Claudia am 02. Juli 2020 —

Hühner halten? Nein danke!

Im Blog von Katrin Hilger ist ein Gastbeitrag erschienen unter dem schönen Titel „Ich wollt, ich hätt ein Huhn – über Hühnerhaltung und Hühnerliebe„. Darin wird ein wunderbar harmonisches Leben mit Hühnern beschrieben – die reine Freude! Eine richtig schöne Hühnergeschichte, die Stadtmenschen mit Landlust anspricht und Lust auf Hühnerhaltung macht.

Nun, ich hatte die Gelegenheit, mit Hühnern zu leben, als ich der Stadt entflohen und aufs Land gezogen bin. (Zwei Jahre hat es gedauert, dann hab‘ ich es nicht mehr ausgehalten und bin zurück nach Berlin). Ich lebte in einem zu Mietwohnungen umgebauten Gutshaus in Mecklenburg, dahinter erstreckte sich ein „Schlossgarten“ mit einem Stückchen Wald und einem ca. 400 m² großen Hühnerbereich, eingezäunt wegen der Hunde.

Der Hühnerstall war ein sechs Quadratmeter großes Häusschen mit Sitzstangen, Nestern und der Leiter zum rein und rausgehen, natürlich mit Hühnerklappe.

Hühner

Die acht Hühner haben Sitzstangen und Stall derart vollgeschissen, dass wir alle zwei Tage ausmisten mussten,  ziemlich egal, was wir reinstreuten. Die schiere Kotmenge war erstaunlich groß und sammelte sich auch auf den Sitzstangen, regelmäßige Reinigung (mehrmals die Woche!) war ein Muss!.

Abends gingen die Hühner selbständig in den Stall. Wir mussten jedoch pünktlich zur Dämmerung die Klappe schließen, wegen der Gefahr, dass der Fuchs sich einfindet. Und morgens? Hühner erwachen bei Sonnenaufgang und wollen raus! Im Winter geht das ja, aber im Frühjahr/Sommer bedeutet es, verdammt früh aufzustehen, um die Hühnerklappe zu öffnen. Jeden Tag! Will man mal wegfahren, muss es jemand anders übernehmen, morgens um fünf die Klappe zu öffnen, zu füttern und auszumisten.

Im „direkten Auslauf“ um das Häuschen herum wurden die Hühner gefüttert. Dort wuchs bald nichts mehr und alles war total verschissen. Es ist ungesund, wenn die Hühner zu lange auf so einem Boden herum laufen, denn im Kot finden Krankheitserreger beste Bedingungen. Nicht umsonst haben Bio-Hühnerhalter mittlerweile fahrbare Ställe, die immer wieder an andere Orte gefahren werden, damit der Boden sich erholt.

Sie hatten natürlich Auslauf ins größere Gebiet, allerdings interessierte sich der Hund des Hauses dann doch für sie und entdeckte seinen Jagdinstinkt wieder. Zweimal hatte jemand vergessen, das Tor zu schließen (Kinder…), einmal brach er irgendwie durch den Zaun. Insgesamt drei Hühner fielen ihm zum Opfer.

Auch nicht schön war das Verhalten der Hühner untereinander. Ich sag‘ nur „Hackordnung“! Ein Huhn war immer „ganz unten“, wurde gemobbt, gehackt, angegriffen – und sah bald aus wie ein Schatten seiner selbst. Ein Elend!

Alles in allem hab ich die Hühner nicht vermisst, als ich wieder in die Stadt gezogen bin – heute mit einem Kleingarten, der mein „Landbedürfnis“ ausreichend befriedigt. Der Abschied vom Land ist mir nicht schwer gefallen, ganz im Gegenteil.

Nur der Abschied von der zugelaufenen Katze hat richtig weh getan.

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Diskussion

Kommentare abonnieren (RSS)
4 Kommentare zu „Hühner halten? Nein danke!“.

  1. „Eine Kuh macht Muh und viele Kühe machen Mühe.“

    Ich frage mich immer, woher dieses verklärte Bild des ruhigen Landlebens bei den Städtern kommt. Sind es die „falschen“ Romane, die Vorabendserien oder gar die eigene Fantasie, die einem diesen Streich spielt?

  2. @Juri: das kommt von punktuellen Ausflügen, meist schon als Kind. Da ist alles nett, man hat nichts zu tun, reine Erholung, Naturkonsum, Picknick…
    Dann die vielen schönen Naturfilme, TV-Serien und Spielfilme, die extrem idyllisches Landleben zeigen – sowie Magazine wie „Landlust“, die die Sehnsucht anheizen und Produkte dazu bewerben.
    Und es stimmt ja auch: auf dem Land ist vieles wunderschön – eine Zeit lang!

  3. Bei den Nachbarn meiner Großeltern hatten die Hühner unter der Treppe im Flur ihre Stangen und auf den 4 Bauernhöfen und 2 Gutshöfen, auf denen ich gearbeitet, bzw. dem Pachthof, wo ich die Lehre zur staatlich geprüften ländlichen Hauswirtschaftsgehilfin gemacht habe, waren die Hühner nie ein Problem, sie liefen so nebenher, legten Eier, bis sie als Suppenhühner endeten. Der Hahn, Gockel oder Göger, krähte auf dem Mist oder stieg einer Henne auf den Rücken, wenn er nicht schon jung als Gigerl im Rohr landete. Aber vollgekackte Stangen habe ich nie gesehen. Vielleicht lag es an den Rassen. Rebhuhnfarbene Italiener oder schneeweiße Hennen, die am liebsten in der Scheune ihre Eier versteckten, quasi jeden Tag Ostern. Irgendwie hätten sie und ihre niedlichen Kücken gefehlt. Das Landleben war für mich nie eine Idylle, sondern harte Arbeit. Heißer Sommer, nasser Herbst, kalter Winter, laute Maschinen, ein Plumpsklo auf dem Hof oder Bücken im Stall. Ich schätze das Leben in Berlin, das sich bis 2001 mit Kachelofen und Badeofen trotzdem positiv vom Leben auf dem Dorf unterschied.

  4. Habe auch über den Gedanken „Hühner“ mir anzuschaffen einige Male überlegt. Es wäre ja so schön, meine Nachbarn zu ärgern, die mir manchmal mit ihren Haustieren auf den Wecker gehen. Gleichzeitig hätte ich immer eine echtes Bio-Ei am Frühstück – soll gesund sein, habe ich mir erzählen lassen. Nach diesen Gedanken kommen dann die Gedanken, was man alles dafür „Machen“ muss, wie du auch in deinem Beitrag schreibst – und schon sagt man sich, dann lieber nicht ;)