Nun bin ich aus dem aktuellen Arbeitstunnel wieder raus, dem all meine Blogs eine unüblich lange Pause zu verdanken haben, Auftragsblogs ausgenommen. Zuvor war es auf dem Webdesign-Feld eher ruhig gewesen, wodurch ich bloggen konnte, was das Zeug hielt. Und dann gleich drei Kunden auf einmal, Freiberufler kennen das Phänomen dieser „Ballungen“ zur Genüge!
Na, es hat Spass gemacht, mal wieder recht viel wegzuschaffen und ganz andere Optiken umzusetzen, als ich sie für eigene Zwecke entwickle. Das zeigt mir, dass ich es nicht verlerne, im Gegenteil. Mittlerweile gehört es auch fast immer dazu, das jeweilige Webdesign in ein Blogskript einzupfriemeln („Theme erstellen„), ohne das kaum mehr eine „ordentliche Website“ auskommt – auch wenn sie gar nicht wie ein Blog aussieht.
Dinge wegschaffen
Wenn die Arbeit gerade nicht so „zwingend“ ist und keine Termine einen Rahmen setzen, empfinde ich die Art, wie ich vor mich hin wurstele, immer wieder als recht unstrukturiert und zuwenig organisiert. Es gibt Tage, da bin ich abends geschafft, sehe aber nicht, was ich eigentlich VOLLBRACHT hätte. „Rumwuseln“ nenne ich das: immer das tun, was gerade am dringlichsten ist und dazwischen in zielloses lesen, mailen, kommentieren und rumsurfen versacken. Oft nicht mal per Beschluss, sondern am Angelhaken dessen, was gerade über irgend einen Kanal rein kommt: Eine Mail verweist auf eine Website, die mich auf den Gedanken bringt, welche Frage ich Google in dem Zusammenhang lange schon stellen wollte… und schon bin ich abgedriftet.
Von was abgedriftet? Vom Wichtigen, das meist nicht das Dringliche ist, sondern das, was die eigenen Ideen und Pläne voran bringt. Wenn ich mir nicht selber den Rahmen setze und mein Tun strukturiere, setzt die „Verwilderung“ ein, genau wie in einem Garten, in dem man nichts mehr macht. In jungen Jahren erscheint das als „kreativer Freiraum“ und man freut sich, wenn da endlich mal niemand mehr ist, der einem sagt, wo es lang geht. Übernimmt man den Arbeitgeber-Job dann aber nicht selber, verzettelt man sich in den 10.000 Dingen: mal ein Handschlag hier, mal ein Spatenstich dort, es ist immer vieles möglich, die ToDo-Liste wächst und wächst, aber selten wird etwas fertig – alles andere als befriedigend!
Optimierungsversuche
Im Bekämpfen dieses Phänomens hab‘ ich immerhin schon eine längere Geschichte und auch einige Erfolge vorzuweisen. Noch im September 2005 hatte ich meine Leser hier um Artikel-Sponsoring bitten müssen, um ein Finanzloch zu überbrücken. Ich wusste nie, wo die übernächste Miete herkommt und Rücklagen fand ich spießig: meistens klappte es ja grade so mit dem Geld. Warum sollte ich mir Sorgen machen?
Und doch war ein subtiler Stress mit diesem Leben verbunden, denn schließlich konnte ich die Finanzfront nicht wirklich mal vergessen oder spielerisch betrachten. Und NEIN sagen zu irgend jemandem, der mir einen Auftrag in Aussicht stellte, war auch nicht drin, natürlich nicht! Also beschloss ich, mein Einkommen zu verstetigen und bin seither am Experimentieren mit verschiedenen Formen der Selbstorganisation. Arbeit muss Abenteuer sein, um mich zu faszinieren: das Ausprobieren neuer Herangehensweisen passt da recht gut!
Planung muss sein
Nun gibt’s ja jede Menge sehr komplexe Formen und Systeme der Selbstorganisation. Ich konnte es – schon aus Faulheit – vermeiden, mich da so zu verstricken, dass ich mehr mit der Organisation als mit der Arbeit selbst beschäftigt bin. Nach drei Jahren Optimierungsbemügungen kann ich sagen: So alle drei Monate brauche ich einen halben, besser ganzen Tag, um mir über alles wieder neu klar zu werden. Da gehe ich alle Aktionsfelder durch, schaue mir den Stand der Dinge an und überlege, was ich auf diesem Feld eigentlich anstrebe und erreichen will. Das schreibe ich alles auf, liste auch die nächsten Schritte pro Projekt auf, und habe dann einen kleinen, wohl strukturierten Papierstapel mit der „Gesamtplanung“. Wesentlich ist nicht das Papier, sondern dass es nun in meinem Kopf wieder klar ist und sich so eine Zeit lang hält.
Damit das richtig gut geht, brauche ich einen Ansprechpartner, dem ich die Dinge „vortragen“ kann und der mir Feedback gibt. Zum Glück hab‘ ich einen lieben Freund, der das gerne macht (danke, danke, danke!).
Vom Gesamtplan zum Wochen- und Tagesplan
Der Gesamtplan enthält nun pro Projekt eine ToDo-Liste. Aus der mache ich allerdings keine „Gesamtliste“, sondern vergegenwärtige mir einmal pro Woche, was ich in der nächsten Woche schaffen will: zwei drei größere Schritte in Bezug auf meine Vorhaben, mehr nicht. Nun kommt das zweite Planungsinstrument ins Spiel: der Wochenplan. Anders als noch vor einem halben Jahr starte ich die Woche mit dem LEEREN Wochenplan, unter dem die „größeren Schritte“ stehen, sowie das, was sonst noch direkt anliegt (= Inhalte der klassischen ToDo-Liste). Am Abend oder auch früh morgens trage ich die ein bis drei Dinge ein, die im Sinne meiner Vorhaben an diesem Tag zu leisten sind – der Abstand zum Handeln ist damit so kurz, dass das gute Chancen hat, umgesetzt zu werden. Aufgefüllt wird der Tag mit dem, was wiederum „dringlich“ ist, regelmäßige Auftragsarbeiten zum Beispiel, bzw. das, was plötzlich an mich heran tritt oder mir gerade einfällt. Ein zu enges Korsett ohne Freiräume bringt es für mich nicht.
Ist eine Sache erledigt, streiche ich sie durch – sowohl am entsprechenden Tag des Wochenplans als auch in den Auflistungen darunter. So habe ich die Woche im Blick und weiß immer, wo ich stehe. Natürlich neigt die Auflistung unterhalb des Plans dazu, schnell so umfangreich zu werden, dass die Woche nicht reicht. Das kommt dann in die nächste Woche, doch sehe ich, wieviel Prozent vom ursprünglich angedachten ich tatsächlich schaffe – und was an „sonstigem“ dazu gekommen ist, denn das steht ja in den Tagesplänen.
Die tägliche „Fortschreibung“ dieses Wochenplans gibt mir ein gutes Gefühl, sinnvoll zu arbeiten. Interessante Selbsterfahrungen schenkt er mir auch. Wirklich komisch, was für Anlaufschwierigkeiten es vor manchen Arbeiten gibt: da komme ich mir manchmal vor wie ein kranker Esel, den man am Strick zieht, der aber trotzdem störrisch stehen bleibt. Dabei handelt es sich keinesfalls um besonders unangenehme Arbeiten: bin ich mal drin, läuft es problemlos und ohne Missgefühle ab.
Morgenstund…
Neben den Plänen hat es sich gezeigt, dass meine produktivste Zeit morgens und vormittags liegt. Also fange ich früh an und versuche, das Wichtige des Tages in dieser Zeit zu erledigen. Und zwar ohne vorher groß in E-Mail oder andere Ablenkungen einzusteigen! Der Geist ist da noch gesammelt und frisch, so dass alles viel leichter und schneller geht als nachmittags oder gar abends. Das „freie Rumwuseln“ mache ich als „Belohnung“, nachdem ich etwas von der Liste weggearbeitet habe. Schließlich bin ich nicht Freiberuflerin geworden, um im Akkord von früh bis spät ranzuklotzen.
Heute war dieser Diary-Eintrag das erste „Wichtige“ – andere Blogs werden folgen, die Themen kenne ich bereits. Zweites „Werk des Tages“ ist die umfangreiche Sichtung einer Website mit Konzept und Kostenvoranschlag – der Rest ist Wuseln und darf es auch sein.
Zen to done
Wer mal am Stück ein wirklich sinnvolles und nicht kompliziert „verstiegenes“ Konzept zur Selbstorganisation lesen will, dem empfehle ich „Zen to done“, das ich auf imgriff.com fand. Ausdrucken und am Stück durchlesen! Es hat mich nochmal mehr motiviert, mir das heraus zu pflücken, was für mich passt – und es hat mir gezeigt, dass ich schon ganz von selber einiges umsetze, was da als Rezept zum effektiveren Handeln empfohlen wird.
Dass das alles kein bloßes Rumspielen ist, zeigt mir das Verschwinden des Stresses an meiner Finanzfront. Der Geld-verdien-Aspekt in den Tätigkeiten wird dadurch spielerisch und sogar ein wenig sportlich – was wiederum meine Neigung, Arbeit als Abenteuer anzusehen, bestens bedient! :-)
* * *
Von allen Selbstmanagement-BÜCHERN, die ich bisher las, fand ich dieses hier wirklich toll, da es einen wirklich ganzheitlichen Blick vermittelt:
Diesem Blog per E-Mail folgen…
Diskussion
Kommentare abonnieren (RSS)
4 Kommentare zu „Neues vom Arbeitsabenteuer“.