Gewaltdelikte, insbesondere Mord und Totsschlag, werden signifikant häufiger von Männern begangen als von Frauen. Was aber bedeutet das? Sind Männer deshalb „das bösere Geschlecht“?
Antje Schrupp schreibt zur Faktenlage:
„„Wirklichen“ Mord und Totschlag, also die gezielte und beabsichtigte Tötung eines anderen Menschen, gab es in Deutschland in 2016 in ca. 650 Fällen. Das sind knapp zwei pro Tag und müsste sich in der Tagesschau eigentlich unterbringen lassen. Was die Korrelationen zwischen diesen Taten mit bestimmten demografischen Faktoren betrifft: 84 Prozent der Tatverdächtigen waren männlich (253 von 291 bei Mord, 335 von 407 bei Totschlag).“
Auch wenn es hier nur um „Verdächtige“ geht, so reichen doch aus meiner Sicht die Fakten aus, um mit Fug und Rech festzustellen: Ja, Männer morden öfter und sind insgesamt häufiger gewalttätig.
Manche Feministen und Feministinnen nehmen diese Tatsache nun zum Ausgangspunkt, um das männliche Geschlecht, die Männlichkeit ganz allgemein, als Hort des Bösen und irgendwie grundsätzlich defizitär, zumindest aber als moralisch verurteilenswert zu brandmarken. Dabei fällt unter den Tisch, dass Frauen im Schnitt nur „anders böse“ sind, nämlich eher mittels „psychischer Gewalt“, Intrigen, Erpressung und Mobbing.
Klar, Mord und Totschlag und jede andere Art der Gewalttätigkeit sind selbstverständlich verurteilenswert. Sie zu vermeiden ist allerdings eine zivilisatorische Leistung, die die große Mehrheit der Männer durchaus hinbekommt.
Da schreibt z.B. ein Kommentierender bei Antje:
„Die Zahlen belegen, dass Männer und Frauen relativ friedlich sind. Der Unterschied liegt bei 99,9986 (Männer) gegenüber 99,9997(Frauen). Und DAS soll der Beleg für „übermäßige Bereitschaft zu Mord und Totschlag“ sowie dass „Männer Gewalt gesellschaftlich antrainiert bekommen“ sein? Etwas, das die allerallermeisten Männer überhaupt nicht betrifft und dazu ohnehin rückläufig ist?“
Guter Einwurf, der vor allem die Relation der Gewalt zur Gesamtpopulation der Männer thematisiert. Und doch: Wer seine Augen nicht zu Gunsten irgend einer Ideologie komplett verschließt, muss doch zugeben: MÄNNER sind weitaus häufiger Mörder und Totschläger. Gleichzeitig sind sie aber auch immer schon Krieger, sind GSG9 und KSK, sind Feuerwehrmänner und Bergretter, Helfer und Beschützer, sind also – im Vergleich zu Frauen – jene Menschen, die zur Not ihr Leben dran geben, die risikobereiter und todesverachtender sind, die sich für Andere, ein Ziel, eine Sache, ja auch eine Ideologie persönlich aufopfern.
So, wie es Frauen – im Durchschnitt! – nicht tun, bzw. allenfalls für die Kinder. Uns ist der Frieden, die Harmonie, die zwischenmenschlichen Beziehungen und das Leben meist viel wichtiger als alles andere. Natürlich immer nur „im Schnitt“. Pro Geschlecht entsprechen 7o bis 90 % dem Klischee (was nix Böses ist), der Rest jedoch nicht. Über die Prozente können wir gerne streiten, aber m.E. ist es ideologische Verblendung, diese Unterschiede insgesamt zu leugnen.
Und vor allem sollten wir erkennen: It’s a feature, not ab bug!
Was glaubt man eigentlich, wie wir Menschen es geschafft haben, den Planeten zumindest in großen Teilen zu so bequemen Habitaten umzugestalten? Ich sage damit nicht, dass alles in Ordnung sei, das wäre falsch, denn wir haben das nachhaltige Leben noch lange nicht geschafft! Das aber ist wahrlich nicht das alleinige Problem der Männer, sondern Frauen haben daran großen Anteil, indem wir unsere Ansprüche an ein „gutes Leben“ in nicht ganz zu vernachlässigender Anzahl durch Männer verwirklichen lassen. Die sich immer schon extrem anstrengen, um durch Erschaffung bequemer Umstände ihre Unverzichtbarkeit unter Beweis zu stellen.
Ich denke, gewisse Unterschiede zwischen den Geschlechtern krampfhaft zu leugnen, führt zu keiner positiveren Gesellschaft. (Ich selbst bin immer schon ein Teil der nicht so „Geschlechtstypischen“ – aber das gibst auch bei Männern, sonst hätte ich z.B. meine Liebsten nie gefunden). Zu glauben, jeglicher Unterschied müsse per „Gleichstellung“ abgeschafft werden, sehe ich als Fehlweg. Gleichberechtigung war die Forderung der 2.Frauenbewegung, in der ich sozialisiert wurde – und das erscheint mir immer noch stimmig. Alle sollen alles machen dürfen, aber nicht müssen.
WARUM ist denn das Patriarchat (das hierzulande nur noch rudimentär existiert, wenn überhaupt) entstanden? WARUM sind Männer in der Lage, sich aggressiver „einer Sache“ zu verschreiben? WARUM morden Männer mehr als Frauen und WARUM sind sie letzlich doch bereiter, ALLES zu geben für irgendwas, das gerade als sinnvoll erscheint? Warum sind sie in Kulturen, die das noch möglich machen, immer noch gern dabei, Frauen zu „besitzen“ bzw. ihre Freiräume zu beschränken?
Ganz einfach: Weil sie als Männer gefühlt überflüssiger sind als Frauen, wenn es um die Arterhaltung geht.
Das war schon immer so. Frauen müssen nicht erst „was leisten“, weil Frauen diejenigen sind, aus denen die Kinder kommen. Der männliche Beitrag ist biologisch marginal, die Frau ist es, die die neuen Menschen „austrägt“, aus der die Zukünftigen kommen. Um sie zu befruchten, bräuchte es recht wenige Männer. Daher rührt der Stress, der Männer unbewusst motiviert, sich aufzuopfern für „die gute Sache“, exzessiv im Hamsterrad zu strampeln, zu kämpfen und den Helden und Problemlöser zu geben, wo immer es geht. Aber ganz genauso dazu, sich – zur Not mit Gewalt – zu nehmen, was sie begehren und häufiger aggressiv auszurasten. Es ist eine ZIVILISATORISCHE und KULTURELLE Leistung, dass all das heute in Sport und andere Wettbewerbe kanalisiert werden kann und nurmehr wenige Männer tatsächlich zu Mördern und Totschlägern werden.
Antje zitiert in o.g. Artikel eine Rebecca, die auf Facebook schrieb:
„Mal anders: wenn gelänge, das männerspezifische Problem, das zu übermäßiger Bereitschaft zu Mord und Totschlag bei Männern führt, zu erkennen und zu beseitigen, ließen sich damit ungefähr 7 von 10 Fälle von Mord- oder Totschlag verhindern.
Das wäre natürlich schön, doch denke ich, dass das „Problem“ lange erkannt ist und sich nicht grundsätzlich ändern, sondern nur minimieren lässt. Weil es die Rückseite einer Medaille ist, auf deren Vorderseite wir nicht verzichten können und wollen.
Hier der wissenschaftliche Status Quo über die Wirkung von Testosteron laut Wikipedia, das zwar auch Frauen beeinflusst, aber bei Männern aufgrund der höheren Menge sehr viel massiver wirkt:
„Als verhaltensbiologische Wirkungen bei Tieren wurden Imponiergehabe, Kampfverhalten sowie Begattungsdrang erforscht und beobachtet. Dies wurde u. a. durch Kastration und anschließende Hormonzufuhr an Tieren (aggressive Hengste werden zu sanften, angepassten Wallachen) nachgewiesen.
Bei Menschen ist der Einfluss des Hormons auf das Verhalten weniger etabliert als bei Tieren. Eine systematische Übersichtsarbeit zur Beziehung zwischen Testosteron und antisozialem Verhalten ergab, dass ein hoher Testosteronspiegel zu einer beeinträchtigten Regulation emotionaler und motivationaler Prozesse, geringerer sozialer Sensibilität und starker Belohnungsmotivation führt. Ob sich das in antisozialem Verhalten äußert, hängt jedoch von einer Reihe sozialer und genetischer Faktoren ab.[8] Eine Metaanalyse von insgesamt 45 Studien zum Verhältnis zwischen Testosteron und Aggressivität bei Menschen ergab hingegen einen schwachen, aber signifikanten positiven Zusammenhang zwischen Aggressivität und Testosteron.[9] Zwei systematische Übersichtsarbeiten kamen zu dem Schluss, dass es nicht allein Testosteron ist, das aggressives Verhalten steigert, sondern das Verhältnis von Testosteron zu Cortisol. Ein hoher Testosteronspiegel gepaart mit einem niedrigen Cortisolspiegel sei besonders stark mit Aggressivität assoziiert.[10][11] Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigte, dass subjektiv empfundene Wut mit erhöhtem Testosteron, nicht jedoch mit Cortisol, zusammenhing.[12]
Hätte sich diese hormonelle Disposition bei männlichen Wesen überhäupt entwickelt, wenn sie nicht gebraucht würde? Oder anders gefragt: Ist eine Welt denkbar, in der alle in Frieden zusammen leben und die Ressourcen gerecht verteilt werden? In der Krieg, Kampf und Wettbewerb komplett überflüssig werden?
Momentan sieht es nicht danach aus. Leider.
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10 Kommentare zu „Warum mehr Männer morden als Frauen“.