Kurz vor zwei höre ich grade diesen spritzigen Song von Laing:
Zum Glück weckt mich morgens kein Wecker. Als Freiberuflerin kann ich es mir leisten, durch unterschiedliche Schlafrythmen zu surfen – wie es halt so kommt. Und es kommt tatsächlich unterschiedlich: Mal bin ich im Frührythmus, wache um 6 oder 7 Uhr auf, sitze um 8 vor dem PC, weil mich im Bett nichts mehr hält. Lust auf Kaffe, Lust auf eine Zigarette (derzeit leider wieder aktuell, aber auch leicht wieder durch Dampfen absetzbar), vor allem: gar nicht mehr müde!
Zeitweise trende ich aber auch in den Nachtrythmus, prokrastiniere weniger geliebte Auftragsarbeiten so lange, bis eine Nachtschicht fällig ist, um den Termin zu halten (ich halte Termine IMMER – oder sage rechtzeitig vorher Bescheid!). Im heftigsten Fall ging das mal bis 5.30 Uhr. Dann wecke ich mich auch mal mit dem Wecker, um zwischen 9 und 10 Uhr den Vollzug zu melden. Also dann, wenn die meisten „Mach-was-mit-Medien“- Menschen, die nicht von zuhause aus arbeiten, aktiv werden.
Gesundheitsberater finden das vermutlich schrecklich. Im Vierteljahr verändert sich mein „Schlafrythmus“ mehrfach – und das im fortgeschrittenen Alter, wo mensch doch angeblich mehr auf sich aufpassen muss und Belastungen nicht mehr so einfach wegsteckt.
Ich habe aufgehört, an sowas zu glauben! Zwar stimmt es, dass Stress und sonstige Belastungen mehr nerven, deutlicher bewusst werden – aber: ES IST KEINE NERVEREI, wenn ich dann schlafe, wenn mir danach ist! Oft genug lege ich mich eben auch nach sechs Stunden aufs Ohr – das dauert dann unterschiedlich lang, je nachdem, ob ich mich in den Tiefschlaf sacken lasse oder mit dem „Nickerchen“ zufrieden bin. Ich schlafe also nachmittags – wenn ich wg. „Nachtrythmus“ Defizite spüre – effektiv zwischen 30 Minuten und zweieinhalb Stunden – na und? Wen interessierts? Hauptsache, ich halte meine Termine, oder?
Extreme Regelmäßigkeit im Leben soll ein LANGES Leben bringen. Scheint zu stimmen, denn meine Großtante Adele hat erschreckend regelmäßig gelebt und wurde 96 Jahre alt. Indem sie, so lange ich sie kannte, z.B. über die Woche dauernd dasselbe gegessen hat. Zeugs, das nach heutigen Erkenntnissen nicht reicht für eine „gesunde Ernährung“! Sie hat z.B. Salat immer mit heißem Wasser übergossen…
Sie lebte denselben Tagesablauf, jahrein, jahraus. Und ist dann auch zügig binnen Stunden verstorben, als man ihr anlässlich einer Einlieferung ins Krankenhaus (wegen Magenproblemen) sagte, sie könne nicht mehr nach hause, sondern müsse in ein Pflegeheim. Mit 96 kein Drama, denk ich mir.
Trotzdem: ich eifere ihr nicht nach. Auch sie wollte nicht dringend 96 werden, sie hat dafür nicht „an ihrer Gesundheit gearbeitet“. Es kam halt so, wie es sich aus ihrem Leben ergeben hat. Sie war ein „Fräulein“ im wahrsten Sinne des Wortes. Jungfrau bis ans Ende ihrer Tage, weil ihr Verlobter im Krieg gefallen war. Sie errötete leicht und sprach vom „schönen Neger“, den sie im Bus gesehen hatte. Und schaute auch einigermaßen aufgeregt klassischen Tänzern zu, Nurejew war ihr Liebling.
Unser je eigenes Leben bestimmen wir doch jeden Tag selbst! Was uns wichtig ist und was nicht, was Freude mache und was nervt – und wie weit wir uns darauf einlassen oder eben nicht.
Kann gut sein, ist sogar SEHR wahrscheinlich, dass ich deutlich früher sterbe als Tante Adele. Aber dafür hab‘ ich dann – aus meiner Sicht – auch spannender und erfüllender gelebt!
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Und Ihr so? Wie geht es Euch mit dem Wachen, Schlafen, Leben und Arbeiten?
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19 Kommentare zu „Schlafrythmus wird überschätzt!“.