Claudia am 24. Dezember 2008 —

Heilige Nacht

Nun ist es also soweit: der kollektive Weihnachtstaumel mündet ein in die Zielgerade, nachdem in der letzten Woche eine Art „Endspurt“ spürbar wurde: Die Besucherzahlen der Blogs sanken, private Mailkontakte verabschiedeten sich mit dem Hinweis auf „letzte Vorbereitungen“ oder die Flucht in den Urlaub, irgendwo weit weg. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen zelebriert sein Weihnachtsprogramm (für mein Empfinden irgendwie „christlicher“ als noch vor Jahren) und die Wetterberichterstatter bedauern, dass es vielerorts keinen Schnee geben wird, fast als wären sie daran schuld.

Gerne würde ich mal die Archive der Berliner Abendschau daraufhin sichten, wann es eigentlich angefangen hat, dass an jedem der vier Adventswochenenden ausführlich über die Lage an der Konsumfront berichtet wird – als sei das Einkaufen das Wesentliche am kommenden Fest. Als ich noch jünger war, hat mich das empört, ich polemisierte gegen den „Konsumterror“ und war stolz darauf, damit „nichts am Hut“ zu haben. Heute sehe ich das gelassener, schließlich hat die Geschenke-Orgie ihren sozialen Sinn, das Schenken ist eine Form der Zuwendung, die leicht fällt, erst recht, wenn es zu einem bestimmten Termin alle machen. Und ja, dem Handel ist sein Weihnachtsgeschäft zu gönnen! Dass zudem das „Krisengerede“ die Leute nicht davon abgehalten hat, Geld auszugeben, zeigt auch mal die Beschränktheit der Macht der Presse.

Ach ja, die Krise! Sie wird immer mehr zur Normalität, differenziert sich aus in Finanzkrise, Bankenkrise, Realwirtschaftskrise, Autokrise – und alles umfasst von der Klimakrise, die uns mit Nachrichten vom schwindenden Eis an den Polen versorgt. Immerhin dürfen unsere Soldaten jetzt Piratenschiffe am Horn von Afrika versenken, punktgenau zum Fest der Liebe wurde der Handlungsspielraum hergestellt. In den Nachrichten dazu fiel mir auf, dass neben dem Verweis auf die 200 gekaperten Schiffe im Jahr erwähnt wurde, dass „darunter auch Hilfslieferungen“ gewesen seien. Als würden die Militärs dieser Welt in den Kampf ziehen, um vornehmlich humanitäre Hilfeleistungen zu schützen – und nicht etwa die Containerschiffe, die uns mit allem versorgen, was uns das Leben hier so bequem und komfortabel macht.

Und heute nun die heilige Nacht, danach ein paar Tage Ruhe, Jahresrückblicke und Comedy satt. Ich freu mich drauf und nehme jetzt am Weihnachtsgeschehen teil, indem ich den typischen Weihnachtsbraten zubereite – fürs gemeinsame Essen mit einem lieben alten Freund, mit dem ich den Abend verbringen und über die Welt philosophieren werde, eigentlich wie immer.

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Diskussion

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7 Kommentare zu „Heilige Nacht“.

  1. Frohe Weihnachten, Claudia! (Meistens bin ich bei Dir ja nur eine stille Leserin.)

  2. Euch allen wünsch ich ebenfalls ein frohes Fest – entweder mit der ersehnten Ruhe oder so turbulent, wie Ihr es Euch wünscht!

    Und wer mag, schaut mal “hier” rein: es kann gut sein, dass ich in nächster Zeit mehr schreibe…

  3. Hallo Claudia,
    ich wünsche Dir auch Frohe Weihnachten :-)
    Viele Grüße.
    Joachim 

  4. Liebe Claudia,
    was den „Konsumterror“ – gerade zu diesem Winter-Schenkefest anbetrifft – hab ich immer genauso gedacht wie du, und ich war immer eher stolz darauf, dass ich mich da weitestgehend rausgehalten habe. Aber auch ich sehe es heute etwas gelassener als in meiner Sturm- und Drangzeit.
    Ja, gönnen wir dem Handel seinen Umsatz, und hoffen wir, dass es Politik und Medien nicht gelingt, die prophezeite schlimme Krise im kommenden Jahr nicht wirklich herbeireden und -schreiben zu können. Wie das laufend berichtete Weihnachtseinkauf-Geschehen (ja, das ist mir auch aufgefallen) belegt, scheinen sich die Menschen davon bis jetzt ja auch nicht beeindrucken zu lassen. Gut so.
    Möge euer Weihnachtsbraten gut gelingen und lecker schmecken, die Gespräche angenehm sein – was zu vermuten ist – und die Zeit insgesamt in Ruhe und Gelassenheit vergehen. Bis zum nächsten Arbeitseinsatz. ;-)
    Ulrike

  5. Hallo Claudia,
    wünsch dir auch ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
    LG,
    Melanie

  6. Hallo Claudia, auch hier ein Kommentar. Ich habe noch nie Weihnachten gefeiert, seitdem ich ‚erwachsen‘ bin, da ich eine Heidin bin. Dem Terror um die Jahreswende sehe ich zu, wie ich den Sternenhimmel betrachte, naturbedingt und mysteriös und zutiefst menschlich vor dem Ungeheuren, das immer wieder passiert: daß die Sonne wieder sich auf uns zubewegt.

  7. Obwohl ich auch ein stiller Leser bin, will ich dir alles Gute im neuen jahr wünschen! Weiter so, Claudia!