Claudia am 13. April 2020 —

Verliebt in den Lockdown?

Was ich derzeit auf Twitter mitbekomme, wundert mich ja schon. Da wird Laschet zur Schnecke gemacht, weil er schrittweise, vorsichtige Lockerungen ins Gespräch bringt. Und die wenigen, die sich trauen, in diesselbe Richtung zu denken, werden gleich als Neoliberale, Wirtschaftsfanatiker, FDPler und „Lobbyisten“ beschimpft. Exemplarisch der Tweet:

„Wer jetzt eine Lockerung will hat derzeit sich zuerst um seine lockeren Schrauben im Gehirn zu kümmern.“

oder auch

„Wenn ich noch einmal Lockerung lese BEKOMME ICH EINEN SCHREIKRAMPF. Es ist absolut nicht die Zeit überhaupt auch nur ansatzweise darüber nachzudenken.“

Es gibt aber auch Kopfschütteln:

Wisst ihr noch, wie wir uns Sorgen gemacht haben, dass die Einschränkungen der Grundrechte durch Politiker nicht rückgängig gemacht würden?
Unter #Laschet und Lockerung BETTELT der Plebs darum, eingesperrt zu bleiben & zu verarmen.
Krass.

Mir scheint, bei nicht wenigen hat sich die Vorstellung eingeschlichen, die Pandemie könne durch „Verstecken bis zum Ende“ im Lockdown ausgesessen werden. Sie haben ganz vergessen, wie die drastischen Einschränkungen begründet wurden: Flatten the Curve, die Krankenhäuser dürfen nicht überlastet werden. Nicht etwa bis zum „Ende der Pandemie“, deren Ende ja nur auf zwei Arten kommen kann:

  • mittels Herdenimmunität, wenn also 68 bis 70% die Krankheit überstanden haben und immun sind
  • wenn ein Impfstoff gefunden, zugelassen, in Mengen produziert ist und alle geimpft sind.

Bei weiter strengen Einschränkungen wie jetzt würde es wohl Jahre dauern bis zur „Herdenimmunität“. Mit dem Impfstoff ist aber frühestens in einem Jahr zu rechnen, heißt es. Der muss dann auch noch massenweise produziert, verteilt und geimpft sein, bis die Sache durch ist. Will man so lange im „Lockdown“ bleiben?

Wie sieht es zur Zeit aus?

Jürgen Siebert vom Fontblog macht seit 25.3. sehr aussagekräftige Statistiken, basierend auf offiziellen Zahlen. Ich zeige die letzte vom 10.4. – nach Ostern gibt es Aktualisierungen auf Twitter.

Corona Statistik

„Flatten the Curve“ ist erreicht – eine exponentielle Kurve würde anders aussehen als die blaue Linie! Noch deutlicher sieht man die Veränderungen bzw. positiven Trends auf dieser Statistik:

Corona tägl. Statistik

Demnach liegt die Verdoppelungszeit der Infiziertenzahl schon seit dem 4.4. deutlich über 10 Tagen, mittlerweile gar bei über 14 Tagen. Da auch alle, die sich jetzt über „Lockerungsdiskussionen“ aufregen, in der Regel die Kanzlerin loben, sei daran erinnert, dass sie eine Verdoppelung von über 10 Tagen als „Zielmarke“ bezeichnet hat, ab der man über Lockerungen sprechen könne. Auch die Reproduktionsrate lag am 10.4. bei nurmehr 1.1 – sie sollte (und wird auch bald) unter 1 sinken, bevor man schrittweise lockert.

Es ging und geht wie gesagt nicht darum, einen Zustand zu erreichen, in dem sich niemand mehr ansteckt und niemand mehr an Corona stirbt. Das ist ein Ding der Ummöglichkeit, wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben. Das persönliche Risiko ist – nebenbei bemerkt – trotz Lockdown sehr ungleich verteilt, denn bei weitem nicht alle können sich ins Homebüro zurück ziehen und von dort aus philosophische Betrachtungen über „Entschleunigung“ und ihre Segnungen anstellen!

***

Grade hat die „Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften“ ein Statement raus gegeben:

Dritte Ad-hoc-Stellungnahme: Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden

Brisant, weil die Kanzlerin verkündet hat, sich insbesondere von dieser Studie leiten zu lassen, wenn es darum geht, über Lockerungen zu befinden. Gerade kochen die Wogen hoch!
Hier ein SPIEGEL-Bericht dazu.

Und:

Entgegen der in Umfragen ermittelten Mehrheitsmeinung, die für Verlängerung oder gar Verschärfung der Beschränkungen plädiert, bewegen sich die Menschen bereits wieder mehr.

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Diskussion

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29 Kommentare zu „Verliebt in den Lockdown?“.

  1. Ich zitiere mich mal selbst:

    „Die einzige humane Art, „Herdenimmunität“ herzustellen, wenn man dieses grauenvolle Unwort, bei dem unwillkürlich Bilder aus der industriellen Tierzucht vor dem geistigen Auge auftauchen, mit dem Begriff „human“ in einem Satz gebrauchen will, ist durch eine Impfung. Alles andere liefert die Schwachen in der Gesellschaft der Selektion durch das Virus und das kapitalistische System aus.“

    https://hostsharing.coop/@juh/103975038565555001

  2. @Juh: ich zitiere nur das, was ständig von Wissenschaftlern als einzig mögliche Ende-Varianten der Pandemie berichet wird. Und ich habe bisher keinen Grund, diese Basics anzuzweifeln.

    Ebenso wenig Zweifel habe ich aber auch daran, dass wir nicht 12 bis 24 Monate im „Lock Down“ zubringen können. Das wäre der Tod der Wirtschaft und aller Kultur.
    Mich wundert ja wirklich, wie viele meinen, wir könnten gut auch „ohne Wirtschaft“ im Homebüro ohne Ende weiter leben – von was bitte? Dass einigen die Supermarkt-Besuche als Kultur ausreichen, kann ich schon eher nachvollziehen, obwohl ein Leben nur fürs Essen eigentlich auch kein „Leben in Würde“ ist.

  3. „VB: In Deutschland gibt es ganz erhebliche Unterstützung für die Schutzmaßnahmen, zumindest bis jetzt, und dies ist meiner Meinung nach hauptsächlich auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Menschen Angst hatten vor
    einer ganz besonderen Bedrohung. Doch auch hier beginnt die Debatte, wie man aus dem Stillstand herauskommen kann. Und es beginnt eine Debatte, wie öffentliche Behörden das Problem behandelt haben. Und hier in Deutschland ist es natürlich das Robert-Koch-Institut, was im Zentrum der Kritik steht. Das Koch-Institut hat mitten im Prozess die Kriterien der Berichterstattung geändert…“

    https://vitalstoff.blog/2020/04/09/die-epidemie-ist-vorbei/#more-1904

  4. hallo ihrs,
    und wenn ihrs nicht mehr hören wollt oder könnt:
    diese impfung wird meiner ansicht nach schon von langer hand vorbereitet.
    und nicht durch irgendwelche „donklen mächte“ sondern von konkret benennbaren wenigen personen und organisationen.
    kam sogar in der sogenannten „tagesschow“ also ein öffentlich rechtlicher sender der mit zwangsgebühren dafür bezahlt wird den zuschchschaudernden seien rundfunkauftrag näherzubringen.
    kein verschwörungssender der welt könnte auch nur annähernd so deutlich
    auf die neuen kleider vom kaiser hinweisen wie diese reinigenden gehirnchirurgen.

    „Philanthrop“ Bill Gates in den ARD Tagesthemen vom 12.04.2020:

    https://youtu.be/083VjebhzgI

    – Minute 4-24 „Wir werden den zu entwickelnden Impfstoff letztendlich 7 Milliarden Menschen verabreichen.“

    – Minute 4-55 „Unsere Stiftung spielt hierbei eine große Rolle, denn wir sind die größten Förderer von Impfstoffen

    – Minute 5-37 „Sie haben absolut recht. Zu der Normalität vor Corona werden wir erst dann zurückkehren können, … wenn wir einen Impfstoff entwickelt haben.“

    – Minute 7-11 „Langfristig wird die Produktion (von Impfstoffen) so hochgefahren, dass alle Menschen auf unserem Planeten damit geimpft werden können.“

    ______

    Bill und Melinda Gates Stiftung – Thema „Globale Gesundheit“
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bill_%26_Melinda_Gates_Foundation#Globale_Gesundheit

    – Die ‚Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung‘ (GAVI) wird zu 75 % (1,5 Mrd. US-Dollar) von der BILL & MELINDA GATES FOUNDATION finanziert, die, im Gegensatz zu den UN-Organisationen (WHO), dort auch einen ständigen Sitz im Aufsichtsrat hat.

    ______

    World Health Organization (WHO) – Finanzierung
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Weltgesundheitsorganisation#Finanzierung

    – Ein Problem sehen Kritiker in der Finanzierung. 2014 berichtete ‚Frontal 21‘, dass vom Jahresbudget der WHO von etwa 4 Mrd. USD allein etwa 3 Mrd. USD freiwillige Beiträge sind, darunter auch größere Spenden von Unternehmen, insbesondere aus der Pharmabranche.

  5. @Ingo – mach‘ dich ja nicht vom Acker -:)

    Und klar, wir brauchen uns nicht wundern,
    dass am Bill-Gates-Geldwesen
    soll die ganze Welt genesen . :(

  6. https://www.youtube.com/watch?v=DnIhnfDZoZg

    tatääää:)
    mein erstes gedicht vertont und in den kommentaren mein pamphlet
    als text:) törööööööö

    ah…
    ahm.

    inhappygo

  7. Also mir ist es ehrlich gesagt egal, von wem der Impfstoff kommt. Hauptsache er ist sicher, funktioniert und ist weitgehend nebenwirkungsfrei. Was ist denn so schlimm an 1. einem Impfstoff, 2. einem Impfstoff, an dessen Finanzierung zu einem großen Teil Gates‘ Stiftung beteiligt wäre? Und ein Impfstoff, der von jemand anderem entwickelt würde, wäre weniger schlimm?

  8. ist ja nicht so dass nur hier kollateralschäden auftreten
    während herr lauterbach (ja der spd fuzzi gesundheit)
    bei jung und naiv im interview herumstottert und von 18 weiteren monaten
    der notwendigen massnahmen schwadroniert ist in südafrika
    folgendes passiert:

    Hellequin, Gentleman Bastard
    vor 1 Stunde
    In dem Dorf wo ich wohne in Südafrika hatten wir jetzt schon durch den Lockdown 4 Morde und 2 Selbstmorde.
    Der letzte Selbstmord war gestern eine Frau die ein zweijähriges Kind zurücklässt.
    Dieser „Virus“ hat noch niemanden im Ort getötet und hat gerade mal 25 Leben im ganzen Land von über 2000 Infizierten gekostet.
    Wenn man bedenkt das die Grippewelle von 2 Jahren hier fast 10,000 Leben kostete und das im durchschnitt in diesem Land alle 25 minuten ein Mensch ermordet wird…….

    das darf mir gerne mal jemand vom fach erläutern..

  9. Brendan heute, 19:54 (Zitatlink)

    Also mir ist es ehrlich gesagt egal, von wem der Impfstoff kommt. Hauptsache er ist sicher, funktioniert und ist weitgehend nebenwirkungsfrei. Was ist denn so schlimm an 1. einem Impfstoff, 2. einem Impfstoff, an dessen Finanzierung zu einem großen Teil Gates‘ Stiftung beteiligt wäre?

    was würdest du sagen wenn dir bekannt wäre,
    dass in afrika durch die von der gates foundation durchgeführten massenimpfung eine grosse anzahl von nebenwirkungen bei kindern aufgetreten sind?
    also lähmungen und so kleinkram.

    links dazu darfst du dir gerne selber suchen damit niemand sagen kann ich würde hier irgendwelche verschwörungstheorien verbreiten.

  10. @Claudia:

    Bei weiter strengen Einschränkungen wie jetzt würde es wohl Jahre dauern bis zur „Herdenimmunität“. Mit dem Impfstoff ist aber frühestens in einem Jahr zu rechnen, heißt es.

    Ja, so ist es wohl. Mehr ist m.E. dazu einstweilen auch nicht zu sagen.

    Ich merke bei mir selbst, in meinem persönlichen Umfeld, hier im Blog und auch bei meinem „Medienkonsum“ anderswo, dass jetzt bei jedem vermehrt wieder mehr oder weniger zum gewohnten mentalen „Normalzustand“ übergegangen wird, man versucht nach einem vorübergehenden Ausnahmezustand wieder so zu denken und zu handeln, wie man es von früher gewöhnt war – das gibt offensichtlich Halt, Sicherheit und nimmt vielen einen Großteil der Angst, die sich teilweise breitgemacht hat. Ist wahrscheinlich auch gut so.

    Ich habe in den letzten Wochen in der sehr intensiven Auseinandersetzung mit diesem für alle überraschenden „Einschlag“ bzw. „Erdbeben“ sehr viel gelernt – vor allem meine Menschenkenntnis hat sich vertieft und weiterentwickelt.
    Danke (einstweilen) fürs Schreiben, Lesen und Mitdiskutieren – ich werde jetzt nur mehr sporadisch hier reinschauen, so wie in den vielen Jahren davor – außer es ändert sich (weltweit) irgendetwas dramatisch an der Gesamtsituation der Krise, was ich aber nicht glaube.

    Zum Abschluss noch ein (für mich) interessantes Fundstück, das ich heute in der NZZ gefunden habe: ein Interview mit dem US-Psychologen und bekannten Autor Steven Pinker:

    „Wir leben in verrückten Zeiten.
    Das können Sie laut sagen!

    Das menschliche Leben ist tragisch, und wir müssen damit fertigwerden, jeder auf seine Art und Weise.
    Aber Sie bleiben ein rationaler Optimist?
    Klar. Wir lernen auch aus dieser Krise, wir arbeiten weiter an unserer Ratio, wir entwickeln neue technische Tools. Optimismus meint ja: Wir minimieren die Tragik des menschlichen Lebens. Alle, die kommen, werden davon profitieren.
    Welche langfristigen Folgen wird die Pandemie haben, gesellschaftlich und politisch?
    Darauf habe ich eine klare Antwort: Das meiste, was nun gesagt und geschrieben wird, wird sich als falsch herausstellen. Schauen wir mal.“


    :)


    PS:
    Was die technischen Tools, wie die sog. „Corona-App“, anbelangt, habe ich für Interessierte auch noch einen Link zu einer unverdächtigen, kompetenten und vertrauenswürdigen Stellungnahme des „Chaos Computer Clubs (CCC)“:

    10 Prüfsteine für die Beurteilung von „Contact Tracing“-Apps

    „Rolle und Selbstverständnis des CCC
    Seit weit über 30 Jahren engagiert sich der CCC ehrenamtlich im Spannungsfeld zwischen Technologie und Gesellschaft. Unsere ethischen Prinzipien stehen für Privatsphäre, Dezentralisierung und Datensparsamkeit – und gegen jede Form von Überwachung und Zwang.“

  11. „was würdest du sagen wenn dir bekannt wäre,
    dass in afrika durch die von der gates foundation durchgeführten massenimpfung eine grosse anzahl von nebenwirkungen bei kindern aufgetreten sind?“
    Was hat das mit einem sicheren, funktionierenden, weitgehend nebenwirkungsfreien Impfstoff zu tun – wenn es ihn dann gibt in ein bis zwei Jahren?

  12. @Claudia:
    Nur noch kurz zur Klarstellung, damit ich nicht missverstanden werde:
    Ich lese hier sehr gerne auch weiterhin deine Gedanken und Eindrücke zur Bewältigung dieser im Grunde unsagbaren Krise.
    Mit fällt nur jetzt gerade nichts mehr Konstruktives dazu ein und über mich will ich aus vielen Gründen nicht zu viel schreiben – das schlittert leider zu sehr ins Offtopic. Es ist dein Blog – und der ist großartig :)

  13. Ich kann dieses Gates-Bashing auch nicht nachvollziehen. Finde es super, wenn sehr Vermögende sich umfangreich für soziale Belange engagieren. Und eine von Gates bespendete WHO ist mir lieber als eine mittellose – die USA wollen ja bald gar nichts mehr zahlen, siehe Trump.

    Ich hoffe, dass der Impfstoff nicht allzu lange auf sich warten lässt! Schließlich ist die Impfung das einzig mögliche Ende der Pandemie neben der „Herdenimmunität“ auf natürlichem Verbreitungsweg, der – bei umfangreicher Aufhebung der Beschränkungen – viele Leben kosten UND das Gesundheitssystem überlasten würde. Bei ganz vorsichtigen Lockerungen (sie viel wahrscheinlicher sind) wird es sehr lange dauern, bis sich 70% infiziert haben – ich verstehe nicht wirklich, wie man unter diesen Umständen an den Bemühungen um einen Impfstoff herum mäkeln kann. Mir ist egal, wer das finanziert, die Finanziers basteln den Impfstoff ja nicht selbst zusammen.

  14. @Claudia – „Ich kann dieses Gates-Bashing auch nicht nachvollziehen. Finde es super, wenn sehr Vermögende sich umfangreich für soziale Belange engagieren. Und eine von Gates bespendete WHO ist mir lieber als eine mittellose – “
    Wenn Du diesen Deutschlandfunk-Beitrag liest, wird das „Gates-Bashing“
    evtl. nachvollziehbar?
    U.a. ist zu erfahren, dass die Melinda-und-Bill-Gates-Stiftung in die „schmutzigsten Konzere der Welt“ investiert und durch ihre Investitionen erst die Probleme schafft, gegen die sie kämpfen wolle.
    „Die Stiftung hilft mit Blutgeld“
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/bill-gates-und-sein-image-die-stiftung-hilft-mit-blutgeld.1008.de.html?dram:article_id=335222

  15. Wenn sich das medizinische Wissen alle 4 Jahre angeblich verdoppelt, sollte man sich schon fragen, warum ein Impfstoff noch 18 Monate, wie anno 1986 braucht, um verfügbar zu sein. Könnte es am Krankheitssystem liegen? Man weiß ja nix….

  16. Aus meiner Sicht sind hier zwei Parteien die hauptsächlichen Sprachrohre:

    Einmal die marktkonformen und wirtschaftsdiktierten wie besagte Leopoldina. Die haben natürlich alle Gründe, das „Big Business“ wieder anzuschieben. Denn der ganze bereits produzierte Konsumkrempel liegt auf Halde und die „eingesperrten“ Menschen haben einen gewissen Entzug zu kompensieren. Das dabei gleich ein paar Öre draufgehauen werden, ist anzunehmen. Insofern führte das „Prinzip Hoffnung“ m.E. dazu, dass der derzeitige Run auf Klopapier sich dann auf alle anderen bis dato „zu entbehrenden“ Güter überträgt. Es ist ja nicht so, dass wir jetzt direkt an Fehlen des Grundangebots leiden würden.

    Andererseits stehen die Befürworter medizinischer Sicherheit dagegen, die den „Lockdown“ solange aufrecht erhalten, bis die Gefahr eines erneuten Auflebens der Pandemie tatsächlich gebannt ist. Angesichts eines weltweiten Zustands, der die Infektion jederzeit wieder verbreiten kann durch Zunahme von Reisen, ist das derzeit dennoch die sicherere Variante.

    Natürlich kann bei einem längeren Shutdown der eine oder andere dahinter kommen, dass etwas Verzicht und Warten auf etwas Anzuschaffendes eigentlich gar nicht so schlimm ist und tatsächlich zu verändertem Konsumverhalten führen. Da spielt die Werbewirtschaft und unsere Reaktionen darauf auch noch eine Rolle.

    Aus dieser Sicht heraus nehme ich an, dass sich „nach Corona“ soviel nicht ändern wird, sondern das Leben der meisten recht schnell wieder im alten Hamsterrad bewegt.

    Um „Die Wirtschaft“ mache ich mir dabei die wenigstens Gedanken. Die stossen sich jetzt bereits an den Hilfen und Kurzarbeitergeld gesund und haben hinterher praktisch einen Freibrief für das Schurigeln der Arbeiter in jeder Form, angefangen von Gehaltskürzungen, unbezahlter Mehrarbeit bis hin zum Entlassen.

    Im Gegenzug dürfte sich das „soziale Netz“ des Staates darüber noch mehr Kontrolletti für die zunehmende Zahl Abhängiger von Hartz IV und anderen Sozialleistungen einfallen lassen bis zum zwangsweisen Verfrachten „in Arbeit“. Ein zwangsweises Verdingen dieser in solche Sachen wie Erntehelfer, Pflege oder anderen „wichtigen“, aber mies bezahlten und fordernden Berufen scheint dann nicht mehr ganz unwahrscheinlich.

    Diese Herdenimmunität ist m.E. ebenfalls solange nur Blase, bis es einen grundsätzlichen Impfschutz gibt, der dann je nach Art des Virus angepasst werden kann. Solange er fehlt, kann selbst bei genesenen Menschen kein hundertprozentiger Schutz angenommen werden, da es weiterhin möglich ist, dass eine mutierte Form des Virus erneut zum Erkranken führt.

    Am meisten geht mir dabei auf den Wecker, dass nach wie vor keine einige Strategie unserer Putzöbersten zu sehen ist. Die einen blöken Hüh, die anderen Hott. Warm hat niemand den Allerwertesten in der Hose zu sagen, bis dahin klare Kante und Schotten dicht und in der Woche davor wird anhand der Lage entschieden, wie es weiter geht?

    Stattdessen wird nur die Gerüchteküche befeurt und jeder nutzt dazu das ihm gerade am ehesten genehme Medium wie diese Leopoldina als „Berater“. Die Medien machen das Übliche und blasen jeden Furz zum Stratosphärenballon auf, solange nur das Label Corona drauf pappt.

  17. @siewurdengelesen:

    „Am meisten geht mir dabei auf den Wecker, dass nach wie vor keine einige Strategie unserer Putzöbersten zu sehen ist. Die einen blöken Hüh, die anderen Hott. Warm hat niemand den Allerwertesten in der Hose zu sagen, bis dahin klare Kante und Schotten dicht und in der Woche davor wird anhand der Lage entschieden, wie es weiter geht?“

    Da widerspreche ich! Das kling nach „Ruf nach dem starken Mann“, den ich in einer Demokratie für abwegig halte! Es gibt keinen „sicheren Weg“, weil es kein Beispiel für so eine Pandemie gibt – das sagen alle Vernünftigen und deshalb gibt es auch sehr verschiedene Meinungen über das weitere Vorgehen.
    Mir ist weit lieber, dass alle Seiten es nötig haben, zu argumentieren und ihre Sicht der Dinge mit Belegen nachvollziehbar zu machen, anstatt dass da ein Bundes-Söder auftritt und markig ansagt, wo es lang geht.

    Zudem gibt es ja durchaus ein abgestimmtes Vorgehen: Bis morgen / Mittwoch die bisherigen Regeln, morgen treffen sich die Verantwortlichen, sichten die Lage und beschließen neu. Das war so seit Wochen angesagt und wird auch so passieren.

  18. Mir ist weit lieber, dass alle Seiten es nötig haben, zu argumentieren und ihre Sicht der Dinge mit Belegen nachvollziehbar zu machen, anstatt dass da ein Bundes-Söder auftritt und markig ansagt, wo es lang geht.

    Hach – wieder falsch verstanden;-)

    Wenn dem so wäre, dann sollten das auch alle so nach aussen vertreten.

    Stattdessen spricht Laschet und Spahn von Lockerungen, auf europäischer Ebene Frau von Der Leyen von einem langsamen Ausstieg und so widerspricht sich da einige Politiker.

    Es ist wie gesagt sinnvoller, die Erwartungshaltung nicht ganz so hoch zu stecken und stattdessen nur zu verkünden, was wirklich sicher ist!
    Das ist in Summe für alle besser als für die Medien sinnloses Futter zu liefern und so btw. damit selbst im Gerede zu bleiben.

  19. Als 40 Jahre lang Tätige im NRW Schulwesen finde ich die geplante Öffnung von Schulen mehr als fahrlässig, denn da wird völlig ausgeblendet wie desaströs die hygienischen Bedingungen dort sind. Das ist das eine. Ansonsten sträuben sich mir die Haare, als ob ich nen Schlag mit dem Elektroschocker bekommen hätte, wenn ich Verwaltungstechnokraten sagen höre, man müsse das mit den Kindern „spielerisch einüben“. Wenn das mit einmal und mit allen in einer Klasse sitzenden Kindern dann klappen würde. Ich habe schon mal Klassen schließen müssen, weil durch das Verhalten der Kinder eine Kopfläuseepidemie schließlich und endlich auch das geführt hat, dass das halbe Kollegium befallen war. Ich finde es unerträglich, dass immer die den Ton angeben, die sich mit Kindern nicht abgeben. Das nur zu diesem einen Punkt.
    Ich muss übrigens diese Sache zum Glück nicht mit ausbaden, leider zwei meiner Enkel.
    LG

  20. Ich neige zu der Auffassung von Prof. Wittkowski, der sagt:
    “ Ich rate dazu das zu korrigieren, was am Anfang schief gelaufen ist: Öffnen Sie die Schulen! Es gab nie einen Grund für die Schließung von Schulen.
    Die Kinder bemerken oft nicht einmal, dass sie infiziert, und wenn, dann verläuft die Erkrankung bei Ihnen sehr mild. In den Krankenhäusern sind nicht die Kinderstationen überlaufen! Krankenhäuser werden beansprucht von den älteren Menschen, nicht von den Kindern.“
    https://vitalstoff.blog/2020/04/09/die-epidemie-ist-vorbei/

    Knut M. Wittkowski war über 20 Jahre Professor für Epidemiologie und Biostatistik und Forschungsdesign an der Rockefeller University in New York. Er ist ein ausgewiesener Experte für das Modelling von Epidemien. Eine erste Festlegung traf er in den 1980er Jahren, als er die Gefahr einer HIV-Epidemie in der heterosexuellen Bevölkerung verneinte – und Recht behielt.
    In der aktuellen Debatte um SARS-CORONA-2 erklärt Professor Wittkowski nun, gestützt auf Daten der Meldebehörden und auf Erfahrungswerte im Umgang mit Atemwegserkrankungen, dass die Epidemie ihren Höhepunkt bereits überschritten habe.

  21. „Man hat gegenwärtig den Eindruck, als ob es bei Schule- und vor allem Kindertagesstättenschließung allein um Hindernisse bei notwendiger Wissensvermittlung gehe. Doch dieser Ansatz greift zu kurz. Kinder benötigen für Ihre Persönlichkeitsentwicklung nicht nur Eltern, so viel Mühe die sich auch geben. Spielkamerad:innen sind mindestens so wichtig.

    Ein Großteil emotionaler und sozialer Grundbedürfnisse entfaltet sich allein in der Begegnung mit anderen Kindern, in Freundschaften wie auch in Grenzerfahrungen in der Gruppe der Gleichaltrigen. Das Wegbrechen dieser entscheidenden Grundbedürfnisse wird in der Debatte völlig unberücksichtigt gelassen.“

    https://www.tagesspiegel.de/politik/kinder-brauchen-kinder-warum-kitas-nicht-laenger-als-unbedingt-noetig-geschlossen-bleiben-sollten/25738918.html

  22. Nach vielen Meinungen, die ich heute in diversen Medien zum Thema Schule gehört habe, neige ich dazu, als ersten Schritt nur die Abis schreiben zu lassen, wo das ansteht – inkl. Vorbereitungsstunden.
    Vielleicht noch – wenn das zuwenig ist – ältere Schüler/innen, falls Abstand gehalten werden kann. Und nicht in allen Bundesländern gleichzeitig, damit man sehen kann, was passiert, bevor es alle machen.

    Dass Jugendliche nur leichte Verläufe haben, ist nicht der Punkt – sondern dass sie mit Sicherheit ihre Verwandten anstecken, die eben nicht mehr jung sind. Sie wären also Multiplikatoren, womöglich flächendeckend/bundesweit.

    Viel ungefährlicher erscheint mir die Öffnung von Gesc häften. Hier in Berlin sind Spätis, Bau- und Gartenmärkte, Lebensmittelgeschäfte sowieso offen – und überall erlebe ich die Abstandsschlangen, sogar vor dem Späti (für Nichtberliner: Kioske, Tante Emma-Läden, meist von Migranten betrieben). Was da funktioniert, funktioniert auch bei anderen Geschäften, warum denn auch nicht!

  23. In der vermeintlichen Alternativlosigkeit braucht es ganz besonders
    die Sicht auf Alternativen:
    „Schweden – Vorbild für Deutschland“
    https://www.welt.de/print/die_welt/finanzen/article207268361/Gastbeitrag-Schweden-Vorbild-fuer-Deutschland.html

  24. Ein Vergleich:

    Schweden: 10,23 Millionen Einwohner, ‎23 Einwohner pro km²
    größte Stadt Stockholm mit 974.073 Einwohnern (und nur 2 weitere Städte über 100.000 EW)

    Deutschland: 83 Millionen Einwohner, 232 Einwohner pro km²
    größte Stadt Berlin, 3,76 Millionen Einwohner (82 Großstädte über 100.000 EW)

    Die Reproduktionsrate als Maßstab hat MaiLab lange vor dem RKI als wesentlichen Faktor erklärt.

  25. Noch eine interessante Ursachenforschung zu Schweden:

    https://www.n-tv.de/panorama/Hat-Schweden-am-Ende-recht-gehabt-article21716911.html

  26. @Claudia – ‚Schweden‘ und andere Beispiele verdeutlichen ja, wie notwendig es gewesen wäre, dass die politisch Verantwortlichen
    ihre Entscheidungen auf eine breitere Daten-Basis hätten stellen müssen.
    Wer jedoch Zweifel an diesen verordneten Maßnahmen äußert- e wird und wurde in beschämender Art und Weise denunziert, was mit dazu beigetragen haben dürfte, dass eine breite Debatte über Virus-Gefährlichkeit und entsprechende Maßnahmen-Ergreifung unterblieben ist. Mir haben von Anfang an die regierungsamtlichen Stimmen nicht gereicht. Wird ja auch aus meinen Kommentaren ersichtlich.
    Und was MaiLab betrifft: Ihr Engagement in allen Ehren, und sie versteht es überzeugend rüber zu kommen. Warum sie allerdings weiterhin in panisch klingender Weise ihre Message unters Volks bringt, ist mir schleierhaft. Ihr kann’s gar nicht scharf genug sein, was die sog. ‚Schutzregularien‘ betrifft.

    Wie passt das zu folgender Meldung:
    Professor Alexander Kekulé, einer der führenden deutschen Mikrobiologen und Epidemiologen, fordert in einem Interview mit dem britischen Telegraph ein Ende des Lockdowns, da dieser mehr Schaden anrichte als das Virus selbst. Bei Menschen unter 50 Jahren seien schwere Verläufe oder Todesfälle „sehr, sehr unwahrscheinlich“. Die Allgemein­bevölkerung solle eine rasche Immunität entwickeln, während Risikogruppen zu schützen seien. Man könne nicht auf einen Impfstoff warten, was mindestens sechs bis zwölf Monate dauern werde, sondern müsse einen Weg finden, mit dem Virus zu leben.“

    https://swprs.org/covid-19-hinweis-ii/#latest
    (habe diese Seite ja hier schon öfters verlinkt)

  27. „Der Impfaktivismus der Gates-Stiftung“
    https://multipolar-magazin.de/artikel/der-impfaktivismus-der-gates-stiftung

    Ingo hat ja mit seinen Kommentaren versucht u.a. auf diese Verflechtungen und Gefahren hinzuweisen, was in Form u. Inhalt leider auch für mich überfordernd war.
    Nichtsdestotrotz lieber Ingo. Deine Stimme ist wichtig, wenn auch nicht immer im dadaistischen Ton. :-)

  28. Wie kann man am Anfang eines Problems nur erwarten, dass man dazu „alle Daten“ hat?

    Ich bins einfach müde, ständig an den Maßnahmen herum zu mäkeln oder irgendwelche Kritiker nachzulesen, schließlich bin ICH nicht Experte, Virologin oder sonstwas – und dass die Wissenschaftler sich auch nicht einig sind, ist normal und altbekannt.

    Im Weltvergleich steht Deutschland sehr gut da – und das reicht mir jetzt mal.
    Ansonsten freu ich mich über die anstehenden Geschäftsöffnungen, vor allem wegen der Betreiber, ich kauf ja eher online.

    Das Thema Bill Gates und Impfungen ist für mich verbrannt, sorry.

    Ich bin PC-Junkie und seit Anfang der 90ger innig mit Windows verbunden, verfolgte dabei stets die Aktivitäten von Gates, der zunächst wegen des Mega-Erfolgs von Windows zum bösen Empire stilisiert wurde, dann aber zu einem äußert großzügigem Spender mit sozialem Engagement mutierte. Der Volksverpetzer nannte ihn neulich den „Soros der Corona-Skeptiker“ – mir reichts einfach! Ich kann die Details, wie irgendwelche Impfungen irgendwo in der Welt abgelaufen sind, eh nicht nachvollziehen – und darüber hinaus wird Bill Gates derart viel Unsinn vorgeworfen, dass ich einfach nicht mehr mag!

    Lieber wende ich mich den angenehmen Seiten des Lebens zu, schließlich ist meine Lebenszeit endlich.