Der E-Book-Markt wächst nicht, sondern stagniert seit drei Jahren. Mein E-Book-Konsum stagniert mit. Felix Richter schreibt dazu auf Statista:
…trotz aller technischen Verbesserungen im Bereich E-Books bzw. E-Reader kommt das digitale Lesevergnügen in Deutschland nicht so recht vom Fleck. Laut Zahlen des digitalen Branchenverbands Bitkom hat sich der Anteil der E-Book-Leser hierzulande in den vergangenen drei Jahren kaum verändert. Demnach liest nur jeder vierte Deutsche zumindest gelegentlich E-Books.
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Bitcom-Präsident Achim Berg meint, das läge an den hohen Preisen, die kaum niedriger seien als das gedruckte Buch. Das ist sicher ein wichtiger Grund, aber für mich ist ein anderer ausschlaggebend: Ein E-Book gehört mir nicht wirklich. Ich darf es nicht weiter verkaufen, sondern erwerbe lediglich eine „Leselizenz“. Das Verleihen wurde zwar mittlerweile vom EuGh legalisiert, jedoch nur für Bibliotheken (Onleihe). Als Nutzerin muss ich mich mit unterschiedlichen Angeboten zum Mehrfach-Nutzen auseinander setzen (z.B. kann man bei Amazon/Kindle auf 6 verschiedenen angemeldeten Geräten lesen), einfaches problemloses Verleihen geht nicht. Und schließlich: dank DRM ist es extrem kompliziert bis schier unmöglich, E-Books auf andere Lesegeräte zu übertragen. Wer mal eben Einstiegsinfos über die verschiedenen Formate, Plattformen und die mit dem Erwerb einher gehenden Bindungen an Anbieter, Accounts und Geräte sucht, muss sich auf eine längere Lernkurve einstellen – und natürlich ist das alles immer im Fluss.
Unerreicht ergonomisch: das gedruckte Buch
Selber bin ich immer schon eher IT- und Netz-affin, also hab‘ ich anfänglich gedacht, das E-Book würde ein Renner, auch bei mir. Ist aber nicht so gekommen, ganz im Gegenteil sind mir heute die Vorteile gedruckter Bücher bewusster denn je. Ich kaufe zwar deutlich weniger Bücher als früher, ziehe aber die jeweiligen E-Versionen gar nicht erst in Betracht. Sogar „Fettlogik überwinden“ (Werbelink), das es zunächst nur als E-Book gab, hab ich später nochmal als Printbuch gekauft: zum Verleihen, zum „eben mal rein schauen“, während ich am PC sitze – ganz ohne Gefummel mit Lesegerät, womöglich Cloud-Zugang und dergleichen.
Kürzlich hab ich mir das Buch Judith Butler – eine Einführung (Werbelink) gekauft, um mal eine Gesamtdarstellung des Denkens dieser einflussreichen Philosophin zu studieren, einschlieißlich der Rezeptionsgeschichte. Kein leichter Stoff, aber hundertmal verständlicher als die Originalwerke (1998 erhielt sie in Denis Duttons Zeitschrift Philosophy and Literature einen Ersten Preis in einer Bad Writing Competition, die besonders schlecht geschriebene Fachprosa auszeichnet). Hin- und Herblättern, Lesezeichen in unterschiedliche Kapitel einlegen, immer wissen, wo ich im Buch ungefähr bin – all das geht natürlich auch im E-Book, aber nicht so einfach, intuitiv und schnell. Wenn z.B. ein Balken anzeigt, wieviel ich schon gelesen habe, ist das natürlich abhängig von der eingestellten Schriftgröße. Einmal umstellen und es ist wieder anders – der „zusätzliche Komfort“ ist mir eher Last als Lust, weil ich ständig „Technik mitdenken“ muss.
Versierte E-Book-Leser/innen werden mir vermutlich widersprechen. Mag sein, dass man sich an all das gut gewöhnen kann, so dass auch ein E-Book als ergonomisch wahrgenommen wird. Aber hey, ich bin nur ein Beispiel für die große Mehrheit, die nach einigen Versuchen nicht wirklich Lust auf E-Book bekommen hat. Dass der Markt stagniert, zeigt, dass sich das auch nicht groß ändert.
(Bei alledem beziehe ich mich übrigens auf E-Books des klassischen Büchermarkts. Nicht auf die E-Books in offenen Formaten, die viele Autorinnen und Autoren über ihre Webseiten und sozialen Medien verbreiten.)
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8 Kommentare zu „E-Book? Nein danke!“.