Nun ist es also soweit: der kollektive Weihnachtstaumel mündet ein in die Zielgerade, nachdem in der letzten Woche eine Art „Endspurt“ spürbar wurde: Die Besucherzahlen der Blogs sanken, private Mailkontakte verabschiedeten sich mit dem Hinweis auf „letzte Vorbereitungen“ oder die Flucht in den Urlaub, irgendwo weit weg. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen zelebriert sein Weihnachtsprogramm (für mein Empfinden irgendwie „christlicher“ als noch vor Jahren) und die Wetterberichterstatter bedauern, dass es vielerorts keinen Schnee geben wird, fast als wären sie daran schuld.
Gerne würde ich mal die Archive der Berliner Abendschau daraufhin sichten, wann es eigentlich angefangen hat, dass an jedem der vier Adventswochenenden ausführlich über die Lage an der Konsumfront berichtet wird – als sei das Einkaufen das Wesentliche am kommenden Fest. Als ich noch jünger war, hat mich das empört, ich polemisierte gegen den „Konsumterror“ und war stolz darauf, damit „nichts am Hut“ zu haben. Heute sehe ich das gelassener, schließlich hat die Geschenke-Orgie ihren sozialen Sinn, das Schenken ist eine Form der Zuwendung, die leicht fällt, erst recht, wenn es zu einem bestimmten Termin alle machen. Und ja, dem Handel ist sein Weihnachtsgeschäft zu gönnen! Dass zudem das „Krisengerede“ die Leute nicht davon abgehalten hat, Geld auszugeben, zeigt auch mal die Beschränktheit der Macht der Presse.
Ach ja, die Krise! Sie wird immer mehr zur Normalität, differenziert sich aus in Finanzkrise, Bankenkrise, Realwirtschaftskrise, Autokrise – und alles umfasst von der Klimakrise, die uns mit Nachrichten vom schwindenden Eis an den Polen versorgt. Immerhin dürfen unsere Soldaten jetzt Piratenschiffe am Horn von Afrika versenken, punktgenau zum Fest der Liebe wurde der Handlungsspielraum hergestellt. In den Nachrichten dazu fiel mir auf, dass neben dem Verweis auf die 200 gekaperten Schiffe im Jahr erwähnt wurde, dass „darunter auch Hilfslieferungen“ gewesen seien. Als würden die Militärs dieser Welt in den Kampf ziehen, um vornehmlich humanitäre Hilfeleistungen zu schützen – und nicht etwa die Containerschiffe, die uns mit allem versorgen, was uns das Leben hier so bequem und komfortabel macht.
Und heute nun die heilige Nacht, danach ein paar Tage Ruhe, Jahresrückblicke und Comedy satt. Ich freu mich drauf und nehme jetzt am Weihnachtsgeschehen teil, indem ich den typischen Weihnachtsbraten zubereite – fürs gemeinsame Essen mit einem lieben alten Freund, mit dem ich den Abend verbringen und über die Welt philosophieren werde, eigentlich wie immer.
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7 Kommentare zu „Heilige Nacht“.