Die Inhalte des Web-Magazin MMNews bewertet ein Kommentator mit den Worten “ „1% Wahrheit, 99% Ideologie“. Oft genug empfinde ich das ganz genauso, lese aber trotzdem gelegentlich die unterhaltsamen, verlässlich ins Negative bzw. 150-prozentig Katastrophale überspitzten Artikel. Es ist ja das Schöne am Netz, das Feld der Meinungen in GANZER Breite mitzubekommen und nicht bloß die einander recht ähnlich gewordenen Mainstream-Medien.
Heute also der Beitrag Tall is small – Erlebnisse in Amerika. Wirklich beeindruckend, was hier einer berichtet, der grade dort war – dabei geht es nur um die Einreise, die erste Übernachtung und den Versuch, sich zu ernähren. All das endet im dann durchaus verständlichen FAZIT:
Alles ist groß in Amerika. Selbst die kleinste Portion Pommes Frites könnte schon eine ganze Familie nähren. Wer im Restaurant ein Steak bestellt, dem wird gleich ein halbes Rind auf den Tisch geknallt. Dazu eine entsprechende Portion verkokelter Kartoffeln. Alles zusammen schwimmt in einer dicken dunklen Soße. Riesenpötte Cola, kostenlos nachfüllbar, runden das Gedeck ab. Alles serviert von inkompetenten Kellnern, die extrem bösartig werden können, wenn man erst mal bezahlt hat und womöglich noch ein bisschen verweilen möchte.
Ganz Amerika, eine einzige Dollar – Absauganlage. Am Ende hat man immer mehr gekauft, gefressen, getrunken als man am Anfang wirklich wollte – und unterm Strich natürlich auch mehr Geld ausgegeben.
– Michael Mross –
Der Autor stellt die gesamte kulturelle Verarmung der USA (gibts da wirklich nirgends ANGENEHME Restaurants??) in den Kontext der Jagd nach dem Dollar. Mir erscheint das zu eindimensional, auch wenn es an der Oberfläche so stimmen sollte.
Dieser Hang zum materiell GROSSEN, von dem man dann auch gleich VIEL haben muss: ich würde das eher als das Verfallen in die Sünde der Völlerei ansehen, die in allen Menschen angelegt ist. Der „American Dream“ ist offenbar (auch!) eine Ideologie, die traditionelle, in Europa noch wirksame Hemmungsmechanismen ausschaltet und die Lizenz zum hemmungslosen Schwelgen allen erteilt, die es sich leisten können. Sparquote Null, Konsum auf Kredit, immenser Ressourcenverbrauch, krankhafte Fettleibigkeit sind die Folgen.
Völlerei bringt eben Unglück, nicht nur fürs Klima, sondern vor allem für den, der sich ihr hingibt. Mir fällt dazu die Zeile aus dem lustvollen Sommerlied von Konstantin Wecker ein: „Genießen war noch nie ein leichtes Spiel!“ Das sehe ich auch so, ganz einfach, weil sich Genuß nicht beliebig halten und steigern lässt (z.B. durch MEHR vom selben), sondern zu seiner Kultivierung sein Gegenteil, die Askese verlangt. Diese aber beschränkt die amerikanische Religiosität auf das Sexuelle (und ist da sehr repressiv), doch im Materiellen darf und soll gerafft, verschlungen und verbraucht werden, was das Zeug hält.
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3 Kommentare zu „Alles RIESIG in den USA“.