Weil es einigen lieben Menschen auffällt, dass ich zur Zeit weniger schreibe, hier mal ein Lebenszeichen: Die wunderbar sonnig-warmen Tage ziehen mich in den Garten, dessen erstes Frühjahr ich gerade erlebe und mit Freude auch aktiv gestalte. Gleichzeitig mache ich seit einer guten Woche eine neue Erfahrung im Umgang mit der Nikotinsucht: Das Rauchen reduzieren statt aufgeben – und bis jetzt funktioniert es erstaunlich gut!
Mein Leben lang war ich überzeugt, nur die „Punkt-Schluss-Methode“ sei das einzig Erfolgreiche – entweder einfach so oder für ein paar Tage gestützt von Nikotintabletten. Doch alle Versuche, das Rauchen komplett aufzugeben, scheiterten. Und zwar NICHT während der körperlichen Entzugsphase, die gar nicht so schlimm ist, wenn man sich drauf einstellt. Sondern immer einige Zeit später, wenn ich feststellte, was mir das Rauchen alles bedeutete: nämlich sehr viel mehr als die bloß physische Versorgung mit einem Suchtmittel. Meist nahm ich dann auch gerade ein wenig zu (was normal ist, wenn der Körper das Gift nicht mehr abarbeiten muss) und in die Leere, die ich spürte, sickerte immer öfter der Gedanke: Auch Nichtraucher sterben…. Bis ich wieder eine ansteckte und schon bald wieder rauchte wie eh und je.
Leiden bringt Veränderung
Mittlerweile ist mir das Motiv, aufhören zu wollen, um das Sterben am Lungenkrebs oder einer anderen Folgekrankheit zu vermeiden, komplett abhanden gekommen. Dazu ist es nach so vielen Jahren zu spät: Entweder haben andere Aspekte meines gelebten Lebens (z.B. Stress-Armut, viel Selbstverwirklichung, gute Ernährung, Glück und innerer Friede) genug Ausgleich geschaffen oder eben nicht. Auch gibt es andere Risikofaktoren, die noch weit mehr Menschen dahin raffen, denen ich ebenfalls nicht ganz ferne stehe. Kurzum: Ich lebe nicht, um den Tod zu vermeiden. Mein Engagement in Sachen „gesund leben“ wird erst dann mehr als ein blasser Gedanke, wenn ich fühlbar leide und mit Veränderungen auch sofort Verbesserungen erreiche (blöd, aber Fakt!).
Das war nun seit einiger Zeit beim Rauchen der Fall: mein gewöhnliches Kontingent von ca. 25 Zigaretten pro Tag spürte ich zunehmend als Leiden. Kurzatmigkeit, häufiges Hüsteln während des Sprechens, ein „belegtes“ Lungengefühl wie bei einer Bronchitis – und all das, während viele der gerauchten Zigaretten schon gar nicht schmeckten. Ja, ich bemerkte sie nicht einmal, während ich sie rauchte, denn das geschah ganz unbewusst und beiläufig, während ich mich auf andere Dinge konzentrierte – zum Beispiel aufs Schreiben, aufs Gestalten, auf Lesen und kommentieren.
Ich wollte also einerseits nicht mit dem Rauchen aufhören, andrerseits aber diese Missbefindlichkeiten verbessern. Da bleibt dann nur die Reduzierung, das Zählen der Zigaretten, das Beobachten der physischen und pychischen Bedürfnisse, die mich danach verlangen lassen, die nächste anzustecken.
Sportlicher Ehrgeiz
Und siehe da: Genau das, was ich immer für unmöglich und nicht machbar gehalten hatte, funktioniert nun doch! Ich reduzierte zunächst auf „erlaubte 15“, rauchte aber nur maximal 12 bis 13. Dann senkte ich die erlaubte Zahl auf 13 und schaffe es seitdem mit 7 bis 10 Zigaretten pro Tag. Und tatsächlich: das Hüsteln ist schon weg, ich atme freier und fühle mich insgesamt besser. Ich pflege diesen kleinen sportlichen Ehrgeiz, unter 10 zu bleiben und freunde mich damit an, nicht mehr ins unbewusste „vor mich hin werkeln“ am Monitor zu verfallen, für das die Zigarette den Anker in der physischen Welt darstellte (so nach dem Motto: der Körper will sich auch dann noch spüren, während ich mich ins Virtuelle abseile).
Eine Hilfe ist die Arbeit im Garten: wenn ich körperlich etwas zu tun habe, fühle ich kaum je den Drang zu rauchen. Vermutlich deshalb, weil dabei auch so die „Belohnungsstöffchen“ Dopamin, Serotonin und Endorphine ausgeschüttet werden, die man als Nikotinsüchtiger über die Droge hervorstimuliert. Das Schädliche ist aus meiner Sicht sowieso nicht die Zigarette, sondern das Gesamtsetting des Lebensstils, den ich lange schon praktiziere: sitzend vor dem Monitor verdiene ich meine Brötchen, kommuniziere mit Freunden und Bekannten, schreibe meine Blogs und folge den Impulsen, die mir Web 2.0 begegnen – dies alles wäre wunderbar unproblematisch, wäre da nicht der Körper, dem das (zu Recht!) nicht genug ist.
Also mach ich jetzt Schluss und schwinge mich aufs Rad: die 20 Minuten zum Garten und zurück spüre ich schon deutlich als gesteigerte Fitness, wenn ich dann wieder in den 3.Stock steige. Und was die Zigaretten angeht: Vielleicht schaffe ich es irgendwann auf drei bis fünf pro Tag, das wäre dann fast wie nicht rauchen…
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16 Kommentare zu „Lebenszeichen: Gartenfreuden und weniger Zigaretten“.