Noch nie gab‘ es so viele Möglichkeiten sich zu informieren wie heute. Wenn ich morgens den PC einschalte, schaue ich kurz auf die Themen der klassischen Medien SPON, FAZ, ZEIT, SZ, TAZ, dann auf den „Memetracker“ Rivva mit den aktuellen Beiträgen aus der Blogger-Szene. Und zuletzt sind die ellenlangen News auf Net News Global dran, die ich auch noch kurz überfliege: Hier geben sich sämtliche Apokalyptiker, Verschwörungstheoretiker und Weltuntergangs-Propheten ein Stelldichein – vermischt mit durchaus seriösen Nachrichten vertrauenswürdiger Quellen aus den Weiten des Webs.
Wenn’s mir dann noch nicht reicht, gibt’s ja noch Yigg und Wikio, die Nachrichten und Beiträge einerseits von Menschen, andrerseits von Programmen zusammen stellen lassen. Und auf Twitter lese ich zwischendurch Meldungen wie „So auf zur #Cebit“ und „Vergessen Frühstück vorzubereiten. mist.“
Natürlich überfliege ich das alles nur, ganz wenige Beiträge lese ich tatsächlich durch. Alles in allem ergibt der Info-Flash gerade wegen der Vielfalt der Nachrichten und Einschätzungen alles andere als eine verlässliche Vorstellung, was gerade in der Welt so los ist, geschweige denn eine Orientierung, ob denn persönliches Handeln außerhalb der Routinen erforderlich ist. Denn während die einen den Untergang an die Wand malen und das Anlegen von Vorräten propagieren, diskutieren die anderen in aller Ruhe den neuen E-Book-Reader mit Touchpad-Steuerung und WLAN.
Spürst du die Krise?
Ich frage zur Zeit jeden Menschen, dem ich „real“ begegne, ob er oder sie die Finanzkrise im persönlichen Leben spürt. Bisher verneinten das alle, mit Ausnahme eines einzigen Taxi-Fahrers, der im Dezember das schlechte Weihnachtsgeschäft beklagte. Selber hab‘ ich bisher nur einen Mini-Auftrag (Honorartext) verloren, weil der Auftraggeber aufgrund persönlicher Vermögensverluste ein wenig spart – ein Minus, das jedoch durch andere Zuwächse wett gemacht wird.
Was ich mir wünsche, aber leider von den Talk-Show-Veranstaltern der Republik nicht geboten bekomme, ist eine Konfrontation der Apokalyptiker mit den arrivierten Experten: während die ersteren die Unmöglichkeit beschreiben, die Finanzkrise ohne Hyperinflation und Währungsreform vom Tisch zu bekommen, verbreiten die anderen Optimismus, verweisen auf die konzertierten Rettungspakete und Schirme, sowie auf die unglaubliche finanzielle Speckschicht, die speziell Deutschland bezüglich der Krise als „gut aufgestellt“ ausweist. Leider trifft nirgends Argument auf Argument – es ist, als schauten die jeweiligen Meinungsmacher auf gänzlich unterschiedliche Info-Universen.
Ich darf bzw. muss mir also selber aussuchen, was ich für wahr halte. Und komme oft genug zu gar keinem Ergebnis, sondern wende mich dem Alltag zu, der sich „ganz wie immer“ anfühlt und mich mit vertrauten To-Do-Listen empfängt.
Und Ihr? Wie geht es Euch zur Zeit in Sachen „Weltwahrnehmung“? Wonach richtet sich, ob Ihr Euch besorgt oder gelassen, optimistisch oder deprimiert fühlt?
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20 Kommentare zu „Welt erkennen – ja wie denn?“.