Das ist jetzt der Blogpost für Sportmuffel. Heut früh bin ich aufgestanden und hab‘ tatsächlich den Schwingstab ergriffen, der bei mir seit Jahren meist ungenutzt herum steht. Ein bisschen damit „rumgezittert“, dann zwanzig Kniebeugen an der Sprossenwand probiert, die mich bereits an den Rand von „außer Atem“ brachten – und schon hatte ich keine Lust mehr, kam mir lächerlich vor mit diesem Gestrampel und machte mir einen Kaffee. Bis zum „gesunden Schwitzen“ hab ichs mal wieder nicht gebracht!
Wie ich wurde, was ich bin
Ich bin ein Sportmuffel, immer schon. Als Kind war ich die Kleinste und Schwächste in der Kinderbande, zudem als Zugezogene mit anderem Dialekt oft Mobbing-Opfer, wie man heute sagen würde. Ich schwächelte bei jeglicher forciert sportlichen Disziplin, die sich die mehrheitlich aus Jungs bestehende Kindergruppe einfallen ließ:
- Wettlauf um die große Hinterhof-Wiese? Ich war natürlich Letzte und wurde entsprechend gehänselt.
- An Wäschestangen hoch klettern? Ich „sprang die Stange an“ so hoch ich konnte, klammerte mich dran und hing dann da wie ein nasser Sack, über den sich die Mitkinder belustigten.
- Fussball? Furchtbar langweilig und anstrengend! Natürlich versagte ich, mehr oder weniger zum Mitmachen gezwungen, sowohl auf dem Feld als auch im Tor.
Übergewichtig war ich nicht, doch trug ich die falschen Klamotten, Trainingshose statt Jeans, die damals grade in Mode kamen. Auch ein Grund, mich zu „dissen“ – und wenn es mal zu Handgreiflichkeiten kam, hatte ich gar keine Chance. Kämpfen war nicht meins, ich lag immer gleich auf dem Rücken und gab auf, bzw. flüchtete, bevor es dazu kam. (Zur Info: Damals hatte man als Kind komplett unbeaufsichtigten Auslauf: jeden Nachmittag bis zum Abendessen, solange es das Wetter zuließ).
Zuhause machte mein Vater mich zur Schnecke, wenn ich etwas von meinen Problemen in der Kinderbande verlauten ließ. Ich sollte mich gefälligst wehren, zurück schlagen, nicht so ein Feigling sein. Und er drohte (!), mich in einem Sportverein anzumelden, damit ich mal lerne, was Sache ist. Zum Glück geriet diese wahnsinnige Idee wieder in Vergessenheit, für mich hätte es nur eine neue Arena der Demütigungen bedeutet.
Im Schulsport ging es dann genauso weiter. Alle wettkämpferischen Disziplinen und Mannschaftsspiele waren der reine Horror für mich. Zum Glück fiel Sport oft aus und vor dem Abitur erfuhren wir, dass es für eine „4“ ausreichen würde, auf der Laufstrecke von 1500 Metern das Ziel zu erreichen, egal wie. Also ging ich gar nicht erst zum Training, denn „Ankommen“ traute ich mir ja durchaus zu, zur Not im Spaziergängertempo. Am Ende bekam ich sogar noch eine „drei“, ohne je geübt zu haben. Zum Sport motiviert hat mich das nicht, ich war froh, dass es mit diesen Zwangsveranstaltungen endlich ein Ende hatte!
Yoga, meine Rettung
1991 besuchte ich mal einen Vortrag über ZEN im Westen, fand den Vortragenden wunderbar und bewarb mich für seinen Meditationskurs. Er empfing mich in einem wunderschönen, ganz in weiß gehaltenen Zimmer und stellte meinen Irrtum richtig: Er lehre Yoga, aber keine „extremen Verrenkungen“, sondern Übungen, die jeder machen könne. Wir Westler seien durch unsere sitzende Lebensweise so verspannt, dass wir gar nicht meditieren KÖNNTEN, bevor diese Verspannungen nicht gelöst seien – deshalb die Asanas und erst im Anschluss Meditation.
Ich zweifelte zwar an meinen Fähigkeiten, die Übungen zu schaffen, vertraute ihm aber und wurde Teil seiner Samstagsgruppe: Immer nur vier bis fünf Schüler/innen pro Gruppe, es waren optimale Bedingungen, von denen heute die meisten Yoga-Interessierten nicht mal träumen können! Und ja, es hat mich verändert, ich übte nicht nur Samstags, sondern ca. dreimal die Woche, machte Fortschritte und bekam ein ganz neues Körpergefühl. Nach drei Monaten rutschte ich irgendwo auf einer Bananenschale aus, erreichte aber den Boden nicht: der Körper fing das ab, ganz eigendynamisch. Ich staunte nicht schlecht!
Yoga hat mich körperlich davor bewahrt, gänzlich unbeweglich zu werden bzw. zu erstarren. Es hat mir auch abseits der körperlichen Ebene ungemein viel gebracht, doch das ist jetzt grad nicht mein Thema. Noch heute übe ich einmal die Woche mit einem alten Freund den ZEN-inspirierten „Hempel-Yoga“, wie wir es nach unserem Ex-Lehrer Hans Peter Hempel nennen, allerdings in einer ziemlich soften Art und Weise.
Es reicht nicht
Das reicht, um nicht völlig einzurosten, aber es reicht nicht, um fit zu werden, um Ausdauer und Kraft zu steigern, was bei mir dringend nötig wäre. Mittlerweile muss ich nach dem zweiten Stockwerk ein Päusschen machen, weil ich außer Atem komme. Von „Freude an der Bewegung“ bin ich insbesondere im Winter, der Garten-losen Zeit, extrem weit entfernt. Walken oder forciert Spazieren-gehen kommt nicht in Frage, da ich höchstens noch 10 Minuten gut laufen kann, dann setzen Beschwerden ein, die es mir vermiesen. „Spinale Stenose“ heißt das Übel, das schon nach kurzer Zeit Taubheitsgefühle und dann Schmerzen in den Oberschenkeln erzeugt, die mich zum Sitzen oder Hocken zwingen, um den Signaldurchlauf durch die geklemmten Nerven wieder in den Fluss zu bringen. Laufen scheidet als möglicher Alltagssport also leider aus!
Aber Rad fahren geht. Doch jetzt im Winter? Eigentlich wollte ich diesen Worten Taten folgen lassen und eine Runde fahren, schaue aus dem Fenster und sehe: es schneit!
Also nein, das ist einfach das falsche Wetter, da muss ich jetzt nicht raus… (seufzt erleichtert).
Fortsetzung folgt!
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21 Kommentare zu „Mehr Bewegung – wie krieg ich das hin?“.