Maria Al-Mana ruft anlässlich des dreijährigen Bestehens ihres „Unruhewerks“ zur Blogparade auf. Was uns 50-plus-Blogger zum Bloggen motiviert, will sie wissen. Ein schönes Thema!
Das Digital Diary hat nun über 20 Jahre auf dem Buckel. Damit ist es das älteste, durchgängig aktive deutschsprachige Blog, dessen Beiträge auch alle noch online sind. Das alleine ist mittlerweile schon ein Grund, weiter zu machen. Immer schon hab‘ ich angesagt, dass ich blogge, so lange ich noch eine Maus schieben bzw. die Tastatur bedienen kann – und mittlerweile hoffe ich, dass ich „diktierend“ bloggen kann, wenn das mal nicht mehr gehen sollte.
Das hohe Blog-Alter und ein Themenmix, in dem das „Weltgeschehen“ eine prominente Rolle spielt, bringt es mit sich, dass ich mich bei gravierenden Ereignissen und Veränderungen besonders gefordert fühle, dazu etwas zu schreiben. Nicht gleich, sondern mit ein wenig Abstand, mit einem weiteren Blick.
Es kommt sogar vor, dass ich „angestupst“ werde, wenn ich dann zu lange auf mich warten lasse. Wie zum Beispiel nach 9/11, als es mir erstmal „die Sprache verschlagen“ hat, bevor ich dann eine Woche danach „Vom Glück mitten im Grauen“ schreiben konnte. Oder der vergleichsweise aktuelle Artikel „Wie weiter nach Erfurt“ – da hat mich Ute Plass‘ Nachfrage nach meiner Meinung dazu bewegt, die Sache ausgiebig zu beleuchten.
Motiviert sein alleine reicht nicht
Es gibt allerdings zwei Arten von Motivation: Bei allem, was mich irgendwie aufregt oder auch positiv berührt, denke ich schon mal: darüber könnte ich jetzt schreiben! Diese Anlässe sind allerdings viel zu viele, als dass ich sie alle zu Blogposts machen könnte. Ich schreibe auch beruflich Artikel für Auftraggeber, was viel Zeit kostet, und habe noch ein bisschen Leben neben dem Schreiben! :-)
Es muss also etwas dazu kommen, um wirklich loszulegen. Das sind wiederum verschiedene Gründe:
- Etwa, wenn mir etwas länger „auf der Seele liegt“ und ich es schon mehr als einmal mit dem Liebsten oder einem lieben Freund besprochen habe. Dann muss es irgendwann auch „raus“ in die weite Netzwelt.
- Wenn ich das Gefühl habe, meine Sicht der Dinge kommt in der öffentlichen Debatte gar nicht vor – dann MUSS es einfach sein!
- Wenn ich zur Aktivistin werde, was gelegentlich passiert, poste ich Beiträge für die jeweilige Sache – seien es „Brunnen für Kambodscha“, „Formular-Übersetzungen für Flüchtlinge“ oder breitere Kampagnen wie etwa die gegen das Leistungsschutzrecht .
- Themen, die viele Kommentare nach sich ziehen (heute eher selten) motivieren mich sehr, mitzudiskutieren und evtl. Folgebeiträge zu schreiben, die im Gespräch entstehen. Durch all die Jahre ist es gelungen, hier durchweg eine angenehme Debatten-Atmosphäre beizubehalten – trotz sehr liberaler Kommentartechnik. (Dafür wieder mal lieben Dank an die Kommentierenden!).
- Skurrile Experimente wie etwa „Hey Google – plaudern mit dem Google-Assistent“ sind auch immer einen Blogpost wert. Mit so etwas will ich doch nicht alleine bleiben!
- Linkliebe und Notizbuchfunktion sind weitere Motivatoren: Einfach mal andere Blogs rühmen, sowie empfehlenswerte Artikel zu einem bestimmten Thema zusammen fassen.
Manchmal schreibe ich auch über meine Dauerbaustellen, wie etwa „Abnehmen“ oder das Bemühen ums „Bewegen & Sporteln“ – die Kategorie „gesund leben“ dient dann vor allem der Eigenmotivation, mit diesen Anstrengungen fortzufahren. Und unter „Liebe, Beziehung, Geschlecht“ teile ich – selten aber gerne – meine Lebenserfahrung und verhandle auch kontroverse Themen wie Feminismus, Geschlechtsrollen, Gender und was sonst noch so alles aufregt.
Tja, wie Ihr seht, gibt es kaum etwas, das NICHT zum Bloggen motiviert. Dabei kann ich Schreibblockaden und Sinndefizite, wie sie Thinkabout beschreibt, durchaus gut nachvollziehen. Er schließt seinen Kurzbericht mit den Worten:
„…nur im einigermassen Unmittelbaren können wir einen tatsächlich eigenen Eindruck gewinnen, zulassen. Wahr, wirklich, ist das, was uns direkt geschieht. Darum ist das Gespräch so wertvoll. Das Zusammenleben. Zeit teilen. Nicht Nachrichten.“
Stimmt, einerseits. Andrerseits auch wieder nicht, denn wieviel „Welt“ bekommen wir im eigenen unmittelbaren Leben denn mit, wenn wir alles, was per Medien herein kommt, mal wegdenken? Es wäre eine Art Vogel-Strauss-Dasein, oder etwa nicht? Erinnert mich an Kreislers „Und ich geh‘ Blumen gießen, Blumen gießen, Herz was willst du noch mehr!“ ;-)
Das bringt mich auf ein wichtiges Grundmotiv, zu bloggen: Ich will Einfluss nehmen – und sei es auch immer nur ein minimaler, marginaler Beitrag. Damit die Welt ein bisschen mehr so wird, wie ich sie gerne mag!
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16 Kommentare zu „Was mich zum Bloggen motiviert“.