Da es so aussieht, als schaffe die Menschheit es nicht, dem „Klimawandel“ (was für ein sanftes Wort!) wirksame Maßnahmen entgegen zu setzen, stellt sich die Frage, wie wir als Individuen damit umgehen. Es mangelt ja nicht an katastrophalen Szenarien, wir sind über „Kipppunkte“ informiert und sehen, dass die Regierungen entweder gar nichts tun oder Maßnahmen auf den Weg bringen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen werden, um das Steuer wirklich herum zu reissen.
Im letzten langen Kommentargespräch, das sich ab hier bereits diesem Thema widmet, schrieb Günther:
„Es gibt sicher viele, die sich umfangreich informieren, kritisch über vieles nachdenken, sich engagieren usw. Aber es sind (immer) zu wenige.
Der Großteil der Bevölkerung informiert sich nicht ausreichend, denkt wenig kritisch nach und ist oft leicht (z.B. von Politik und Werbung) manipulierbar, engagiert sich kaum, ist meist egoistisch und ignorant. Das ist zwar kein historisch neues Phänomen, sondern gab es immer schon seit Menschen in Massen zusammenleben, aber dieses Phänomen führt heute (sehr wahrscheinlich) in den globalen Abgrund.Wie ich schon geschrieben habe, male ich ungern schwarz, aber in hellen und bewussten Momenten sehe ich diese fatale Entwicklung sehr klar und deutlich. Mir geht es aber spürbar besser, wenn ich darüber reden oder schreiben kann und diese Gedanken mit jemanden teilen kann, der ähnlich denkt. Das ändert zwar nichts an dieser fatalen Entwicklung, aber macht die eigene Existenz irgendwie erträglicher und leichter…“
Mit dem wahrscheinlichen Untergang der Menschheit hat sich in den 80ger-Jahren Hoimar von Ditfurth ausführlich befasst. Sein Buch „So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen – Es ist soweit“ wurde zum Grundlagentext der erstarkenden Umwelt- und Anti-Atomkraft-Bewegung. Heute ist es noch genauso aktuell wie damals, obwohl er noch nicht von der „Klimakatastrophe“ sprach, sondern vom Artensterben („Faunenschnitt“), das durch die wachsende Menschheit zwangsläufig verursacht werde.
Seine Sicht der Dinge war schon damals äußerst pessimistisch, wie Wikipedia zusammen fasst:
„Das Besondere an Ditfurths Werk ist der philosophische zweite Teil des Buches, in dem der Frage nachgegangen wird, ob die Menschheit als Kollektiv in der Lage ist, ihr Verhalten zu ändern, denn dies sei elementare Voraussetzung für ihr Überleben. Ditfurth stellt den hohen Einfluss der Genetik auf das Verhalten anhand von Fällen aus der Zwillingsforschung dar, um die Begrenztheit des sogenannten menschlichen freien Willens aufzuzeigen. Ditfurth schlussfolgert, es sei der Menschheit nicht möglich, ihr Verhalten so grundlegend zu ändern, dass ein Faunenschnitt (Massensterben der Arten) und damit auch der eigene Untergang der Menschheit vermieden werden kann.“
Er spricht sich jedoch dagegen aus, deshalb in Depression und Verzweiflung zu verfallen:
„So wenig mich die Gewißheit meines individuellen Todes – aller Angst vor dem Vorgang des Sterbens ungeachtet – in Verzweiflung stürzen läßt, so wenig Grund gibt es, an dem Sinn des Auftretens der Spezies Homo sapiens auf diesem Planeten allein deshalb zu zweifeln, weil auch ihr Auftreten wie das aller anderen lebenden Kreatur naturnotwendig nur vorübergehenden Charakter haben konnte!“
Und das Buch endet mit den berühmten Worten:
„So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen. Es ist soweit.“
Als Hobby-Gärtnerin spricht mich das unmittelbar an! Letztes Jahr sind zwei Apfelbäume dazu gekommen und wenn ich im Garten werkele, denke ich zwar auch oft an den Klimawandel, allerdings nicht ängstlich, sondern als Anreiz, mich mit den Veränderungen in der Pflanzen- und Tierwelt konstruktiv zu befassen. Mehr Hitze- und Trockenphasen – was wächst unter diesen Umständen gut?
Das „Apfelbäumchen pflanzen“ heißt für mich auch: teilnehmen an den Bemühungen, die Entwicklungen möglichst zu verzögern, wenn es auch unwahrscheinlich ist, dass sich der Trend hin zum Katastrophischen dadurch grundsätzlich ändert. Am Freitag ist Klima-Streiktag, nicht nur mit Schülern, dieses Mal sind alle aufgefordert, an den Demos in aller Welt teilzunehmen. Selbst wenn es „nur“ gut tut, mal viele Menschen zu treffen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten politisch aktiv sind, so ist es doch wirksamer als der bloße Austausch in einem Kommentargespräch – zu dem ich natürlich weiterhin einlade!
Der Fingerphilosoph, ein leider verschwundener philosophierender Blogger, der früher hier auch mal kommentiert hat, war was mögliches Umschwenken angeht, absolut pessimistisch. Mir schrieb er mal:
Ich sehe den Tatsachen lieber ins Auge, als mir ständig etwas schönzureden. Das ist mir zu anstrengend.
Wenn ich mich also trotzdem einer möglichst sparsamen, zurückhaltenden Lebensweise befleißige, dann nicht, um die Welt zu retten oder Ressourcen zu schonen, sondern weil ich damit selbst am zufriedensten bin. Ich tu mir damit nur selber einen Gefallen. Und je weniger man braucht, desto unabhängiger ist man.
Für mich reicht das vollkommen als Begründung.
Ich füge hinzu: Weniger Autoverkehr in den Städten, weniger Konsum und Fleischverzehr, weniger Energieverbrauch – fast alles, was dem schnellen Klimawandel entgegen wirkt, kann auch die Lebensqualität verbessern. Wenn ich auf dem Rad zügig am Stau vorbei fahre, wird mir das jedes Mal bewusst!
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137 Kommentare zu „Wie umgehen mit der katastrophalen Klima-Perspektive?“.