Derzeit geistert das Hashtag #DeleteFacebook herum, denn wieder einmal wird skandalisiert, wie Facebook mit den gesammelten Userdaten umgeht. Das haben wir nicht zum ersten mal, doch tatsächlich melden sich wohl nicht viele User ab. Warum? Weil FB offensichtlich gebraucht wird, Datenmissbrauch hin oder her.
Facebook sei alternativlos, schreibt Nimish Dubey dazu und begründet das so:
„Love it or hate it, Facebook has become an integral part of many of our lives. It is a massive platform where one keeps in touch with one’s friends, discovers old friends and of course, makes new ones. It is the place which keeps reminding us of birthdays and anniversaries and sometimes even serves up snazzy videos documenting our friendships on the network. Of course, it has its dark side too – false news, stalking and a whole lot more, but what I am trying to point out is this: for all its faults, Facebook does deliver a significant amount of value. Also, rather importantly, as of now, it has no alternative.“
Ich bin auch skeptisch, ob Initiativen wie #deletefacebook etwas bringen. Die meisten, die das verbreiten, löschen ja nicht mal ihr eigenes Profil. Dass FB jede Menge Daten sammelt, war lange klar, hat aber nicht abgeschreckt. Und seit jeder für mehr Reichweite der eigenen Postings das Werbetool nutzen kann, ist doch auch klar, WIE punktgenau man da das Zielpublikum anhand dieser Daten bestimmen kann. Es ist DIE Methode, mit der FB Geld scheffelt – eine punktuelle „Weitergabe an Dritte“ wird jetzt kaum dazu führen, dass das endet. Insbesondere erscheint mir systemintern völlig normal, dass wirklich JEDER diese Tools nutzen kann, also auch XYZ zur Beeinflussung von Wahlen. Wieso auf einmal der Aufschrei?
Der aktuelle Skandal entzündete sich offenbar an dieser zwielichtigen, wenn nicht gar kriminellen Firma Cambridge Analytica, die von einem Spiele-Entwickler Daten bezog, der diese mit der App „Thisisyourdigitallife“ in FB sammelte. Das Sammeln soll ok gewesen sein, da die User zugestimmt hätten, sagt FB und vermutlich stimmt das. Illegal sei nur die Weitergabe gewesen, womit das Ganze zu einem kriminellen Fall wird, der mit den „normalen Geschäften“ von FB nichts zu tun hätte. Nach ein wenig Aufregung und allerlei Anhörungen wird sich das alles wieder beruhigen, vermute ich.
Der gordische Knoten rund um „Big Data“ ist nicht so leicht zu durchschlagen: Alle wollen Vernetzung und größtmögliche Bequemlichkeit – das geht aber nicht ohne massive Datenerhebung. Individuell zugeschnittene Anzeigen galten mal als das Utopia der Direktwerbung, als wünschenswerte Alternative zu vollgemüllten Briefkästen. Jetzt haben wir das, sind zumindest nah dran, aber nun ist es auch wieder nicht recht, aus nachvollziehbaren Gründen.
Manchmal denke ich: Würden die User bei jeder neuen Datennutzung an den damit verbundenen Einkünften beteiligt, dann hätten wir vielleicht bald eine Art privatwirtschaftlich erzeugtes Grundeinkommen. Wär das nicht was?
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Dieser Text entstand im wesentlichen als Kommentar zu “Nothing ventured, nothing gained” auf dem Blog von Hennung Uhle. Da er so lang wie ein Blogpost geworden ist, hat er auch hier seine Berechtigung. Und ich ergänze:
Persönlich nutze ich Facebook kaum, vornehmlich zum Posten von Blogartikeln. Man braucht mir also nicht zu schreiben, dass die Plattform doch entbehrlich ist! Denn das gilt offenbar nicht für viele denn:
- Facebook hat 2,1 Milliarden aktive Nutzer
- 1,4 Milliarden nutzen die Plattform jeden Tag
- 277 Millionen nutzen Facebook jeden Tag in Europa
- Fast 13 Milliarden US$ Umsatz hat Facebook im 4ten Quartal 2017 gemacht
- WhatsApp wird von 1.5 Milliarden Menschen genutzt
- 60 Milliarden Nachrichten werden jeden Tag über WhatsApp verschickt
Zahlen zitiert aus AllFacebook: State of Facebook
Und zur Nutzung in Deutschland:
- 30 Millionen Menschen in Deutschland waren im 1. Quartal 2017 jeden Monat auf Facebook aktiv (da bin ich knapp dabei)
- 23 Millionen Menschen sind jeden Tag in Deutschland aktiv (hier nicht!)
- 27 Millionen Menschen nutzen Facebook auf ihrem Mobilgerät (never!)
- 21 Millionen Menschen davon jeden Tag (die Armen, so ein Stress!)
Zum Schluss nochmal Nimish Dubey:
„Deleting Facebook would be like shutting down a very crowded road because too many accidents occur on it. The road might be dangerous, but a lot of people still use it. And will continue to use it until there is an alternative path. And that is perhaps what the #DeleteFacebook needs to understand.“
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13 Kommentare zu „#DeleteFacebook? Noch fehlt die Alternative“.