Gestern abend hab‘ ich mir auf 3Sat den Themenabend Gehirnforschung angeschaut. Wer mal auf die Schnelle sein Wissen zum Stand der Dinge auffrischen will, kann das auf der Website des Senders machen. Natürlich gibts immer nur einen kurzen Überblick, aber den kann man ja dann eigenständig vertiefen.
Blue Brain: Ein virtuelles Gehirn
Beeidruckend, was da alles geforscht und – durchaus mit Blick auf mögliche „Nutzungen“ – unternommen wird: So arbeiten am „Brain and Mind Institute“ der polytechnischen Hochschule Lausanne 40 Neurologen, Biologen, Physiker und Informatiker am Projekt „Blue Brain“, die herausfinden wollen, wie unser Gehirn funktioniert. Dafür will man es mal eben im Computer nachbauen: Nervenzelle für Nervenzelle. Bis 2015 soll das Modell fertig sein. Und allen Ernstes wurde die Frage gestellt, ob dieses „virtuelle Hirn“ dann wohl Bewusstsein enthalte?
(mehr dazu im 3Sat-Beitrag „Wer ist ich?“)
Gedanken lesen, bevor wir von ihnen wissen
Die manchen verstörende Tatsache, dass wir uns oft schon entschieden haben, bevor uns eine Entscheidung bewusst wird, wurde im Beitrag „Die Gedankenlesemaschine“ ausführlich zelebriert. Neuerdings wird das „Lesen“ mittels lernender Mustererkennungssoftware drastisch voran getrieben. Mögliche Anwendungen sind einerseits die Steuerung von Prothesen, andrerseits auch Lügendetektoren und sogar so etwas wie „Gehirnmarketing“.
In „Schuldig oder krank?“ kamen dann Forscher zu Wort, die Gewalttaten (mit guten Belegen!) als Fehlfunktion des Gehirns bei der Verarbeitung von Emotionen ansehen. Woraus logisch folgen würde, dass man einen Täter (der ja nicht anders handeln konnte) nicht schuldig sprechen könnte, was für freiheitliche Gesellschaften allerdings ein untragbarer Schluss ist.
Alzheimer: Big Pharma mal wieder auf dem falschen Dampfer?
Schwer beeindruckt haben mich auch die Beiträge zum Thema Alzheimer (wenn ich mir Namen nicht merke, denke ich gelegentlich: das könnte der Anfang sein…). Derzeit forscht der Mainstream ja vehement an den sogenannten „Plaques“, diese toxischen Einweiß-Ablagerungen, die man im Gehirn Alzheimer-Kranker findet. Angeblich seien sie es, die das Gehirn nach und nach zerstören. An der Berliner Charité ist man gar dabei, eine „Impfung“ (gegen körper-eigenes Eiweiß!!!) zu entwickeln, die allerdings gefährlich sein wird und lange VOR jeglichen Symptomen angewendet werden muss (also mit mir nicht!).
Ich hab‘ dann nicht schlecht gestaunt, als im Beitrag „Rätsel Alzheimer“ die Erkenntnisse der sogenannten „Nonnenstudie“ vorgeführt wurden: eine blendende Testgruppe, weil die durchweg hochbetagten Nonnen im Kloster über viele Jahre unter gleichen Lebensbedingungen leben, und zudem alle Daten über ihre Krankengeschichte vorliegen. Da die Nonnen in christlicher Nächstenliebe ihre Gehirne auch gleich der Wissenschaft vermachten, konnte man nach dem Tod etlicher Nonnen Erstaunliches feststellen: Auch noch als Hochbetagte waren sie geistig ausgesprochen fit, einige hatten sich über Jahre in den Tests sogar in mancher Fähigkeit noch gesteigert. Die nach dem Tod sezierten Gehirne zeigten jedoch zum großen Erstaunen der Wissenschaftler Zustände, wie sie im Endstadium Alzheimer typisch sind: zerbröselt und zerfasert, alles voller „Plaques“.
Die „herrschende Theorie“ kann man damit doch eigentlich in die Tonne treten, das ficht deren Vertreter aber offenbar nicht an.
Eine zu billige Lösung:
In einem weiteren Film „Entzündungshemmer scheinen bei Alzheimer zu wirken“ kam der Forscher Pat McGeer von der Universität Vancouver zu Wort, der mit wirklich guten Gründen zu einer ganz anderen These über Alzheimer kommt: unter dem Mikroskop konnte er zeigen, dass es gar nicht die Plaques sind, die die Nervenzellen zerstören, sondern andere deformierte bzw. „schädliche“ Zellen, die immer dort auftreten, wo es Entzündungen gibt. Alzheimer – eine Gehirnentzündung? Er suchte nach einer Testgruppe und kam auf die Idee, Rheumatologen zu fragen. Denn Rheuma-Patienten nehmen über Jahre eine ganze Latte entzündungshemmender Medikamente gegen die Rheuma-typischen Gelenkentzündungen. Und tatsächlich: er fand kaum Alzheimer-Patienten unter den Rheumatikern: diese bekommen sechsmal weniger Alzheimer als Menschen, die KEINE Entzündungshemmer nehmen.
Geld, um das weiter zu erforschen, bekommt er natürlich nicht. Dazu heißt es im Beitrag:
„Pat McGeer bekommt keine Gelder, um die entsprechenden Studien durchzuführen: Weltweit findet er keine Firma, die bereit ist, zu investieren. „Man macht Studien mit Medikamenten, die hohe Einnahmen versprechen. Wenn man als Forscher auf Firmen angewiesen ist, die Geld machen wollen, dann werden sie nur Versuche mit Wirkstoffen unterstützen, die teuer verkauft werden können. Viele der altbewährten Medikamente sind die besten. Warum werden sie ausrangiert? Weil sie zu billig sind. Die Erklärung ist ganz einfach.“
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8 Kommentare zu „Fortschritt und Kränkung: Hirnforschung“.