Heute früh wollte ich den Tag mal nicht mit News lesen beginnen, um mir nicht gleich die Laune zu verderben. Davon abgesehen geht die Konzentrationsfähigkeit schnell den Bach ‚runter, wenn ich über „dieses und jenes“ gefühlte 1001 Fakten und Meinungen aus aller Welt konsumiere. Also erstmal blogggen, etwas Konstruktives tun, harmlose, unstreitige Inhalte teilen, die gewiss niemanden aufregen.
Der kleine Bericht „Wilder Garten im Juni“ hat mir dann auch richtig Freude gemacht und schrieb sich wie von selbst.
Bloß hätte ich den dann besser nicht auf @Gartenzeilen „vertwittert“, denn dabei lese ich immer auch ein paar Meldungen aus dem Newsfeed. Eigentlich sind das nur Tweets von Garten- und Naturfreunden, denen ich folge, ergänzt durch passende „gesponserte“ Postings. Ein solcher war heute dieser hier:
Das habe ich gerne weiter getweeted, denn ich finde es gut, Bauern aus dem Süden Europas direkt zu unterstützen anstatt Orangen aus dem Discounter zu kaufen.
Wer aber glaubt, so ein Angebot bliebe ohne Widerspruch, hat sich getäuscht. Es entspann sich folgende Konversation:
A: „Wenn es jetzt nicht Demeter wäre, könnte man es sich überlegen.“
B: „Was spricht gegen Demeter?“
A: „Pseudowissenschaftliche Esoterik auf Basis der „Ideen“ von R. Steiner“ (dazu ein zitierter Tweet, der auf einen Verriss der „anthroposophischen Landwirtschaft“ verlinkt.)
B: Werd ich mir mal in Ruhe durchlesen. Danke für den Link.
C (ich:) „Die Orangen sind trotzdem gut, auch die anderen Demeter-Anbauprodukte. Einfach mal leben und leben lassen…“
B: „Habe in dem Text jetzt auch nichts gefunden was gegen die Produkte spricht. Das Prinzip es direkt von Erzeuger zu kaufen finde ich auch gut. Und Demeter scheint viellicht komische Ansichten zu haben, aber ist ja weder menschenverachtend noch irgendwie anders schlimm“
C: „Es fehlt einfach an Toleranz, dieses Generve wegen jeder Form von „Andersglauben“ finde ich schlichtweg unsympathisch!“
A: „Werden auch mit Mist gefüllte Kuhhörner am Rande der Plantage vergraben um die kosmischen Energien in den Früchten zu bündeln? Frage für meinen Freund 😉“
C: „Selbst wenn – den Orangen macht das nix! Hornspäne und Mist sind im übrigen ganz übliche Düngergaben in vielen Gärten!“
A: „Gegen Hornspäne habe ich meines Wissens nichts gesagt – und nur weil etwas nicht schadet wird esoterischer Unfug nicht besser.“
C: „Ein Kuhhorn ist auch nix anderes. Und den Orangen schadet nicht, was der Anbauer glaubt.“
***
Ja, das ist eigentlich harmlos, ist noch nicht „Hass und Hetze“. Da will nur jemand keine Orangen kaufen, weil der Bauer nicht nur „bio“, sondern nach dem verschärften Demeter-System anbaut – und sich auch gleich ein wenig lustig machen und über die „Gläubigen“ erheben. Wobei Demeter-Anbau zweifellos esoterische Komponenten enthält, aber auch als besonders „strenges“ Bio gilt, besser als bloß „EU-Bio“.
Heftiger geht es zur Sache, wenn jemand eine Lanze für irgendwas Homöopathisches bricht. Erst recht, wenn sich mehr Anti-Glaubenskrieger einfinden und sich gegenseitig übertrumpfen. Das geht so auch bei vielen anderen Themen, die nicht auf Wissenschaft, sondern auf einem Glauben bzw. einer anderen Weltanschauung beruhen.
Dabei ist vieles, was das Leben lebenswert macht, überhaupt nicht wissenschaftlich, z.B. Liebe, Schönheit, Zärtlichkeit, Freundschaft, Staunen.
Das tolle Rot einer Rose ist wissenschaftlich nur die Unfähigkeit der Blütenblätter, andere Wellenlängen als Rot zu reflektieren. Das wunderschöne Lied einer Nachtigall ist nur akustische Reviermarkierung. Und selbstverständlich sind Heilerfolge abseits von Pillen und OP „nur“ Placebo-Effekte – sollte man am besten alles verbieten, egal wie viele durch solche Placebo-Effekte kostengünstig gesunden.
Mehr hab‘ ich dazu heute nicht zu sagen.
***
Na, dass passt ja: Grade twitterte Gilbert über einen alten Beitrag hier: „Eine der schönsten Blog-Diskussionen zu Glauben und Spiritalismus in der Moderne“:
Über Gott oder: Wie glauben Gläubige?
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10 Kommentare zu „Keine Demeter-Orangen? Toleranz wird Mangelware!“.