Was gerade rund um den Tod von Michael Jackson abgeht, erinnert mich an den Tod von Lady Di: Gestern abend ließ ich den Fernseher im Hintergrund laufen und hörte über Stunden immer wieder und wieder diesselben Berichte rund um „Jacko“: die möglichen Ursachen seines Todes, sein Leben, seine Werke, seine geplante Mega-Tournee und vieles mehr. Offenbar ist ein Gott gestorben, doch war es nicht der meine, so dass ich mit der allgemeinen Erregungswelle nicht mitschwimmen kann.
Und doch ist mir Jackson immer mal wieder aufgefallen: nicht mit seiner Musik, sondern mit seinen exzessiven Schnippeleien am eigenen Gesicht, die letztlich zur Optik einer Art alters- und geschlechtslosen „Barbie-Puppe“ führten, die in Nichts mehr der Person ähnelte, die er zu Beginn seiner Laufbahn gewesen war.
All die Fans schien das nicht die Bohne zu stören, was mich wunderte! Klar, die Musik ist das Entscheidende, könnte man sagen, nicht das Aussehen – aber so sachlich sind Fans im Allgemeinen nicht gestrickt. In jungen Jahren hätte es mich schon ziemlich angenervt, hätte sich z.B. Bob Marley auf „weiß“ trimmen oder Mick Jagger seine Lippen „harmonischer“ gestalten lassen.
Und Jacko beließ es ja nicht bei der Korrektur des einen oder anderen vermeintlichen „Fehlers“: die Metamorphosen seines Gesichts umfassten wahrlich erschreckende Stadien, in denen er aussah wie eine ägyptische Mumie, jedoch etwas „verschnittener“. Alles in allem machte er durch sein Beispiel mal wieder schlagend klar, dass Geld und Erfolg alleine nicht ausreichen, um ein in sich ruhendes Selbstbewusstsein zu gewinnen. Er fand sich offenbar nicht schön genug, auch wenn Hunderttausende ihm wieder und wieder zujubelten.
Forever young!
Er war gerade 50, als er starb. Und mal ehrlich: schon „50“ passte ja so gar nicht zu ihm, wenn man ihn so ansah. Er wollte wohl dem Mythos des Pop entsprechend, „forever young“ bleiben – es wundert mich nicht wirklich, dass er nicht NOCH älter wurde.
Neben seinem musikalischen Werk hat er wesentlich daran mitgewirkt, dass es heute schon als normal gilt, das eigene Aussehen nicht mehr als Schicksal anzusehen, mit dem man sich bestmöglich zu arrangieren hat. Der Körper ist zum Produkt geworden, dessen Gestaltung wir mehr und mehr selbst bestimmen, ja zunehmend bestimmen MÜSSEN, um im allgemeinen Trend zu gleichförmiger „Schönheit“ mithalten zu können. Aufgespritzte Lippen, weggesaugtes Fett, korrigierte Augenlider, gebotoxte Falten, künstliche Brüste und all die anderen Dienste der Schönheitschirurgen werden so normal wie der Gang zum Frisör.
Ich bin froh, dass mich dieser Trend nicht mehr erfasst! Zwar ist meine Generation durchaus Zielgruppe der Schönheitschirurgie, die mit dem Versprechen lockt, die Zeichen des Alterns zu entfernen und so zumindest die Optik „ewiger Jugend“ zu erhalten. Das aber will ich gar nicht, denn ich habe meine Jugend gelebt, genossen, erlitten und sogar manchmal zu ausschweifend zelebriert – und das heißt auch: es reicht! Es ist jetzt spannender, das Altern zu erleben und andere Qualitäten zu genießen als die, die ein glatter, straffer, junger Körper vermitteln kann. Ist ein solcher gar nur „zusammen geschnippelt“, ist das Ergebnis nichts als eine schwer wartungsbedürftige Illusion, mit der man sich zudem alle Chancen nimmt, Gelassenheit gegenüber dem Altern zu erlangen.
Michael Jackson hatte keinen Bock aufs Altern. Er starb also mit 50, fast schon ein wenig spät für einen „King of Pop“.
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13 Kommentare zu „Der Körper als Produkt: Michael Jackson“.