Claudia am 02. Januar 2009 —

Ein funkelnagelneues Jahr….

…liegt vor mir und heute ist mein erster „offizieller“ Arbeitstag. Seit dem 24. hab‘ ich mir Auszeiten gegönnt, auch ohne die ToDo-Liste wirklich „fertig“ zu bekommen. Eine Freiberuflerin wird niemals fertig, das hätte ich mir gleich sagen können, doch hat mich die Idee gelockt, mal alles mit Ausnahme der Routinearbeiten zum Jahresende abzuschließen. Hat nicht geklappt, im Gegenteil, im Moment erscheint mir die Liste der anstehenden Dinge sogar länger denn je, doch immerhin ist meine Arbeitslust wieder gewachsen! :-)

Es wird ein spannendes Jahr: Krisenjahr und Wahljahr gleichzeitig. Man soll jetzt einkaufen, um „ein Zeichen zu setzen“, sagte Bischof Kruse vor Weihnachten, und auch der Berliner Bürgermeister Wowereit appellierte in seiner Neujahrsansprache an den Bürgersinn: „Wenn Sie eine Anschaffung oder Investition vorhaben, zögern Sie nicht!“.

Wie eigenartig! Früher war „Katastrophe“, wenn alle kaufen wollten, es aber nichts gab. Heute ist alles im Überfluss da, aber kaum einer kauft. Dass viele Menschen zuviel kauften, ohne es sich wirklich leisten zu können, hat die Krise ausgelöst – und nun soll sie bekämpft werden, indem „mehr kaufen“ mit allen Mitteln forciert wird. Wobei die Produkte in immer schnelleren Zyklen erscheinen und in der Qualität immer schlechter werden, wie Dirk es in seinem Krisenblues so beeindruckend beschrieben hat.

Ich werde mich trotzdem nicht lumpen lassen und mir einen neuen Kühlschrank zulegen, vielleicht auch einen Herd. Beides ist tatsächlich schadhaft, doch konnte ich bisher mit den kleinen Mängeln gut leben. Vermutlich wird der neue Kühlschrank nicht mehr fünf Jahre halten wie der jetzige, und auch nicht zehn wie der vorherige, sondern nur noch zwei Jahre seinen Dienst tun, bevor er auseinander fällt. Da es mittlerweile richtig kalt ist, könnte ich die Butter auch einfach auf den Balkon stellen, aber ich will mal nicht so sein! :-)

Wisst Ihr noch, wie in den 90gern von einem Übergang zu „postmateriellen Werten“ die Rede war? Damit wurde es dann nichts, die Internet-Blase blähte sich mächtig auf und erweckte die Lust am schnellen Geld bei vielen, die bisher mit Aktien gar nichts zu tun hatten. Viele verloren dann ganz reales Geld, weil sie viel zu „spät eingestiegen“ waren – und Manfred Krug erlitt einen veritablen Image-Schaden, weil er in Werbespots zum Kauf ermuntert hatte. Ich war wieder mal nicht dabei, einerseits mangels Masse, andrerseits, weil ich mich immer recht lange informiere, bevor ich für neue Dinge Geld ausgebe – und da war sie schon geplatzt, die Blase!

Es ist schon ziemlich verrückt, dass wir konsumieren sollen, damit es uns nicht schlechter geht – und nicht, weil wir noch viele unbefriedigte Bedürfnisse hätten. Eine Wirtschaft, die das nötig macht, ist alles andere als nachhaltig: in fünfzig Jahren wird man die vergrabenen Müllhalden wieder öffnen, um die letzten Rohstoffe teuer wieder zu gewinnen, die darin enthalten sind. Dass die Ressourcen der Erde endlich sind, kann heute jedes Schulkind begreifen, doch in den Reden und Überlegungen all der Politiker und Wirtschaftsexperten kommt dieser Gedanke kaum noch vor. Irgendwie gespenstisch!

Persönlich bin ich ganz guter Dinge: wer weiter wirtschaftet, wird auf das preiswerteste Kommunikationsmedium aller Zeiten nicht verzichten. „Virtuelle Güter“ wie Webseiten und Blogs brauchen kaum Rohstoffe, können also schadensarm wachsen und mir hoffentlich weiter mein Auskommen sichern.

Draußen schneit es – zum ersten Mal in diesem Winter bleibt hier der Schnee sogar liegen. In diesem Januar wird das Digital Diary zehn Jahre alt. Bin gespannt, was das 11. Jahr an Themen bringen wird!

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Diskussion

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13 Kommentare zu „Ein funkelnagelneues Jahr….“.

  1. Mögen alle deine Wünsche und Vorhaben sich im neuen Jahr manifestieren1
    Ich denke es wird ein Jahr der Ideen. Krisen fördern bekanntlich die Kreativität. Egal ob nun neue Lebenseinstellungen, Systeme, Produkte, Dienstleistungen, Kunstwerke etc. pp. Krisen führen dazu sich eben mehr anzustrengen. Von daher ist das Greifen nach staatlicher Hand für mich das beste Zeichen, dass ein Großteil der Banken und Industrie einfach unkreativ agiert haben. ;-)
    Es wird ein Jahr der Bewegung und wer die VEränderung (wie ich) liebt, wird voll auf seine Kosten kommen. Es wird nicht immer schön, aber es wird sehr intensiv.
     
     

  2. Ich wünsche eine frohes und erfolgreiches Jahr! Ich denke, auch in der Krise kann man viel erreichen, viele wachsen gerade in solchen Zeiten über sich hinaus.

  3. Hallo,
    „Dass die Ressourcen der Erde endlich sind, kann heute jedes Schulkind begreifen, … “
    Der (Erfindungs-)Geist der Menschen ist unendlich – das genügt für die Zukunft.
    Ich wünsche ein Gesundes Jahr 2009.
    Gruß Hanskarl
     
     
     
     
     

  4. Frohes neues!
    Schöner Beitrag. Ich denke die „Virtuellen Güter“ bilden, zumindest bis an den Tag wo das Internet aufeinmal zusammenbricht, den derzeit sichersten Markt um relativ zuverlässig Geld zu verdienen.
    Aber umso mehr Menschen nicht mit dem Geld sparen, umso stärker profitiert man natürlich auch im Internet davon als Leiter eines Werbefinanzierten Blogs etc.

  5. Liebe Claudia,

    ich habe mir erlaubt, die treffendsten Zitate zu spiegeln:
    http://ralvieh.kulando.de/post/2009/01/03/das-wort-zur-krise

    Dank, Gruß und ein gutes und gesundes Jahr 2009
    wünscht
    Ralf

  6. Das Motto unserer Zeit: Ich konsumiere, also bin ich!
    Wenn diese Krise nicht zu einer Trendwende führt, wird es nie was.
    Trotz allem: Ein erfolgreiches und glückliches 2009!

  7. Hallo Claudia,
     
    auch ich wünsche dir ein richtig gutes und erfolgreiches neues Jahr, in dem alle Wünsche in Erfüllung gehen mögen.
     
    Im Bezug auf die Krise muss ich Patrick zustimmen, denn irgendwo kommen gerade jetzt wieder etliche neue Ideen ans Tageslicht, die es vermutlich ohne die Krise gar nicht gegeben hätte. Und ich hoffe für uns alle, dass diese Ideen dann auch wieder einen Aufschwung bringen.

  8. Man mag es kaum glauben, dass die Leute hier immer noch so weitermachen. Beispiel: Ein LCD Fernseher für $1,000 und 36 Monate keine Raten zahlen. Bei der Kurzlebigkeit der Produkte lauert hier die nächste Blase. Ansonsten fasst man es nicht, was hier für minderwertiger Schrott verkauft wird.
    Persönlich komme ich immer mehr zu der Ueberzeugung, weniger ist mehr und der Genuss ist um ein vielfaches hoeher.

  9. Ja, die forcierten Ratenzahlungsangebote fallen mir grade auch auf! „Null Prozent auf alles“ wirbt ein Elektronik-Markt und im Versandhandel braucht man auch nur „die Rate wählen“… ob jemand auch zahlungsfähig ist, scheint gar nicht mehr geprüft zu werden, zudem kann sich das in schlechten Zeiten ja schnell ändern.

  10. Ich kenne das nur allzu gut mit der ToDo-Liste. Man schreibt sie und man nimmt sich genau vor, wann man was erledigt. Man versucht, wenn man die Liste schreibt gleich einen Plan gedanklich aufzustellen, wie das jetzt laufen soll.
     
    Ist die Liste dann fertig wird sie hingelegt und meistens nicht mehr so schnell in die Hände genommen. So ist das zumindest bei mir. Und dann wird die Liste immer länger und länger und dann hat man keine Lust mehr sie zu erledigen weil sie schon so lang ist. Ein Teufelskreis. Kommst du da raus?
     
    PS: Es wird durchaus noch geprüft ob jemand Zahlungsfähig ist. Das bekommt der normale Bürger nur nicht mit.

  11. @Thomas: zum Problem Kommentar-Darstellung: du hattest vermutlich Text aus Winword einkopiert – und diese Texte führen eine Menge grafische Steuerzeichen mit, die dann hier einfach so abgebildet werden.

  12. Ja hatte ich da ich mit der Rechtschreibung große Probleme habe. Und mir abtippen zu lange gedauert hatte. Danke für den Tipp.

  13. @Thomas,
    wenn du einen Word-Text dann einfach im Textformat abspeicherst (->speichern unter ->Dateiformat „nur Text .txt“), neu öffnest und DANN einkopierst, ist das Problem vom Tisch!