Fast einen Monat kein Diary-Beitrag, das ist selten! Zum einen liegt das an viel Gartenarbeit, die in letzter Zeit angefallen ist – und auch richtig Freude macht. Aber nicht nur, denn gar keine Freude macht mir seit einiger Zeit das News-Geschehen und die sogenannte „öffentliche Debatte“ sowohl in den klassischen als auch „sozialen“ Medien.
News, Medien und TV-Formate, die auf Skandalisierung, Herausarbeiten der Widersprüche, Kritik um jeden Preis, Erzeugen von Angst und Ressentiment bis hin zum offenen Hass, sowie das Raffen von Aufmerksamkeit durch diese „Haltungen“ aus sind, vermindern die Chancen auf rationale Debatten, Konsensfindung und konstruktive Lösungen existierender Probleme.
Mehrheitlich kommen sie mir regelrecht asozial vor, geradezu darauf versessen, möglichst viel Dissenz und Spaltung zu erzeugen, scheißegal, was das in der Gesellschaft bewirkt. Den nächsten Blogpost daneben zu stellen, der dann auch wieder nichts anderes tut als in den Chor der negativen Stimmen einzustimmen, erscheint mir sinnlos.
Deshalb übe ich seit einiger Zeit Abstinenz und meide die mutwillige Inszenierung von Kontroversen. Eher suche ich konstruktive Beiträge, sachliche Berichte, Geschichten vom Gelingen, aussichtsreiche Bestrebungen zur Lösung von Problemen. Damit geht es mir deutlich besser, vor allem erschöpft sich mein Denken über die Welt nicht mehr im Mitsingen der Abgesänge.
Konstruktive Inhalte und Debatten
Um über das Weltgeschehen informiert zu bleiben, habe ich das Radio wieder entdeckt. Im Deutschlandfunk (DLF) kommen Nachrichten und Zusammenfassungen aktueller Pressemeldungen und Meinungen in einer sachlichen Art und Weise rüber, die nicht auf das Hochkochen von Erregungszuständen aus ist. Wohltuend!
Im DLF gibt es auch eine sehr hörenswerte Podcast-Serie „Essay und Diskurs“ – hier ein gutes Beispiel:
Inventur und Neustart: Überlegungen zur Zukunft des Staates
„Ob Klimakrise oder Globalisierung: Die Corona-Pandemie hat gleich mehrere Problemfelder offenbart. Kleinere Reformen reichen nicht aus, um sie zu bewältigen. Neue, zukunftsträchtige Modelle müssen her.“
Man hört da auch mal von sehr ambitionierten Konzepten, wie der Industriestaat Deutschland tatsächlich dekarbonisiert werden könnte:
„Vor einigen Wochen stellten der Forschungsverband Agora‑Energiewende und der Mannheimer Ökonom Tom Krebs ein Szenario zur Dekarbonisierung des Industrielandes Deutschland vor, in dem Wasserstoffwirtschaft eine zentrale Rolle spielt – ohne Wasserstoff kann es keinen grünen Stahl, keine grüne Chemie und keine grüne Zementindustrie geben. Darüber herrscht Konsens. Um in Europa grünen Wasserstoff in hinreichender Menge zu produzieren, muss man Solarstrom aus Südeuropa und Nordafrika importieren. Sonst reicht es nicht. Das Ganze ist ein faszinierendes Projekt, technisch wie ökonomisch komplex, innen- wie außenpolitisch kompliziert.“
Es gibt auch ein Transskript der Sendung, es zu HÖREN ist jedoch viel besser, jedenfalls für alle, deren Aufmerksamkeitsspanne bei sehr langen Texten auf dem Bildschirm deutlich nachlässt. Ich hatte es zunächst gehört, dann aber auf den Text geschaut und festgestellt: DAS hätte ich lesend nicht durchgehalten!
Mehr?
- Bürgerrat Klima: Mehr als eine Vision
– Politikberatung mitten aus der Gesellschaft: Noch bis Ende Juni beraten Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft im Bürgerrat Klima über Empfehlungen an die Bundesregierung. Ein Pilotprojekt mit politischer Sprengkraft. DW hat mit zwei Teilnehmern gesprochen. - Geist und Gegenwart: Klänge: Sich in der Welt zu Hause fühlen
Der Rhythmus von Gegenübertreten und Wiedereintreten (ein Plaidoyer für mehr hören statt nur sehen)
Wer ähnlich konstruktive, im weiten Sinne POSITIVEN Inhalte gefunden hat, möge sie gerne in den Kommentaren verlinken!
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16 Kommentare zu „Medienabstinenz und die Suche nach dem Konstruktiven“.