Ob ich das noch so könnte? Täglich loslegen, nicht genau wissend, über was ich schreiben werde? Ich komme drauf, weil Liisa auf Charmingquark gerade überlegt, ob sie ihre Tagesnotizen so forführen soll. Ja bitte, hab ich drunter geschrieben, denn ihre Texte würden mir fehlen. Dieses Tagebuch-ähnliche Schreiben hat noch was vom alten Internet. Es verströmt Wärme in der Kälte des Kampfs um Aufmerksamkeit, um Daten und ihren Schutz, um Schnelligkeit und „Viralität“, um Klicks und Likes und Shares und was da noch alles den Austausch, das Erzählen an den Rand gedrängt hat.
Mir fehlt meist der Stoff fürs Erzählen. Ich reise nicht herum, mache nicht mal Ausflüge, lebe mein Homeworker-Leben vor dem Bildschirm bis das Wetter es wieder zulässt, im Garten was zu machen. Das landet dann im Gartenblog, aber auch nicht mehr alles, denn die Dinge wiederholen sich, Jahr für Jahr. Wenn demnächst vom Süden her die Postings über Frühblüher kommen, freu ich mich dran, muss aber nicht noch eins dazu stellen, wenn sich auch hier endlich ein Schneeglöckchen zeigt.
Ich könnte ja meine Unzulänglichkeiten beschreiben, die gelegentlich wiederkehrenden Versuche, „mehr Bewegung“ in den Alltag zu bringen – meist wären das Geschichten vom Scheitern. Vermutlich reizt mich das nicht, weil es da so gar nichts gibt, mit dem ich irgendwie glänzen könnte. Schande über mich! Das Verstauben der Langhantel mit drei verschieden schweren bunten Gewichten, die weitgehend nutzlose Sprossenwand, an der ich höchstens mal Handtücher trockne, der Schwingstab, den ich zwar gelegentlich „schwinge“, aber nie solange und regelmäßig, dass es einen Effekt haben könnte – all das sind ja nicht gerade Erfolgsgeschichten. Und gefühlt schreit es mich aus allen Medien täglich an: Bewege dich! Treibe Sport! Erfasse deine Leistung und deine Fortschritte! Praktiziere die neuen Workouts fürs Büro! Bei mir erzeugt das alles höchstens ein schlechtes Gewissen und die Gewissheit, dass ich vermutlich nicht sehr alt werde. Nun ja….
Immerhin konnte ich 30 Zigaretten täglich und den Dreck, den sie mitbringen, einsparen. Meine mittlerweile vier Dampfgeräte (bekannter als „E-Zigaretten“) stehen neben dem Monitor in einem Gurkenglas, gefüllt mit recht verschieden schmeckenden Liquids – von Tabak bis Obstkorb. „Vom Rauchen zum Dampfen“ ist meine Blog gewordene Begeisterung, aber das ist ja nun auch oft genug erwähnt.
So fällt mir also nichts ein, worüber ich tagebuch-bloggen könnte. Und freue mich, dass das Anderen besser gelingt. Bloß nicht aufhören, bitte!
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2 Kommentare zu „Tagebuch bloggen“.