Zum Jahresende will ich euch acht Blogs empfehlen, die ich im Jahr 2018 aus unterschiedlichen Gründen besonders lesenswert fand. Nicht dass ich mit allem einverstanden wäre, was da im einzelnen geschrieben, gemeint und verbloggt wird. Es sind andere Qualitäten, die meine „Best of 2018“ auszeichnen – auch was zum Widerspruch reizt, kann inspirieren!
Die Reihenfolge ist KEINE Rangfolge! Los gehts:
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- Horst Schulte – entweder man lebt oder man ist konsequent
Ein Mischthemenblog mit dem Focus auf Politik. Seit Horst in Rente ist, nutzt er die Zeit umso mehr fürs Bloggen. Oft genug finde ich bei ihm Resonanzen aufs aktuelle Geschehen, die ich anderswo vermisse. Im Meinungsspektrum nehme ich Horst im weiten Sinne als Sozialdemokrat (und SPD-Kritiker) war, mit Sympathien für grüne und linkere Positionen. Allerdings ist er kein „Verkünder“ des richtigen Denkens, sondern fasst ganz im Gegenteil oft heiße Eisen an und steht zu seinen Irritationen, gelegentlich auch zu in linken Kreisen unpopulären Positionen. Was noch typisch ist: An die Optik des Blogs darf man sich nicht gewöhnen, denn Horst hat viel Spaß mit WordPress-Themes und wechselt sie wie andere ihre Klamotten!
- Misomanie – Neutrality means that you don’t really care
Robin Urban hat ihr Blog erst kürzlich geupdated und dabei auch gleich umbenannt. Sie schreibt locker und spritzig, auch über verdammt ernste Themen. Besonders heraus ragend fand ich ihre Artikel über die einer Betroffenen definitiv unzumutbare, elend lange Suche nach einem Therapieplatz. Das sollten alle Politiker/innen mal lesen, die das verändern könnten, aber mit fadenscheinigen Begründungen nicht ändern wollen. Da diese großartige Arbeit in der Blogstruktur leider schnell „verschwindet“, hier die Linkliste der „Thementage Depression“:
- Fliegende Bretter – Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Anders als der Titel denken lässt, finden sich nicht wenige, durchaus „kritische“ Artikel zu aktuellen und anderen bewegenden Themen. Stefan Rose schreibt engagiert und meinungsstark, dabei gefällt mir gut, dass er ausführlich argumentiert und nicht nur „ranted“ (was er aber auch gut kann). Brisante Themen behandelt er umfangreich und tief schürfend (etwa The longer read: Von bösen Ismen und seine kommentierten Linklisten zum Monatsende (hier die Weihnachtssondernummer) versammeln sorgfältig ausgewählten, immer wieder interessanten Lesestoff. Apropos „longer read“: Ich stehe ja auf längere, gut argumentierende Artikel, aber Zwischenüberschriften wünsche ich mir manchmal schon! :-)
- Geist und Gegenwart
– Erkenne dich selbst. Der Rest kommt (fast) von allein.“„Geist und Gegenwart will helfen, hinter die bloßen Erscheinungen des Lebens zu blicken… mit den Mitteln der Philosophie und Psychologie eine ganz praktische Interpretations- und Lebenshilfe zu bieten, ohne sich den typischen Selbsthilfe-Mantras oder gar der Esoterik hinzugeben.“
Gilbert Dietrich macht dieses Versprechen tatsächlich wahr. Seine Artikel sind nicht „akademisch abgehoben“, sondern bieten Anreize zur Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenspraxis und dem, was wir darüber denken. Oft vermittelt Gilbert ausführlich das Denken aktueller Philosophen (z.B. in Die verschiedenen Arten, böse zu sein) und macht es so Menschen wie mir zugänglich, die zum Lesen der Originale einfach nicht kommen, danke dafür! Neben philosophischen Themen gibts auch mal Wissenschaft (Was macht Cannabis im Gehirn?) und Artikel wie Emma und das bisschen Haushalt. Bemerkenswert: Gilbert diskutiert Kontroversen gern in den Kommentaren weiter – wenn er dazu kommt!Best of „Geschlechterblogs“
- Die Störenfriedas – Dein Blog für Feminismus
„Die Störenfriedas sind ein radikal-feministischer Blog…. Unser Ziel ist eine freie und gerechte Gesellschaft. Unser Blog für Feminismus will stören, aufrütteln und manches Mal auch verstören…“ So steht es im Intro und was man hier zu lesen bekommt, enttäuscht die Erwartungen nicht. Schon aus Interesse wie Andere denken, lese ich auch radikale Meinungen, wenn zumindest argumentiert und nicht nur geschimpft wird. Bei den Friedas ist das in aller Regel der Fall. Meine Aufmerksamkeit hat das Blog mit dem langen (!) Artikel Warum das Gender-Konstrukt toxisch ist gewonnen, der einen umfangreichen Einblick in die Trans*-Debatte bietet. Angesichts so mancher Beiträge, die den Anspruch an „Radikalität“ geradezu übererfüllen (wie etwa Über Männer und Schrott #menaretrash) frage ich mich dann schon, was für ein Leben wohl zu solchem Hass geführt hat. Richtig amüsant fand ich dagegen „Spitzengastronomie mit Pornofeeling, in dem das Berliner „Nobelhart und Schmutzig“ so richtig schön in die Pfanne gehauen wird.
- Die Rosa-Hellblau-Falle – Rollenklischees im (Familien-) Alltag und wie man ihnen entkommt
Als in den bewegten 70gern/80gern Sozialisierte hätte ich mir nie träumen lassen, dass es mal einen solchen Rollback in Sachen Geschlechterklischees geben könnte, wie er seit einiger Zeit tatsächlich stattfindet. Insbesondere das „Gender-Marketing“ liefert immer wieder absurde Beispiele, wie man jegliche Produkte für Jungs und Mädchen unterschiedlich aufmotzen kann. Nicht nur farblich, sondern oft auch mit „typischen“ Zuschreibungen, wie sie etwa hier gelistet sind. Ganz abgesehen von der umstrittenen Frage, ob und wie viele dieser Zuschreibungen die Präferenzen einer Mehrheit tatsächlich treffen mögen, so finde ich es auf jeden Fall falsch, die Kinder derart massiv zu beeinflussen, wie es derzeit mittels „rosa und hellblau“ wieder geschieht!
- man tau – Beiträge zur öffentlichen Debatte
Wie es zu dem Blog kam erzählt Lucas Schoppe im zum Einlesen empfohlenen Artikel Wozu sind Geschlechterdebatten eigentlich gut?. Dabei erfährt man auch gleich einiges aus seiner Lebensgeschichte und kann manches besser einordnen, was er so schreibt. Unter den männerbewegten Blogs ist „man tau“ gefühlt das rationalste, jedenfalls am allerwenigsten Wut-getriebene Blog. Das heißt nicht, dass sein Engagement, die eigene Betroffenheit, auch mal Ärger nicht spürbar wäre, doch schlägt sich das nicht in allgemein frauenfeindlichen Tiraden nieder, sondern allenfalls mal in zynischen Witzeleien. Vor allem: Schoppe behauptet und fordert nicht nur, sondern begründet seine Sicht zur kontroversen Sache ausführlich, manchmal geradezu enzyklopädisch, wie in Vom Nutzen und Nachteil der Quote…. Einen guten Einstieg in Schoppes Schreibe und Denke bietet ansonsten der Artikel Die sanfte Gewalt der Verkindlichung, in dem er (auch typisch) „von diesem zu jenem“ kommt.
- Genderama – das Blog des linken Flügels der antisexistischen Männerbewegung (Maskulismus).
Eine von Arne Hoffmann schon lange betriebene tägliche Sichtung männerrechtlich relevanter News, Berichte und Artikel. Der letzte Beitrag „Weihnachtsgrüße, Bitte um Spenden und Jahresrückblick 2018“ listet die aus seiner Sicht wichtigsten News des Jahres auf. Eine sehr engagierte, vor allem nachhaltige Arbeit, die immer wieder interessante Fundsachen präsentiert und Facetten der Wirklichkeit zeigt, die man als Frau nicht so auf dem Schirm hat – vorausgesetzt, man interessiert sich ganz grundsätzlich auch für die männerbewegte Sicht.
2019 vollendet sich übrigens das 20.Jahr des „Digital Diarys“. Ein schöner Anlass, die Tradition der „Best-of-Blogs zum Jahresende“ zu begründen!
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- Horst Schulte – entweder man lebt oder man ist konsequent
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6 Kommentare zu „8tung: Acht Best of Blogs des Jahres 2018“.