jene, die zuvor über alledem nicht vergessen haben zu leben.

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Diskussion

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13 Kommentare zu „Mega-Trend: Überwachung statt Selbstvertrauen“.

  1. Ich glaube nicht, dass die Mehrheit diese Technik will. Dennoch finde ich den Grad der realisierten und geplanten Vernetzung beängstigend, besonders weil eine oder mehrere zentrale Stellen (Geheimdienste etc.) all diese Daten sammeln (können).

    Mit Smartwatches oder ähnlichen bereits käuflichen Self-Quantify Geräten ist folgendes kein Science Fiction (ohne diese Geräte vieles auch), was die zentralen Stellen ausspähen können durch Übertragung der Daten zwecks einfacher Handhabung auf „Clouds“:

    Person x ist um 22:00 ins Bett und hat 8 Stunden geschlafen, ist dabei 3 mal aufgewacht und auf’s Klo gegangen (Urinzusammensetzung weist auf zu hohen Blutzucker hin). Herz-Atemfrequenzen etc. Zum Frühstück folgendes gegessen … (Kaffeeautomat verbrauchte 0,5 kWh) und hat folgende Musik gehört: … (Internet-Streaming) und folgende Webseiten gelesen …

    Um 7:00 fuhr sie mit dem Auto die Strecke y zur Arbeit (Smartphone-Ortung oder moderne Auto-Bordcomputer, die via SIM-Karte genaue GPS-Position und Fahrzeugdaten übermitteln). Dabei ist sie auf Strecke z 20 km zu schnell gefahren und hat einmal heftig gebremst und einmal beim Abbiegen nicht geblinkt, außerdem war das Abblendlicht nicht eingeschaltet trotz schlechter Sicht (KFZ-Versicherungen werten so etwas im Schadensfall bereits aus).

    Auf der Arbeit hat sie im Web folgende Seiten geladen: … Mit xyz (Apple-) Pay hat sie um 18:00 in der Kneipe a folgende Getränke bestellt (was den Blutzuckerspiegel signifikant erhöhte).

    Tägliche Postings in Foren d, e, f folgenden Inhalts … lassen auf eine „radikal linke“ politische Einstellung schließen usw…

    Ein Problem ist die zentrale Speicherung und Auswertung durch Computerprogramme. Eine derartige Macht auf dieser Seite bzw. Ohnmacht des Einzelnen hat wohl kaum jemand vorausgesehen und wer sich nicht unwohl fühlt, weiß nicht, was technisch schon realisiert ist bzw. noch werden kann/wird und welche schlimmen Konsequenzen das für die Gesellschaft haben kann.

  2. @Elmar: danke für dein sehr plastisches Beispiel! Es ist wirklich gruslig… und man wird mit Bequemlichkeit und allerlei Vorteilen gelockt, dies alles dankend anzunehmen…

  3. Vielen Dank Claudia. Der Artikel beschreibt ziemlich genau das, was ich aktuell empfinde.
    Das erschreckende ist, dass ich aus eigener Erfahrung festgestellt habe, dass wirklich sehr viele Menschen diese Digitalisierung ihres Lebens wirklich wollen. Ich arbeite in einem Konzern, der auch RFID-Chips herstellt. Als die Konzernzetrale im Intranet eine Plattform eröffnete, auf der die Mitarbeiter sagen können, wo man diese Chips noch überall einbauen könnte, wurden hier innerhalb weniger Tage viele Hundert Vorschläge von Mitarbeitern eingereicht. Nachdem ich ein paar Dutzend dieser Vorschläge gelesen hatte, habe ich den Glauben an eine humanistische Zukunft verloren. Wenn ich innerhalb meiner Abteilung bei solchen Themen zum Nachdenken anregen will, dann werde ich dort nicht mehr für voll genommen, da ich als einziger kein Smartphone besitze. Ein 40-jähriger Mann ohne Smartphone, der auch noch Bücher aus Papier liest? Das muss ein Spinner oder Ewig-Gestriger sein. Der passt nicht ins 21. Jahrhundert, so deren Meinung. Der Zug rollt…

  4. Tja, die Welt ist dabei, sich in ein Paradies zu verwandel; ein Paradies für Zwangsneurotiker!

  5. ich bin gerade zu beschäftigt, ein paar scherben aufzusammeln und verbände anzulegen, deshalb nur der hinweis auf ein interview, das ich die woche bei mir verlinkt habe

    http://www.zeit.de/zeit-wissen/2014/05/byung-chul-han-philosophie-neoliberalismus/komplettansicht

    ich hoffe, es wird gelesen und verstanden, wie klar han ausdrückt, wo wir gerade stehen und wo wir hin gehen …

  6. @Marco: schade, dass du kein Blog verlinkst!
    Da unser Empfinden wie du sagst ähnlich ist, und du zudem interessante Erfahrungen aus dem „real life“ beisteuerst, würde ich gerne mehr von dir lesen! (Ich besitzte seit einem Jahr ein Smartphone, nutze es aber nur, um „responsive Webdesign“ zu testen. Für Mobil-TAN und neuere Login-SMS-Systeme nutze ich ein altes Noch-nicht-Smartphone“).

    @Hardy: hab gerade die Hälfte des Artikels gelesen – einfach toll! Ganzheitlich intelligent sozusagen. Und wenn DU schon mal das von mir präferierte Medienformat (und nix Audio) verlinkst, kann ich mich nicht verweigern.
    Trotzdem: die 2.Hälfte irgendwann morgen… :-) Schon jetzt ist das so inspirierend, dass mir gleich drei und mehr Blog-Themen dazu einfallen, die ich gerne hier in Fortsetzung der letzten Artikel und Gespräche schreiben würde. Danke!

  7. @Sonja,

    um dein Statement

    „Tja, die Welt ist dabei, sich in ein Paradies zu verwandeln; ein Paradies für Zwangsneurotiker!“

    zu überprüfen, fand ich diesen Artikel zum Wesen der Zwangsnerose, der ungemein lesenswert und anregend ist.

    „Zwänge müssen – wie erwähnt – nicht immer unsinnig sein und leichte Formen (Licht, Bügeleisen, Haustür, Wasch- oder Putzzwang) sind auch beim psychisch Gesunden nicht selten. Die Grenze zum Behindernden und Quälenden, also letztlich Krankhaften, ist meist fließend.“

    Die Diagnose „Zwangsneurotiker“ schwebt genauso frei in der Luft gesellschaftlicher Bewertungswillkür von Verhalten wie „Depression“ oder „terroristische Vereinigung“.

    Deine gute Tat ist anders gesehen evtl. die Frucht deiner Zwangsneurose. Man denke nur an das „Helfersyndrom“, das letztlich vielen in existenziellen Notlagen wirklich hilft.

    Und selbst wenn: wie kommt es, dass so viele zu Zwangsneurotiker/innen werden? Was sind die Ursachen? Wie könnte man dagegen anstinken?

  8. Eine Zwangsneurose ist das geistige Verbleiben einer Form, aus der das Leben entwichen ist. Da diese Form sich ohne Leben nicht mehr verändert, ist sie Zwang. Leben ist spontan und nicht wiederholbar. Zwang wiederholt sich sinnlos bis zur völligen Entleerung des Lebens und genau dies zeichnet die Existenz des postmodernen Menschen aus.

  9. claudia

    [..] Angesichts mancher gesellschaftlicher Entwicklungen
    [..] bin ich ganz froh, nicht “ewig” zu leben.

    du hast hier eine abhörwanze installiert!

    das hört sich an wie das, was ich hier in regelmäßigen abständen zu weit jüngeren menschen sage … gefolgt von einem „und ihr seid ganz schön gefickt!“. so gemein bist du wahrscheinlich nicht, aber so ist es: ich bin heilfroh, daß das schlimmste an mir vorbeigehen könnte.

    ich hänge mal gerade einen podcast mit einem längeren gespräch mit yvonne hofstätter an , deren buch über „big data“ wohl gerade erschienen ist „wie intelligente maschinen unsere freiheit bedrohen“. das sollte als zusammenfassung ganz brauchbar sein.

    noch mal zum interview mit han in der zeit, das ich für ein „essential & must read“ halte: die idee der „glattheit“ der dinge ist natürlich auch die ursache dafür, daß wir sie nicht am schwanz zu greifen bekommen – sie sind zu glatt und glitschig geworden.

    ich gehe seit mehr als einem halben jahr mit ein paar einfachen floskeln hausieren:
    „wir sollten nur die hälfte dessen tun, was wir so machen und die andere hälfte damit zubringen, darüber nachzudenken, ob wir sie überhaupt machen sollen“ und „wir haben dem feind eine geladene pistole in die hand gedrückt … und er sagt nicht mal danke“

    ich erzähle hier noch mal und mit zunehmendem vergnügen: ich bin seit 20 jahren im internet und wenn man mich googelt, findet man maximal 12 einträge, einen von 1995, ein verweis auf discogs und ein bißchen kleinkram. ich habe kein handy, weil ich von der ersten minute an verstanden hatte (ortung, abhörwanze), daß das sch###e ist. ich habe keinen f#ckbook account und noch nie was geliked.

    das sage ich nicht aus „prahlerei“, sondern um zu sagen: das geht ganz einfach: schlicht nicht machen. nachdenken bevor man was macht. dann muss man sich nachher auch nicht ärgern, daß man an unsinn beteiligt war.

    das geht auch, wenn man kein bißchen technikfeindlich ist, ich gehe seit 30 jahren mit den kisten um und liebe sie, aber sie bestimmen nicht mein leben, wenn ich aus dem haus gehe, habe ich nie einen computer (in welcher form auch immer) bei mir gehabt, weil ich mich ja mit leuten treffen wollte und nicht mit ihnen in einer chichabar (ich war tatsächlich kürzlich in sowas, i must be crazy) herumsitzen und wir checken mal schnell unseren f#ckbook status.

    ich habe da pärchen gesehen, die statt aneinander an ihren dingern herumfummelten. gruselig.

    da möchte ich echt nicht alt werden mit ;-)

    das als „kurzer“ beitrag, mein IRL ist für eine sehr viel ausführlichere antwort, die deine post allemal verdient, einfach zu dicht gepackt, als dass ich mich wirklich an der diskussion beteiligen könnte.

    grüße rundum, ihr diskutiert gerade das so ziemlich wichtigste thema überhaupt …

  10. ach ja, der pod

    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2014/09/14/dlf_20140914_1705_bbfd4de2.mp3

    fast ne halbe stunde, aber hochspannend und präzise zum thema.

  11. und, claudia, danke mal lieber der andrea (die beste freundin meiner mittleren, die gerade hier zu besuch ist und nicht in berlin).

    mit der hatte ich letzte woche über das thema geredet (plus wie sich das mit den drohnen zb. auswirken wird – dazu ja auch bei mir auf dem blog die buchempfehlung „drohnenland“, hochspannend und erleuchtend!)

    zwei tage später schickt sie mir den link und sagt: guck mal, der sagt das selbe, was du mir gerade erklärt hast ;-)

    noch besser: ich bin meinem lieblingsmusikjuwelenvorstellblog eine ganze woche voraus und kannte die neue camera (berliner band, die beste überhaupt!) schon eine woche, bevor mir er sie mir empfehlen konnte. ich hatte sie vor ein paar monaten vorbestellt, eine band, die anarchistenkonzerte auf herrentoiletten beim „bambi“ oder in der berliner ubahn so lange durchzieht, bis die polizei sie wegräumt, gehört einfach unterstützt!!!

    https://www.youtube.com/watch?v=ms6vDnVnp0E

    zweite platte und sie rocken! ich fühle mich wie 1971 und neu! spielen „hallogallo“ ;-)

    https://www.youtube.com/watch?v=i3vXdP7aby0

    das hat bowie damals so geliebt, daß er drei platten in berlin gemacht hat, die sich bei neu! bedienten, aber … ich schweife ab …

  12. @Sonja: das ist wunderbar ausgedrückt! Aber wie konnte es nur dazu kommen? Ist es das „Wohlleben“, das die Leute so Sicherheits-süchtig werden ließ?

    @Hardy: dein Kommentar hebt wiederum nur auf das „überwacht werden“ ab, dem du dich persönlich durch Nichtnutzung entziehst. Wogegen es mir in DIESEM Artikel mal darum ging, zu hinterfragen, was „wir“ (als Mensch-Metapher verstanden) eigentlich dazu beitragen, dass sich die Welt in eine überwachte verwandelt. Meine Punkteliste im Artikel bezieht sich auf solche Praktiken und Verhaltensweisen – würde ich z.B. einen Artikel nur Kinder-Überwachung schreiben, hätte ich 2/3 Kommentare, die begründen, warum es ohne einfach nicht geht und man verantwortungslos handeln würde, würde man sich dem verweigern.
    Ist ja auch verständlich: „nicht mitmachen“ wird irgendwann zum Vergehen, wenn sich die Umwelt ändert…

    Für dich mag „nicht nutzen“ eine gute Sache gewesen sein. Ich dagegen hätte mein Leben seit 1996 nicht so leben können, hätte ich nicht Netzpräsenz gezeigt und so Vertrauen in mich als reale Person ermöglicht. Meine Arbeit als Webworkerin kam einzig dadurch zustande, dass Menschen, die mich auf den Spielfeldern des Webs kennen lernten, mich mit ihren eigenen Web-Anliegen beauftragten – seien es Webseiten, Blogs, Beratung, Artikel für ihre Seiten oder was auch immer. Seit 17 Jahren niemals Werbung, niemals Kaltakquise – als schweifende Anonyma undenkbar! Auch meine Schreibkurse haben nur deshalb fast anstrengungslos stattgefunden, weil mich viele Teilnehmer/innen aus dem Netz kannten.

    Das Leben, das mir dadurch ermöglicht wurde (als unabhängige Webwerkerin, die vom Homebüro aus in freier Zeiteinteilung arbeitet) ist das einzige „glückliche Arbeitsleben“, das ich mir vorstellen kann!

    Und es geht nicht nur mir so.

  13. claudia

    [..] was “wir” (als Mensch-Metapher verstanden) eigentlich
    [..] dazu beitragen, dass sich die Welt in eine überwachte
    [..] verwandelt

    ich denke schon, daß ich das, ich habe ihn ja gelesen, verstanden hatte und eigentlich eher eine art „grundhaltung“ propagiere. es gibt viele dinge (oder programme), die wir nutzen, weil wir sie als nützlich oder bequem empfinden, sagen wir einmal google und die vielfältige software, die sie unter das volk bringen.

    meine rede zielte also nicht unbedingt darauf ab, anonym zu bleiben (was wir nicht können, in ein paar jahren wird eine software durchs netz rattern, die jeden meiner als hinterwald zb. verfassten kommentare – es waren viele – mir zuordnet), sondern darum, daß wir eben nicht einfach drauf los machen und probieren und herumspielen … sondern schlicht energischer darüber nachdenken, was und warum wir es tun.

    und eben zu verzichten. nur noch die hälfte machen. keine neuen apps auf dem gerät mal austesten und in der zeit mit einem bekannten reden.

    auch wenn du das nicht bemerkst, du nimmst in deiner reply ja auch die position des „ja, aber, ich muss doch …“ ein. nein, musst du nicht, jedenfalls nicht alles und die andere, so gewonnene hälfte der zeit (sic!) dazu nutzen, dir wege zu überlegen, wie du dem entkommen kannst oder sand im getriebe wirst.

    mir geht es, alles in allem, auch eher um eine nach innen, zu sich selbst gerichtete haltung, sagen wir einmal der „achtsamkeit“.

    so, sonne, eisessen ;-)