Der spritzige Teil des Titels ist nicht von mir, sondern von Gilbert, der grade auf Geist und Gegenwart den großartigen Artikel „Im Zeitalter der vollendeten Sinnlosigkeit“ veröffentlicht hat. Hier das komplette Zitat:
„Wir alle haben heroische und eher pragmatische oder auch melancholische Seiten in uns und so ist es auch in der Philosophie. Es gibt eine heroische Tradition, die das Oberflächliche, den Alltag und das Durchschnittliche des Menschseins nicht erträgt. Ihre melancholischen Gegenspieler sagen aber, dass gerade in diesem Ertragen und trotzdem Weitermachen die eigentliche Leistung des Menschseins läge. Die pragmatischen Gegenspieler der heroischen Philosophie finden hingegen, dass die Oberfläche ohnehin der einzige Ort sei, an dem wir leben können. Das Wühlen in den metaphysischen Tiefen halte uns nur davon ab, ein wenn auch nicht immer erfülltes, so doch wenigstens erträgliches Leben zu führen. Das ist in etwa die Bandbreite der Philosophie zwischen Heroin und Vitamingetränk.“
Selten schafft es jemand, die philosophische Debatte über ein so großes Thema wie die Frage nach dem „Sinn des Lebens“ in einem nicht mal besonders langen Absatz so stimmig auf den Punkt zu bringen. Bin begeistert!
Philosophische Artikel geraten ja oft recht akademisch, geschrieben für Insider, denen man anmerkt, dass sie von den Fragen, die sie behandeln, selbst schon lange nicht mehr umgetrieben werden. Nicht so Gilbert, man spürt sein Engagement, wenn er die großen Linien der Antworten auf die Frage nach dem Sinn nachzeichnet: Vom Tod Gottes bei Nietzsche über Heideggers „großes Sein, das nach dem Dasein verlangt“ (was ja schon katastrophal endete!) hinein ins „Zeitalter der vollendeten Sinnlosigkeit“ und zu Sloterdijk, der beklagt, wie sich heutige Menschen von der Metaphysik und der Selbstbesinnung „mit aufklärerischen, touristischen und informatischen Mitteln“ entlasten.
Was Gilbert dieser Kellerralley der Sinnsucher entgegen stellt, lest Ihr in der zweiten Hälfte seines Artikels. Dort finde ich auch meine persönlichen Antworten wieder – hätte ich die nicht irgendwann gefunden, gäbe es dieses Blog nicht!
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47 Kommentare zu „Von der Sinnfrage: „Philosophie zwischen Heroin und Vitamingetränk““.