1992/93 war ich Projektleiterin in Sachen „Klimakampagne“: Mieter/innen zum Stromsparen bewegen mit allerlei Anreizen. Das war sehr erfolgreich, doch bin ich mir nahezu sicher, dass der Effekt wieder abflachte, sobald keine Anreize und kein „Challenge“-Gefühl mehr da waren.
In dieser Zeit hab‘ ich auch über BTX eine Umfrage in einem großen Forum gestartet mit der Frage
„Wieviel Prozent Eures Einkommens könntet Ihr sparen, wenn Ihr nur das kauft, was Ihr wirklich braucht?“
Die Ergebnisse lagen zwischen 20 und 80%! Man müsste mal heute so eine Umfrage machen, ich wette es kämen noch immer viele Einsparpotenziale heraus!
Die große Sorge um „unseren Wohlstand“ kann ich allenfalls bei Menschen verstehen, die sehr wenig Einkommen haben und für die Lebenshaltung nahezu alles ausgeben müssen. Beim großen Rest ist doch sehr viel Puffer da, der aktuell für Luxus, Bequemlichkeiten und allerlei leicht Verzichtbares ausgegeben wird.
Zu hohe Strompreise? Strom ist bei mir, die ich ganztags den PC nutze und danach auch viel TV, ein recht kleiner Posten mit ca. 30 / Monat. Der Verbrauch ist gesunken, seit ich einen Anbieter nutze (e-wie-einfach.de), der mich mal mit erheblichen Umzugsprämien gelockt hat. Das alleine hätte nicht gereicht, das machen ja viele, aber: Bei diesem Anbieter (Öko-Strom und Gas) gibts Tarife, die ohne Grundgebühr sind: man zahlt lediglich pro verbrauchtes KW!! Das führte dazu, dass ich tatsächlich sehr schnell Routinen änderte und nun automatisch z.B. überall Licht ausschalte, den PC bei Nichtgebrauch runter fahre und manches mehr.
Kurzum: ich denke, da ist noch viel „Wohlstandsspeck“ bei vielen vorhanden, die kaum etwas vermissen würden, wenn sie ihren Nice-to-Have-Konsum und ihr Energieverbrauchsverhalten etwas ändern müssten.
Die ständig von den Medien hoch gepuschte Angst vor Wohlstandsverlusten kann ich also nicht wirklich nachvollziehen. Mit etwas weniger ginge es den meisten von uns doch immer noch gut.
***
Dieser Text entstand als spontaner Kommentar auf Horst Schultes Blogpost Der ultimative Zeitpunkt zum Wechsel der Prioritäten. Mir ist durchaus klar, dass meine höchst persönliche Lebenserfahrung statistisch nur ein Einzelfall ist, doch gibt es auch Daten, die zeigen, wie unglaublich das Geldvermögen in Deutschland während der Pandemie gestiegen ist. (7 Billionen Sparvermögen Ende 2020 = Rekordwert). Nun wünsche ich uns natürlich auf Dauer kein Leben ohne Urlaub, Essen gehen, Kultur-Events, ABER: etwas weniger Konsum wäre sicher möglich, ohne dass die gefühlte Lebensqualität wirklich in den Keller fällt.
Diesem Blog per E-Mail folgen…
Diskussion
Kommentare abonnieren (RSS)
8 Kommentare zu „Wie berechtigt ist die panische Angst vor Wohlstandsverlusten?“.