Eigentlich interessiere ich mich wenig für Sport. Es müssen schon seltsame Dinge passieren, damit ich in die Tasten haue. Wie z.B. diese Auseinandersetzung um Caster Semenya:
Der Schweizer BGH hat entschieden, dass die im April 2018 eingeführte Regel des Internationalen Leichtathletikverband (IAAF), nach der Athletinnen, deren Testosteronspiegel bestimmte Werte überschreite, ausgeschlossen werden dürfen, „vorerst wieder anwendbar“ ist. In dieser Regel geht es um den Ausschluss von Frauen mit XY-Chromosomen, die einen Testosteronspiegel aufweisen, der im männlichen Bereich liegt. Für den IAAF gehört die zweifache Olympiasiegerin Caster Semenya zu den „biologisch männlichen Athleten mit weiblichen Geschlechtsidentitäten“.
Die TAZ nennt das „Ein verstörendes Urteil„.
Ich finde es eher „verstörend“, dass offenbar ernsthaft die Position vertreten wird, dass Menschen wie Semeny einfach so bei den Frauen mitlaufen (und Sieg um Sieg erringen) sollen – aufgrund physischer Eigenschaften, die Frauen ohne männliche Anteile nun mal nicht haben.
Verstörend finde ich insbesondere, dass von den Vertreter/innen des schrankenlosen Mitlaufens physisch diverser Menschen die entstehende Gerechtigkeitslücke nicht gesehen wird. Darauf wird einfach nicht eingegangen, wie so oft in „identitätspolitischen“ Streitigkeiten. Das zeigt mir, dass wichtige Werte nicht mehr geteilt werden. Wie etwa Gerechtigkeit, Chancengleichheit – und auch die notwendigen Bedingungen einer sinnvollen Debatte! Die erfordert nämlich, dass man auf Argumente eingeht und nicht einfach um eigene Empörungen und Partikularinteressen kreist wie etwa die kommentierende „Fallmanagerin“:
„Ein Skandal! Die “notwendige Sicherheit und Gleichstellung für alle Athleten“? Ich glaub es hackt! Nur weil ein Mensch nicht ins binäre System passt, ist die Sicherheit und Gleichstellung anderer bedroht? Was für ein Bullshit. Ich hoffe sehr, dass die Sportlerin doch noch zu ihrem Recht kommt.“
In einem sinnvollerweise „binär“ gestalteten Wettkampfsystem ist es geradezu selbstverständlich, dass Zwischengeschlechtler/innen ein Problem darstellen, das nicht einfach ignoriert werden kann. Die Lösung, wissenschaftlich klar nachweisbare Eigenschaften (Testosteronspiegel) als Zugangsvoraussetzung zu Wettkämpfen zu nutzen, ist eine nachvollziehbare rationale Lösung. Dazu weiter aus der TAZ:
„Die praktische Konsequenz daraus, dass Semenya nur mithilfe einer Hormontherapie wieder auf ihren Spezialstrecken starten kann, nannte Ulrich Montgomery, Präsident des Weltärztebundes WMA, gegenüber der FAZ „inverses Doping“. Ärzte sollten sich ebenso wenig daran beteiligen wie beim Dopen von Sportlern.“
Wenn Diverse mit physisch männlichen Vorteilen ohne solche Vorgaben überall mitstarten dürften, müsste man allerdings in der Konsequenz allen Sportlerinnen das Doping erlauben. Wie sollten sie denn sonst mit jenen mithalten, die durch ihre Natur mit deutlich mehr Testosteron versorgt sind?
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2 Kommentare zu „Zum Streit um die physisch diverse Leichtathletin Caster Semenya“.