Wirklich überraschend war das nicht. Für Merkel war der Montag nach der Hessenwahl der letzte Termin, um halbwegs selbstbestimmt ihren Rückzug einzuleiten. Dass sie auch gleich ankündigt, nach ihrer Kanzlerschaft kein politisches Amt mehr anzustreben, hab‘ ich so erwartet. Ich glaube, sie hat so richtig die Nase voll vom politischen Geschehen, und auch vom extrem hohen Maß an Arbeitseinsatz und Selbstdisziplin, das sie über viele Jahre bringen musste, um den eigenen Ansprüchen an die Kanzlerschaft gerecht zu werden.
Zweifellos hat Angela Merkel die CDU modernisiert, so sehr, dass auch Linke und Grüne sich oft genötigt sahen, sie gegen ihre Feinde zu verteidigen. Nach Kohl war sie die reine Erholung, in vieler Hinsicht, ich will jetzt gar nicht in die Einzelthemen einsteigen. Ihre zurückhaltende, sachliche Art, die viele als „mangelnde Führungskraft“ brandmarkten, vermittelte auch eine Atmosphäre der Gelassenheit: ja, es gibt Probleme, aber das wird schon, wir arbeiten daran!
Dass sie damit immer weniger in das neue, härtere und streit-versessene politische Umfeld passte, war lange schon erkennbar. Wo die „Hassrede“ in 1000 Varianten immer mehr zur akzeptierten Form der Auseinandersetzung wird, setzt unabweisbar der Wunsch nach mehr Kantigkeit, mehr Durchsetzungskraft, mehr „Basta-Politik“ ein, sogar bei mir. Die letzte Chance, das Ruder in diesem Sinne herum zu reissen, wäre die Entlassung Seehofers im Sommer gewesen – inklusive des Wagnisses, die Union zu spalten und die CSU zu verlieren.
Aber derlei Aktionen sind nichts für Angela Merkel. Ich werfe es ihr nicht vor, denn niemand kann aus seiner Haut, bzw. wer es doch zu können scheint, ist alles andere als authentisch. Ihr heute immer häufiger kritisierter Politikstil hat uns allen viele Jahre lang genutzt und die „gefühlt friedliche Zeit“ sehr lange anhalten lassen. Dass das vorbei ist, liegt nicht an ihr, sondern an der Zuspitzung der Widersprüche auf allzu vielen Politikfeldern.
Angela Merkel geht. Was nach ihrer Ära kommt, ist ungewiss.
Friedlicher wird es gewiss nicht.
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4 Kommentare zu „#Merkelgehtweg“.