Nun will also Seehofer den Absatz „emissionsarmer“ Euro-6-Diesel mit Steuergeldern fördern. Die sind aber nur im Labor emissionsarm (80 Milligramm Stickoxide/km), stoßen aber real ein Vielfaches aus (507 Milligramm pro Kilometer.). Und sogar künftig soll die Abgasreinigung womöglich erst bei 10 Grad Celsius einsetzen, also grade im Winter praktisch gar nicht!
Dass ein grüner Landeschef erst von einem Gericht gesagt bekommen muss, dass die Gesundheit der Anwohner ein höherer Wert ist als die Freiheit der Diesel-Fahrer, ihre 3-Tonner durch die Innenstädte zu bewegen, hätte ich nie gedacht! Aber im Autoland ist die Politik halt Schutzmacht der Autoindustrie, was dazu führt, dass diese ihren Verbrennungsmotoren-Weg immer weiter fortsetzen darf, koste es, was es wolle. Auch pro Jahr 10.000 vorzeitige Tode wegen Atemwegserkrankungen ändern da nichts.
Laut vielen Artikeln und Kommentaren geht es mit den E-Autos nicht richtig voran, weil:
- die Reichweite vielen zu kurz ist
- die flächendeckende Auflade-Infrastruktur fehlt
- noch keine bezahlbaren E-Autos zur Verfügung stehen.
Dass es die Infrastruktur nicht gibt, ist ein Versagen der Politik, bzw. ein absichtsvolles Hängenbleiben am Verbrennungsmotor, damit die Autoindustrie bloß nicht ihren wichtigsten Kern, den Verbrennungsmotor, verliert.
Zur Reichweite wäre zu fragen: wie viele Fahrten benötigen denn überhaupt eine hohe Reichweite? Muss man denn, um ab und zu mit dem Auto in Urlaub zu fahren, ganzjährig drei Tonnen schwere Wagen durch die Städte schieben? Ich fahre auf dem Rad oft an den Staus vorbei, meist sitzt nur eine Person im Auto, das für den Zweck doch total überdimensioniert ist, oder etwa nicht? Wozu braucht es soviel Auto? Zum Einkaufen? Derzeit breiten sich die Lieferdienste aus, es ist gar nicht mehr zwingend notwendig, den Kram im eigenen Kofferraum zu transportieren. Klar, auf dem Land und z.B. als Handwerker braucht man noch Autos, aber beim aktuellen Diesel-Streit geht es doch um hoch belastete Innensstädte.
Vielleicht braucht es ANDERE Fahrzeuge?
Die Crux mit den E-Autos ist doch, dass versucht wird, sie „ganz genauso“ zu machen wie traditionelle KFZs. Warum nicht ganz massiv abspecken? Bei den Fahrrädern / Pedelecs boomt der E-Antrieb und es gibt derzeit Anzeichen, dass E-Motorrollern und E-Scootern eine große Zukunft bevor steht (siehe hier, hier und hier). Was für eine Entlastung, nicht mehr soviel Gewicht mitschleppen und parken zu müssen!
Da es bei uns allerdings öfter mal regnet und schneit, wären die nächsten Schritte Wetterschutz und dann kleine Karosserien. Gab es ja früher schon mal, mit E-Antrieb könnten viele neue kleine Gefährte entstehen, hergestellt von neuen „StartUps“, aufladbar an jeder Steckdose. Bzw. an Laternen, die zu Ladestationen werden.
Wenn die Politik das fördern würde, anstatt zu bremsen, müsste man
- den Autos mehr Fahrspur wegnehmen (Hälfte Auto, Hälfte Fahrrad und E-Roller)
- der Ausbau von Ladeinfrastruktur fördern
- Fahrverbote für alle Gefährte erlassen, die die Emissionsgrenzwerte faktisch überschreiten
- die KfZ-Steuer so ändern, dass es unattraktiv wird, schwere große Autos zu besitzen
- den ÖPNV ausbauen, wo immer möglich ebenfalls elektrisch.
- endlich ein Tempolimit von 100/120/130 – wie in allen anderen EU-Ländern üblich einführen.
Die heute gängigen großen schweren Gefährte würden so nach und nach deutlich weniger werden. Warum zum Teufel braucht es denn immer PS-stärkere Autos? Die Entwicklung in den letzten Jahren finde ich geradezu erschreckend:
Quelle: CAR Universität Duisburg-Essen
Zum Glück nimmt die Funktion des PS-starken Autos als Status-Objekt länger schon ab, insbesondere bei den Jungen. Irgendwann wird das dann nurmehr eine Nische von Hobbyisten sein, etwa so wie Vinyl-Schallplatten in Zeiten digitaler Musik.
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Siehe dazu auch:
Telepolis: Autoterrorismus in Deutschland
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7 Kommentare zu „Wozu soviel Auto? #Diesel #eMobilität“.