Erstaunlich, wie die Zeit der massiven Einschränkungen auf Dauer das eigene Verhalten beeinflusst. Zwar hat sich nach wie von an meinem Alltag nichts geändert, doch verhalte ich mich jetzt durchaus ein wenig anders, ganz ohne darüber nachzudenken.
Während der ersten Corona-Wochen waren kaum Menschen auf der Straße, die Plätze und Grünanlagen gähnend leer, der ÖPNV ebenso. Auch im Supermarkt verteilten sich die wenigen Leute so, dass auf Abstand nicht extra geachtet werden musste. Das ist jetzt anders: Es fahren wieder deutlich mehr Autos herum, die Straßen und Plätze sind belebter und in Geschäften gilt Maskenpflicht, die zumindest in den Supermärkten auch beachtet wird. Abstand an der Kasse wird durch Markierungen auf dem Boden gefördert, aber ansonsten begegnet man sich in den Gängen wieder in mittlerweile ungewohnter Nähe. Auf den Bürgersteigen sind wieder Gruppen unterwegs, aneinander „auf Abstand“ vorbei gehen ist oft unmöglich.
Und ich merke: das passt mir nicht. Unwillkürlich weiche ich aus soweit es geht, drehe den Kopf weg, atme nicht, bis die Leute im Gang bzw. auf der Straße vorbei sind. Der Mitmensch ist mir zur potenziellen Gefahr geworden und entsprechend verhalte ich mich. Fasse draußen möglichst nichts an, was auch andere anfassen, schiebe den Einkaufskorb schon mal mit über die Hände gezogenen Ärmeln, drücke den Türknopf in der U-Bahn mit dem Ellenbogen und wasche mir zuhause erstmal die Hände.
Das ist eine Veränderung, die nicht abhängig ist von meinen schwankenden Meinungen zu diversen Corona-Maßnahmen und ihren Lockerungen. Die Gefahr und das angesagte Verhalten ist ins Unbewusste gesickert und hat Abwehrmaßnahmen automatisiert, die ich nicht wirklich bewusst beschlossen habe (außer das mit dem „Hände waschen“).
Vermutlich bin ich kein Einzelfall, es geht sicher vielen so, vor allem, wenn sie sich selbst zur Risikogruppe zählen. Dass junge Menschen sich anders verhalten und auf manche Corona-Regel pfeiffen, kann ich gut nachvollziehen, denn ihr Risiko ist deutlich geringer, an einer Corona-Infektion zu sterben. Es liegt nicht bei Null, klar – aber hey, mit 20 hätte ich auch gesagt: Leben ist nun mal Risiko! Mein Zuhause war damals für mich faktisch nur Schlafplatz, von morgens bis spät Nachts war ich unterwegs. kaum vorstellbar, dass ich durchweg zuhause geblieben wäre.
Am Montag machen die Berliner Museen auf. Vielleicht eine gute Gelegenheit, mal hin zu gehen, ohne dem üblichen Gedrängel zu begegnen. Touristen sind ja noch kaum in der Stadt.
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P.S. Schade übrigens, dass ein Lächeln mit Maske nicht sichtbar ist!
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8 Kommentare zu „Selbstschutz: Bloß nicht nahe kommen!“.