Warum nur mache ich das immer wieder? Zum Beispiel morgens erstmal jede Menge News, Infos, Kommentarstrecken und alternative Medien checken? Oder während einer Talkshow, in der sich Menschen mal vernünftig über das Flüchtlingsthema unterhalten auf Twitter die Tweets zu #illner mitlesen? Bei alledem dann WIEDER UND WIEDER jede Menge Scheiße, Hass, Menschenverachtung, Kurz- oder gar nicht Denkende, absolut Unbelehrbare mit ihren ignoranten und aggressiven Ergüssen mitbekommen?
Das bleibt ja nicht wirkungslos, auch wenn ich mir das ungern eingestehe. Meine Meinung über meine Mitmenschen in diesem Deutschland 2015 befindet sich im Sinkflug. Obwohl ich natürlich weiß, dass all die Ignoranten und „Hater“ nicht die Mehrheit darstellen, verstärken ihre Lautstärke, ihre Unzugänglichkeit für Argumente, ihre gleichbleibend dummdreisten Sprüche den Eindruck, von Idioten umgeben zu sein:
- Steinerne Herzen, die anderen nicht mal ein Feldbett in einer zugigen Turnhalle gönnen, obwohl ihr tägliches Leben nicht die Bohne von irgendwelchen Flüchtlingen eingeschränkt wird.
- Menschen, die sich von Rechtsaußen aufhetzen lassen und alle Fremden gerne als Sündenböcke dafür hernehmen, dass sie mit ihrem eigenen Leben unzufrieden sind – als könnten die irgendwas dafür!
- Menschen, die NULL Geschichtsbewusstsein haben, denn sonst würde es sie gruseln angesichts der Parallelen zur NSDAP in der Weimarer Zeit, die genau diesselben „Meme“ verbreiteten wie sie sie heute benutzen.
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich noch einmal selbst die Wahrheit des oft zitierten Spruchs erlebe: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“
Der Satz bezieht sich in meinem Verständnis eben NICHT auf ein Fortwirken alten Nazitums, sondern auf die immerwährende Gefahr, dass genau diesselben Gedanken und Verhaltensweisen erneut aufkommen, sobald eine relevante Minderheit meint, sich gegen die Komplexität heutiger Lebenswirklichkeit mit dem Rückzug ins Nationale schützen zu können. Dann werden Sündenböcke gesucht und aus tiefstem Herzen gehasst, Unterkünfte angezündet, Menschen überfallen und Busse angegriffen, sogar Kinder gegen Fremde aufgehetzt, die dann ebenfalls zu Tätern werden. Und all jene „aus der Mitte der Gesellschaft“, die sich zu solchen Taten mit Äußerungen wie „Ja schlimm, aber doch kein Wunder, wenn man nicht mal mehr sagen darf…“ zu Wort melden, geben den Brandstiftern, Gewalttätern und Schlägerbanden das Gefühl, stellvertretend für eine gefühlte Mehrheit zu agieren. Genau wie damals…
Himmel nochmal, ich sollte dieses Rumstöbern im Dreck einfach mal unterlassen! Wenn was Wichtiges passiert, wird mich die Nachricht schon erreichen. Statt dessen weniger verdichtet (Brot-)arbeiten und in der gewonnenen Zeit was Schönes, Konstruktives, Freude Machendes unternehmen. Mich nicht runter ziehen lassen und jammern (wie jetzt), sondern mich abwenden von allem, was mich ankotzt, es zumindest nicht mehr mutwillig aufsuchen und anstarren, fassungslos vor soviel Abgrund.
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Maybritt Illner in der Mediathek – Thema: “ „Obergrenzen, Kontingente – Lösung für das Flüchtlingschaos?“
Beispiel für ein Hass-Blog: http://www.donotlink.com/hlbh.
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10 Kommentare zu „Schlechte Angewohnheiten aufgeben: Internet deprimiert“.