Für die ganz großen Themen fehlen mir derzeit eher die Worte. Anderen zum Glück nicht: Zum Grauen von Ausschwitz hat Liisa auf Charming Quark einen berührenden Beitrag mit vielen Fragen geschrieben, die uns alle auch heute noch – gerade heute wieder! – angehen.
„- Nie wieder Auschwitz! Wir müssen aus der Vergangenheit lernen!
Ja, das hören wir seither immer und immer wieder und ganz besonders zu solchen Gedenktagen wie heute. Und wir nicken und sagen »Ja, nie wieder Auschwitz! So etwas darf nie wieder geschehen!« Aber wie sicher sind wir eigentlich, dass so etwas nie wieder geschieht? Nicht hier bei uns, nicht in Europa, nicht in anderen Ländern? Was genau tun wir dafür, die Wahrscheinlichkeit zu verringern? Was bedeutet dieses »Nie wieder Auschwitz!« dieses »So etwas darf nie wieder passieren!« für uns Nachgeborene, für uns Heutige? Konkret? „
Diese Frage bricht sie dann herunter auf unseren Alltag hier und heute.
Hinweisen möchte ich auch auf die Doku „Zu Besuch bei Juden“. Ab Minute 26.10 spricht Menachems Vater als Zeitzeuge, der Ausschwitz überlebt hat. Seltsamerweise sind es nicht die Täter, die SS-Schergen, die Betreiber und Verwalter des Holocausts, über die er Worte verliert. Es sind im Gegenteil die Opfer: „Wenn man gequält wird, vergisst man, dass man Mensch ist, man wird ein Tier“, sagt er – und dass er diese nurmehr „Figuren von Menschen“ erlebt habe. Ich vermute, er meint damit die mitarbeitenden Lager-Insassen – evtl. sind das ja genau die Menschen, die Liisa meint, wenn sie schreibt:
Alles was irgendwie brauchbar war wurde, wie wir wissen, weiterverwendet oder verarbeitet bis hin zu Haut und Goldzähnen der Toten. Die Menschen, die diese Dinge durchgesehen und sortiert und weitergegeben haben, was bitte haben die gedacht????? Kann man seinen Verstand so komplett abschalten??? Offenbar ja.
Womit sich die Frage nach dem Verstand erübrigt hätte. Wenn wir ums eigene Leben fürchten, sind wir zu allem fähig. Zu ALLEM! Die wenigen Ausnahmepersonen werden denn auch zu Heiligen oder mindestens Helden erklärt, denn sie haben ihre Werte über das eigene Leben gestellt. Die allermeisten werden jedoch lieber zum Tier. Und wer wären wir, in unseren ergonomischen Sesseln vor den Monitoren, über sie zu richten?
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3 Kommentare zu „70 Jahre danach“.