Palermo? Müll und Mafia waren meine ersten Gedanken, als wir daran dachten, während unserer Sizilienreise dort ein paar Tage zu verbringen. Nichts hätte falscher sein können! Von der Mafia bekommt man als Tourist nichts mit, seit einigen Jahren gibt es zudem eine Bürgerbewegung, die das Schutzgeldwesen erfolgreich abwehrt. Und was den Müll angeht: Berlin wird es in 100 Jahren nicht schaffen so sauber zu werden wie Palermo!
Man geht durch die Straßen, schlendert über die vielen großen und kleinen Plätze: nirgends Müll! Hier z.B. der große Platz vor einem der beiden großen Theater:
Klar, da räumen sie oft auf, weil das eine Sehenswürdigkeit ist, könnte man denken. Aber weit gefehlt, auch in den kleinen Straßen der historischen Stadtteile sieht es nicht anders aus:
Die Abwesenheit jeglichen Abfalls wirkt direkt auffällig, wenn man – wie ich – in Friedrichshain-Kreuzberg lebt – wobei das nicht der einzige Berliner Stadtteil ist, in dem an viel begangenen Straßen der Müll ins Auge fällt. In Palermo fühlte ich mich dagegen im Sauberland!
Niemand scheint hier etwas einfach mal so in die Gegend zu werfen, wie es in Berlin durchaus üblich ist. Und falls doch – was wir nie gesehen haben! – scheinen die Anwohner und Geschäftsinhalber dafür zu sorgen, dass die Gassen mit ihrem schönen alten Straßenpflaster müllfrei bleiben.
Auch in der Fußgängerzone ist es picobello sauber, sowohl bei Tag
als auch bei Nacht:
Wo Menschen sich setzen können, stehen immer auch Müllbehälter:
Mit Mülleimern wird nicht so gespart wie in Berlin, sondern geklotzt. Auf einer anderen, breiteren Fußgängerzone standen Mülleimer alle zehn Meter – auf beiden Seiten! In Berlin folgt die Stadtreinigung eher der Philosophie: so wenig wie möglich! Wo keine Mülleimer sind, kann auch keiner überquellen (und macht keine Arbeit, kostet kein Geld…).
Auch am Yachthafen: kein Müll nirgends…
Auf so einer Treppe wie im nächsten Bild fände man in Berlin stehen gelassene Dosen und Reste von Imbissverpackungen. Hier ist alles clean:
Auch die vielen Pflanzkübel fallen auf, die viele Straßen und Plätze schmücken. Sie werden nicht etwa als Mülleimerersatz missbraucht.
Auf diesem extrem sauberen Platz machten wir Rast in einem Café:
Von der anderen Seite fotografiert sieht man es ganz hinten:
Während wir da Kaffee tranken, erschienen zwei Müllmänner mit Wägelchen und Kehrbesen. Sie kehrten überall, auch auf dem Gelände des Cafés. Nichts von wegen: das soll doch der Eigentümer machen…!
Palermo als saubere Stadt scheint ein Projekt zu sein, dessen Erfolg die Bewohner mittragen. Über drei Mülltonnen hinweg (die – selten! – mal irgendwo sichtbar stehen, weil keine anderen Standorte möglich sind) fotografierte mein Liebster eine Kirche. Worauf uns ein Jugendlicher mit zwei Mädels im Schlepptau aufgebracht ansprach, warum wir denn unbedingt den Dreck fotografieren müssen. Erst ein Blick auf die Bilder konnte ihn besänftigen, ja sogar ein wenig verlegen machen. Ich versicherte ihm, dass wir Palermo als außerordentlich saubere Stadt erleben. Worauf er sich entschuldigte, weil er in uns Leute gesehen hatte, die ihre Vorurteile bestätigen wollten, obwohl doch kaum noch irgendwo Müll zu sehen ist. Dabei waren wir bei den Guten! :-)
In einer unübersichtlichen Ecke, die sich gut geeignet hätte, Müll zu hinterlassen, warnte das folgende Schild:
Auf deutsch:
„Schweine wissen nicht, wohin sie den Müll werfen sollen.
Eine zivilisierte Person nutzt die Mülleimer!“
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11 Kommentare zu „Palermo, so sauber!“.