Über Antje Schrupps Hinweis „Wer sorgt für Singles wenn sie krank sind?“ fand ich den Artikel von Caleb Luna „Romantic Love is Killing Us: Who Takes Care of Us When We Are Single?“. Antje fasst ihn so zusammen:
Ein trauriger, wütender und persönlicher Text darüber, dass sich oft niemand dafür zuständig fühlt, dass Singles umsorgt und umhegt werden, wenn sie – zum Beispiel – mal krank sind oder sonstwie Hilfe brauchen. Denn das Füreinander Sorgen unter Erwachsenen ist in unserer Kultur aufs Engste verknüpft mit dem Konzept der romantischen Zweierbeziehung. Wenn unsere Ehefrau oder unser Lebenspartner krank ist, fühlen wir uns automatisch dafür zuständig, ihn oder sie zu bekochen, ins Krankenhaus zu begleiten oder sonstwie zu umhegen, da gibt es kein Wenn und kein Aber. Aber was ist mit Menschen, die nicht in einer Zweierbeziehung leben? Weil sie entweder nicht wollen oder niemanden finden?
Jedes Mal, wenn ein allein lebender Freund krank ist, biete ich Fürsorge-Aktivitäten an: Einkaufen gehen, bekochen, Medikamente besorgen und sowas. Wird aber in der Regel nicht angenommen: der Wunsch, niemandem zur Last zu fallen, ist größer als das Bedürfnis, umsorgt zu werden. Zumindest bisher, bei zum Glück nicht besonders schweren Krankheiten. Auch mein Liebster bleibt lieber allein zuhaus, wenn er krank ist, anstatt sich bei mir pflegen zu lassen. Aber beide können immerhin davon ausgehen, dass ich da bin, wenn ich WIRKLICH gebraucht werde.
Wieviele Menschen es wohl gibt, die niemanden haben, der sich im Krankheitsfall um sie kümmert? Die höchstens ein paar „Bekannte“ haben, denen sie sich nicht zumuten wollen?
Zu den Zahlen der Alleinlebenden berichtete die SZ im Mai 2014 (neuere Daten fand ich nicht):
„In mehr als jedem dritten Haushalt (etwa 37 Prozent) wohnt nur ein Mann oder eine Frau. Besonders oft (42 Prozent) wohnen Alleinlebende in Großstädten. Nur wenige entsprechen dem Idealtyp des jungen Menschen, der aus freien Stücken allein lebt: Lediglich etwa jeder sechste Alleinlebende (knapp 18 Prozent) ist jünger als 30 Jahre, mehr als ein Drittel (34 Prozent) ist dagegen im Rentenalter (älter als 64 Jahre)“.
Vermutlich sterben nicht wenige, weil sie nicht rechtzeitig gefunden werden, z.B. bei einem Hirnschlag. Das ist zwar nochmal ein anderes Problem, hängt aber ebenfalls mit dem alleine wohnen zusammen.
Wie könnten Verbesserungen aussehen?
Vermutlich ist es sinnlos, mehr „nachbarschaftliches Miteinander“ in der jeweiligen Hausgemeinschaft zu fordern. So etwas findet von alleine statt oder eben nicht. Und wo nicht, kann man es nicht erzwingen. Aber wie sieht es aus in den neuen Nachbarschaftsnetzen? Nebenan.de und WirNachbarn.com bieten seit 2015 die Vernetzung kleinteiliger Nachbarschaften an. (Persönlich ziehe ich nebenan.de vor, da die kleinteiliger agieren). Dass da nicht der Bär tobt, liegt wohl daran, dass viele ihre städtische Anonymität durchaus schätzen, aber allerlei Hilfen, Veranstaltungen und Stammtische gibt es mittlerweile ja doch. Vielleicht könnten die ja so eine Art „Krankenbesuchs-Zirkel“ etablieren. Im Stil der sozialdemokratischen Krankenbesuchsvereine: wer teilnimmt und Kranke besucht, hat auch selbst Anrecht auf Krankenbesuche. Da die Mitglieder „verifiziert“ sind (zumindest bei nebenan.de, die anderen kenn ich nicht so) muss man nicht fürchten, dass da „irgendwer“ kommt, um mal eben was mitgehen zu lassen…
Für den Notfall hab‘ ich mal rumgesucht, was es da so gibt. Und bin auf mein-notruf.de gestoßen, die eine App für den Notfall anbieten – man muss angeblich nicht mal mehr sprechen können, um den Notruf auszulösen. Das Hilfe-Versprechen richtet sich zwar vornehmlich an alle, die unterwegs in eine Notlage geraten, doch wird auch der Hausnotruf erwähnt:
„Für Senioren und Seniorinnen, die einen kostengünstigen und mobilen(!) Hausnotruf suchen, mit dem sie schnell und unkompliziert Hilfe alarmieren können. Das bedeutet Unabhängigkeit für Zuhause und unterwegs.“
Die Abo-Preise sind sehr erschwinglich und gewiss muss man nicht „Senior“ sein, um die App zu nutzen. Aber: man muss noch das Handy bedienen können…
P.S.
Der Nutzen solcher Apps ist insofern doch recht zweifelhaft. Denn: wenn ich telefonieren kann, kann ich auch gleich die 112 anrufen! Ist mir dann doch beim nochmal Lesen verstärkt aufgefallen. Es gibt da also keine sichere Lösung, mal abgesehen von totaler Überwachung mit Bewegungsmelder, der meldet, wenn ich nichts mehr rührt. Tja, alleine wohnen ist halt Risiko-Wohnen, das lässt sich nicht wirklich ändern.
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12 Kommentare zu „Krank und allein – was dann?“.