Grade noch auf 21% kommt die SPD im aktuellen ARD-Deutschlandtrend (Sonntagsfrage), das ist der schlechteste Wert aller Zeiten. Da es sehr lange her ist, dass ich die SPD mal gewählt habe, könnte man denken: Was solls! Was geht mich das an? Soll sie doch untergehen, sie hat es offenbar verdient.
Dem ist aber nicht so: Ich bedauere den Niedergang der SPD und befürchte weitere Verschlimmerungen auf vielen Ebenen, wenn das so weiter geht. Die SPD besteht ja nicht nur aus ihrem jeweilig sichtbaren politischen Personal, sondern durchzieht in vielerlei Formen die Institutionen und sozial engagierten Initiativen hierzulande. Oft genug erlebte ich im Kontext meines über die Jahre wechselnden gesellschaftlichen Engagements die unterstützende und organisatorisch oft unverzichtbare Hilfe diverser SPD-Zusammenhänge, Abteilungen, Arbeitskreise, Initiativen und „SPD-naher“ Organisationen. Die Basis der SPD war oft ganz anders und viel fortschrittlicher unterwegs als man mit Blick auf den sichtbaren Teil in der „großen Politik“ hätte denken können – und hier und da ist das auch heute noch so.
„Das WIR entscheidet“ – ja wo denn?
Die „offizielle“ SPD ist allerdings seit nun schon Jahrzehnten eine Katastrophe: inhaltlich glaubt man ihr gar nichts mehr, sie hat keine Vision, wie die Mega-Probleme unserer Zeit gelöst werden könnten und scheint das Defizit nicht einmal zu bemerken. Hartz-System, Niedriglohnsektor, Ausweitung der Zeitarbeit, massenhaft befristete Beschäftigungsverhältnisse – mit alledem hat sie zur krassen Verschlimmerung der Lebenssituation von Millionen Menschen wesentlich, ja federführend beigetragen. Mit der Entregelung des Bankenwesens hat sie das „Investmentbanking“ wuchern lassen und einer Finanzwirtschaft gedient, die sich dumm und dämlich verdiente, während sich Kommununen, Länder und der Staat immer weiter verschuldeten – mit Folgen, die wir alle kennen. Und heute peitscht ihr Vorsitzender TTIP und CETA durch, ungeachtet aller gut begründeten Kritik, sogar aus der Wirtschaft.
Auf ZEIT ONLINE macht sich Kajo Wasserhövel, Ex-Wahlkampfmanager der SPD, Gedanken darüber, wie die SPD aus dem Tief kommen könnte – durchaus lesenswert! Er schreibt:
Die SPD muss beantworten, wie – unter den Bedingungen der Globalisierung und ohne die gefährliche Illusion zu nähren, man könne einfach mal aussteigen – dem demokratischen Willen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene wieder Geltung verschafft werden kann. Eine marktkonforme Demokratie, um ein Wort von Frau Merkel aufzunehmen, ist sicher nicht die sozialdemokratische Perspektive.
Solange das nicht gelingt, nicht einmal ernsthaft angegangen wird, wird sich der Niedergang der SPD fortsetzen, begleitet vom Aufstieg der Partei mit den „gefährlichen Illusionen“ vom Ausstieg, der weder wirklich machbar noch eine Lösung ist.
Und das ist gar nicht gut so.
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32 Kommentare zu „SPD: ein Tanker geht unter“.